Rotverschiebung


Der Tag ist wie eine Klobrille. Fasching steht vor der Tür. Hatte ich jemals einen Sinn dafür? Das Leben fuhr an mir vorbei, und ich wunderte mich. Das Näherkommen ist spannend, während das Entfernen langweilt. Die Menschen springen willkürlich auf die Züge auf. Ich bleibe auf dem Bahngleis zurück und frage mich: „Wieso?“ „Wieso nicht?“ fragt eine innere Stimme zurück. Ich zucke mit den Schultern. Ich verstehe die Menschen nicht. So einfach. Ich verstand bereits meine Geburt nicht. Als ich heranwuchs, passte ich mich notwendigerweise an. Kein Schwein konnte mir mein Dasein erklären. Kein Schwein konnte mir erklären, warum die Welt so ist, wie sie ist. Inzwischen ergraute ich, aber meine Fragen stehen nach wie vor im Raum. Ich verstehe nicht, was auf dieser Welt abgeht. Alle reden drumherum. Sie tunken ihre Köpfe in Eimer voller Wissen, Glauben oder Fanatismus. Ich sehe einfach zu und grübele. Ich kann nicht aufhören damit, weil ich sonst Angst hätte, mich zu verlieren.
Der Tag stürzt durch mich durch. Mit ihm die gesamte Geschichte. Die gesamte multidimensionale Welt. Das gesamte Spektrum des Erlebens. Ich halte es nicht aus und schreie in mich hinein: „Wieso?!?“ „Gebe dich doch einfach dem Profanen hin“, sagt eine Stimme in mir, „was ist so schlimm daran? Springe einfach auch auf den Zug...“
Das mit dem menschlichen Bewusstsein ist offensichtlich eine Farce. All unsere Intelligenz, die wir so arrogant ins Spiel bringen. Ich bin blind für sie. Es gelten überall die Gesetze des Dschungels. Die Menschheit erschuf sich ihren ganz eigenen Dschungel.

Es gibt nur einen Zaubergarten auf der Welt, und das ist der der Liebe. Nur die Liebe kann das Leben in diesem Irrsinn erträglich machen. Jedenfalls für mich. Ich meine damit die Liebe, die einen gnädig stimmt, die einem Geborgenheit schenkt, die Wut und Ärger besänftigt, die den Hass erst gar nicht aufkommen lässt. Ich meine keine spezielle Liebe. Es ist die Liebe zur Liebe selbst.

Bleibe bei mir, meine Liebe. In einem Universum, in dem alles auseinanderdriftet, steigt in mir die Sehnsucht nach dir.

Der Tag geht in seine zweite Runde. Die Klobrille knallt hoch und runter. Ich starre durch sie durch.
Keine Ahnung, ob ich auch nur im Entferntesten ausdrücken konnte, was ich fühle. Eine Stimme in mir skandiert in einem fort: „Wahnsinn! Wahnsinn! Wahnsinn!“
Wiedermal ist der Zug längst abgefahren.

KarenS - 10. Feb. 15, 16:44

Nun, die Liebe hast du gefunden. Jedenfalls die, die zwischen Mann und Frau möglich ist.

Freue dich darüber, denn nicht einmal DIE Liebe erfahren viele Menschen. Liebe, nicht Verliebtheit. Dazwischen liegen Welten!

Du, ich finde das Leben absurd. Verstehe es auch in vielen Punkten nicht. Mann/Frau wird geboren, um irgendwann zu sterben. Wozu also dieser ganze Wahnsinn, der sich Leben nennt? Alles was dazwischen, zwischen Geburt und Tod passiert, kann schön sein. Nicht immer. Auch wenn manche Menschen sagen/schreiben, dass sie immer glücklich sind. Geht gar nicht. Aber wenn es sie glücklich macht ... hm!

Freue dich auf deine/ eure Zukunft.

bonanzaMARGOT - 10. Feb. 15, 17:34

Meine Liebe zu dem "speziellen Känguru" ist wirklich ein großes Glück. Ich weiss nicht, womit ich Miesepeter sie eigentlich verdient habe.

Ja, das Leben ist absurd. Und es gibt keine Auflösung. Man muss es durchwandern - nichts ist rückgängig zu machen...
Das sollten sich auch die Menschen überlegen, die ihre Mitmenschen aus Hass, Kalkül oder anderen niederen Beweggründen töten.
Es gibt wirklich nur einen einzigen Grund, einen Mitmenschen zu verletzen oder umzubringen - und das ist die Bewahrung des eigenen Lebens und das seiner Lieben.
Max (Gast) - 10. Feb. 15, 17:47

soso

Immerhin wäre dir dein eigenes Leben so wichtig, dass du jemand anderen dafür umbringen würdest....
bonanzaMARGOT - 10. Feb. 15, 17:52

Ja, in der direkten Konfrontation, wenn ich keinen Ausweg mehr sehe. Gott sei Dank kam ich noch nie in diese Lage.
Und du? Du würdest dich umbringen lassen?
Jedenfalls würde ich nicht als Soldat auf Befehl andere Menschen töten.
KarenS - 10. Feb. 15, 17:58

@Max

Wer würde sich nicht wehren, wenn sein Leben in Gefahr wäre?

bonanzaMARGOT - 10. Feb. 15, 18:03

Vielleicht meinte Max es anders. Mir ist nur nicht klar wie.
SpeziellesKänguru (Gast) - 10. Feb. 15, 21:30

ich liebe dich und ich bleibe bei dir ..
KUSS! zum hunderttausendmillionenmal.
ich finde unsere liebe ganz schön speziell ...
und ganz speziell schön.

bonanzaMARGOT - 11. Feb. 15, 08:23

in einiger hinsicht speziell. luftlinie fast 3000 kilometer.
SpeziellesKänguru (Gast) - 11. Feb. 15, 11:16

eine frage am rande

glaubst du eigentlich wirklich, dass man liebe und glück verdienen kann?

bonanzaMARGOT - 11. Feb. 15, 11:25

ach so, du nimmst bezug auf meine äußerung. ich wollte doch damit nur sagen, dass es für mich nach wie vor ein unfassbares glück darstellt, dich getroffen zu haben.
das war ironisch von mir gemeint. verdiene ich so viel glück? wer verdient schon so viel glück?

das leben ist leider nicht immer gerecht. es benachteiligt oft die, die sich abrackern, und begünstigt jene, die betrügen und lügen. (ich gehöre zu keiner der beiden kategorien.)
man muss bereit für das glück und die liebe sein. mehr kann man nicht machen.

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