steppenhund - 03. Mär. 16, 14:08

Also Buchhaltung war für mich immer ein Horrorbegriff. Allerdings hat mein Vater neben seinem Beruf mit Buchhaltung für ein Bauunternehmen wenigstens ein bisschen dazuverdienen können. Aber das hätte mich eher abschrecken können.
Als ich vor 27 Jahre Exportmanager bei einem berühmten Unternehmen war, rief mich eines Tages der Generaldirektor (damals war die Firma noch eine AG) und fragte mich: "Na, Herr H. (nein er sagte immer Herr Ingenieur) was wissen Sie über Buchhaltung." - "Eigentlich nichts!" Darauf meinte er: "Wissen Sie, die Buchhaltung ist ja nicht das Problem, es sind die Buchhalterinnen. Die notieren die Belege und rechnen, aber sie denken sich nichts dabei. Es ist denen egal, was man aus den Belegen herauslesen kann.
Naja, ich gebe Ihnen da zwei Bücher (ca. 1 cm stark jedes), die schauen Sie sich an und in zwei Wochen setzen wir uns zusammen und dann erkläre ich Ihnen, wie unsere Bilanz zu lesen ist. (Die wurde monatlich erstellt, weil wir im amerikanischen Besitz waren." Die Bücher waren aus den 50er-Jahren, ziemlich verschliessen. Sie erklärten T-Konto und doppelte Buchhaltung. Nicht wirklich etwas Schwieriges.
Nach zwei Wochen saßen wir wieder zusammen und er erklärte mir die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung. In der Bilanz gab es eine Zeile mit dem Titel "In Process Variation". "Sehen Sie, das ist die einzige Zeile, auf die sie schauen müssen. Nachdem die Leute in unserer Firma jede Woche die gleiche Produktion melden (10 Flügel und 2 Pianinos), ist dies die einzige Zeile, aus der sie die Arbeitsleistung der Fabrik entnehmen können."
Tatsächlich war dies ein Posten, der nur deswegen notwendig war, um die österreichische Bilanzierung auf die amerikanische anzugleichen. Es ging um unterschiedliche Bewertung der Zwischenprodukte. Wenn der Betrag negativ war, sollte man in die Firma fahren und fragen, warum sie so wenig produziert hätten. War er positiv, war soweit alles in Ordnung.
Ich lernte, wie man die Bilanz lesen musste und das hat mir später noch im Leben geholfen.
Also Buchhaltung ist kein Mirakel. Man muss nur wissen, wofür man sie braucht und was man den Zahlen an Information entnehmen kann.
Das alles gesagt habend, mag ich Buchhaltung selbst überhaupt nicht. Allerdings werde ich jetzt in Pension doch so etwas wie Buchhaltung brauchen. Ich habe nämlich in der Regel immer mehr ausgegeben, als ich mir im Kopf gemerkt habe. Aber meine Buchhaltung beschränkt sich auf einfache Einnahmen- und Ausnahmenrechnung. Die Einnahmen habe ich im Kopf und die meisten Bankomatabhebung verbuche ich innerlich auf "Fressen". Interessant sind nur die Kreditkartenbelege. Denn da summieren sich Beträge (die Flüge und Eisenbahnreisen) extrem schnell in Beträge hoch, wo ich irgendwann die Übersicht behalten muss.
Also "summa summarum": Buchhaltung ist Sch.... aber sie kann doch auch recht hilfreich sein.

bonanzaMARGOT - 05. Mär. 16, 07:35

hi steppenhund - schöne geschichte hast du dazu geschrieben.
wenn man die buchhaltung vernünftig und praxisnah erklärt bekommt, ist sie bestimmt eingängig. dass sie in der (richtigen) anwendung einen nutzen hat, ist wahrscheinlich nicht abzustreiten. als buchhalter will ich mich aber (hoffentlich) nie sehen.
im alltag und privat machen wir automatisch buchhaltung über den vergleich unserer einnahmen oder unseres bestandes und der ausgaben, indem wir die voneinander abziehen. dazu braucht es nicht den ganzen zinnober der finanzbuchhaltung, da jedem normalerweise klar ist, wie verlust und gewinn zustande kommen. die in dieser woche gelernten begrifflichkeiten und instrumente der buchhaltung verwirrten mich mehr, als dass sie einen erkenntniszuwachs bedeuteten.
na ja, die woche ist rum, und ich kann die sch... buchhaltung das klo runterspülen.

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