Das Geheimnis des Nudelbauern (IV)
IV
"Erstmal Platz nehmen"
Ein nicht enden wollender Schwall italienischer Vokabeln ergoss sich über uns. Ob es auch schweigsame Italiener gibt? Einige Unterschiede im Habitus der Völker fallen eklatant auf. Dieser lautstarke italienische Singsang – unglaublich! Das kleine Männchen voran betraten wir einen spärlich beleuchteten Raum, in dem eine lange Tafel stand. Im offenen Kamin knisterte ein ausgehendes Feuer. Auf den gekalkten Wänden ein wirres Schattenspiel. Flink nahm das kleine Männchen ein Holzscheit von einem Stapel neben dem Kamin und legte es nach. Funken stoben in den Raum.
Wir sollten uns an die Tafel setzen, während das kleine Männchen in Windeseile eine Karaffe Weißwein sowie Wasser, Gläser und eine große Schale mit Weißbrot servierte. Ich rieb mir die Augen – die Wärme des Kaminfeuers verstärkte meine Müdigkeit von der langen Fahrt. Der stämmige Sven hatte einen Teil seiner Ausrüstung mitgeschleppt. Es dauerte ein Weilchen, bis alle Platz genommen hatten.
Wir teilten uns in zwei Gruppen auf. Das kleine Männchen saß am Kopfende der Tafel, umsäumt von Regina und Kaiman Fallala, die einzigen unter uns, welche der italienischen Sprache mächtig waren. Sven, neben Regina, wurschtelte an seinen Gerätschaften herum. Wir restlichen drei platzierten uns, um nicht zu stören, ans andere Ende der Tafel. Ehe wir uns versahen, hatte das kleine Männchen eine zweite Karaffe Wein gebracht, damit wir zum Nachgießen unserer Gläser nicht aufstehen mussten.
Am Weißbrot knabbernd betrachteten wir neugierig das hemdsärmelige kleine Männchen, unseren Gastgeber, seines Zeichens der Nudelbauer.
bonanzaMARGOT
- 27. Mär. 16, 09:24
- boMAs Gedichte und Texte