Zu echt, um echt zu sein


Manche Nacht träume ich derart intensiv, dass ich im Schlaf spreche. Damit erschrecke ich meine Partnerin – es muss sich gruselig anhören – ich selbst wache davon auf. Mein Empfinden schwankt zwischen Verblüffung und leichtem Horror. Für ein paar Momente durchbrach ich die Grenze zwischen der Wach- und der Traum-Welt. Dieser Umstand fasziniert mich mehr als der Inhalt des jeweiligen Traumes, und mehr als dieses schaurige, eigentümliche Gefühl bleibt auch nicht übrig.
Im Großen und Ganzen überlasse ich mich gern meinen Träumen…
Vielleicht sind Geistererscheinungen nichts anderes als sehr intensive Träume der Toten – dieser Gedanke kam mir vor Kurzem. Ich glaube nicht an Geister, aber es muss eine Dimension über oder unter der unsrigen, der Wach-Welt, geben. Oft erscheint mir alles auf eine geheimnisvolle Weise beseelt und miteinander verbunden. Nicht nur wir Menschen – es betrifft alle Dinge, die ich wahrnehme…
Ich kann mich nicht für ein 100%ig rationalistisches Weltbild entscheiden.

Der Wind rauscht durch das Laub der Bäume. Ich öffnete das Fenster, als ich nach Hause kam. O ist mit alten Bekannten verabredet. Der Nachbar, der über uns wohnt, ein Pole, klingelte unerwartet an der Wohnungstür. Er brachte ein Glas Gurken und eine Tomate vorbei. Er ist so ziemlich der einzige Nachbar, mit dem ich bisher ein paar Worte wechselte. Zu den Gurken sagte er „Selbstgemacht!“, und die Tomate hielt er mir vor die Nase, „Riechen Sie mal!“ Ich nahm die Sachen aus Höflichkeit entgegen, und er erklärte mir, wo er sein Geschäft hat.
„Und fühlen Sie sich schon als Berliner?“ fragte er abschließend.
Ich wollte erst positiv antworten, aber dann sagte ich: „Weiß nicht – wann fühlt man sich als Berliner?“
Er lachte, er stand dicht vor mir in der Tür, und ich roch seine Knoblauchfahne…

Inzwischen brachte ich den leeren Bierkasten zum nahen Spätkauf und holte einen neuen. Ich transportierte die Kästen auf dem Fahrrad, das ich die wenigen Meter schob. Erst mal ein paar Flaschen in den Kühlschrank gestellt. O. ruft mich an, wenn sie fertig ist. Es ist ein warmer, schwüler Tag. Der Himmel ist wie mit einem schmutzigen Bettlaken bezogen. Die Sonne spielt Blinde Kuh. Vorhin fielen ein paar Regentropfen. Ich warte darauf, dass das Bier kalt ist und höre Blues…

diefrogg - 12. Jul. 15, 17:05

"Ich kann mich nicht ...

für ein 100%-ig rationalistisches Weltbild entscheiden". Da geht es mir genau wie Ihnen, Herr BoMa.

Meine Träume sind in den letzten Jahren intensiver geworden - manchmal fast intensiver als das Wachleben. Normalerweise vergnüge ich mich intensiv in meinen Träumen, höre gut, folge meinen Sehnsüchten.

Als wir im Tessin in den Ferien waren, hatte ich aber schreckliche Alpträume. Zunächst hatten wir in real eine kleine, düstere Ferienwohnung, in den Hang gebaut. Es gab starken Regen in der ersten Nacht, ich hatte Angst, wir würden verschüttet, und in der Nacht danach träumte ich, ein Tsunami würde gegen unsere Scheiben donnern. Es war ausserordentlich realistisch.

bonanzaMARGOT - 13. Jul. 15, 11:48

in den träumen kehrt alles wieder, und auch gegenwärtige ängste und befürchtungen tauchen "real" auf.
es ist nicht so einfach, mit sich selbst und dem wust an gefühlen klar zu kommen. oberflächlich mag alles ruhig erscheinen, aber in uns ist einiges los - das spiegeln unsere träume wider.
KarenS - 12. Jul. 15, 18:29

ich glaube auch nicht an geister, aber daran, dass es "zwischen himmel und erde" etwas großartiges gibt. etwas, das unser hirn nicht fassen kann ...

und ich glaube, dass alle universen (multiversum) miteinander "verbunden" sind. also alles was kreucht, fleucht ...

lebt.

ich kenne diese momente der wach-und traumwelt.

bonanzaMARGOT - 13. Jul. 15, 11:49

interessant finde ich die stellen, wo sich die dimensionen oder welten durchdringen...
Url (Gast) - 12. Jul. 15, 23:44

Ich glaube, es sind die Geister in dir, die zur Zeit zu dir sprechen.Sei wachsam und höre auf dein Herz.

bonanzaMARGOT - 13. Jul. 15, 11:52

geister hin oder her - wachsam sein ist nie verkehrt.
Lange-Weile - 13. Jul. 15, 13:07

Menschen gehen immer 2 Wege...

um die Welt zu begreifen.. den strengen wissenschaftlichen und den des Glaubens..(nicht im religiösen Sinne)
und was deine Träume betrifft, glaube ich, dass in der Berliner Wohnung schon viele "Geister" gewohnt haben und jeder hat von ihnen ein bisschen Energie zurück gelassen hat.

Wer daran glaubt, kann die Geister mit Weihrauch vertreiben.. ;-)

Wenn ich in einem Zimmer schlafen soll, das z.B. lange nicht genutzt wurde...oder das Bett in einer dunklen Ecke steht, dann ist mir eine Nacht voller Albträume sicher. In solch einem Fall zerre ich die Matratze mitten in den Raum und schlafe dort, wo die Luft beweglicher ist.

Selbst in meiner Wohnung kann ich nicht in jeder Ecke schlafen.. ohne von schlechten Träumen geplagt zu werden. Weil meine Wohnung auch Erstbezug war, dürften hier keine alten Geister spucken ;-) und es liegt an der schlechten Luftzirkulation in bestimmten Nischen meiner Wohnung.

LG La We


bonanzaMARGOT - 13. Jul. 15, 13:21

das problem mit den geistern ist, dass man nicht weiß, was einbildung ist und was real.
ich glaube erstmal nicht an geister, die irgendwo noch "spuken", aber sicher besitzen orte unterschiedliche "energien", welche auf uns wirken - oder auf menschen wirken, die dafür empfänglich sind.
ebenso umgibt jeden menschen eine gewisse aura, die wir spüren können, die uns unangenehm oder angenehm auffällt.
man muss dabei auch seine eigene befindlichkeit in betracht ziehen. es ist immer eine wechselwirkung, d.h. andere menschen können es anders empfinden.

wenn ich wo wohne oder oft an einem ort bin, nehme ich diesen ort "in besitz" - ich passe mich sozusagen an, bis mir alles vertraut ist wie eine zweite haut. dazu gehören die dinge und die menschen gleichermaßen. ich tauche in eine umgebung ein und löse mich darin auf...

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