Stöckchen find ich scheiße


Ich hatte in meinem Leben nie größere Probleme mit meinen Mitmenschen. Normalerweise werde ich als nette, vertrauenswürdige Erscheinung wahrgenommen. Im Altenheim war das Feedback überaus positiv. Nur mit den Chefs kam ich nicht immer klar. Eigentlich bin ich eher von zurückhaltender, schüchterner Natur. Ich fühle mich in größeren Menschenansammlungen nicht wohl. Am liebsten sitze ich in Kneipen, die nicht zu voll sind. Zum Beispiel fünf lange Stunden mit über zweihundert Menschen in einer fliegenden Sardinenbüchse zusammengepfercht zu sein, bedeutet für mich eine echte Nervenprobe. Bestimmt geht es anderen ebenso. Als Außenseiter empfinde ich mich nicht. Etwas eigenbrötlerisch vielleicht. Aber in der Regel passe ich mich an, wenn es die Umstände verlangen - so auf der Arbeit, wo es wichtig ist, ein Teamplayer zu sein.
Wenn ich allerdings privat über Themen diskutiere, kann ich mich schon mal in Rage reden. Vielleicht sage ich dann und wann zu deutlich meine Meinung. Ich will damit aber niemanden vor den Kopf stoßen. Auch die Blogs nutze ich als Forum, um (zwischendurch) frei von der Leber weg Stellung zu beziehen. Dabei werde ich so gut wie nie persönlich. Meine Kommentare fallen harmloser aus als die meisten Reden im Bundestag. Und wenn ich wirklich mal einen Tiefschlag landete, bin ich mir nicht zu schade, mich zu entschuldigen. Wer hat schon einen absolut edlen Charakter? Wichtig ist die Fähigkeit zur Selbstkritik. Und ebenso wichtig ist es, andere Meinungen auszuhalten. Wenn aber Tatsachen offensichtlich verdreht werden, oder wenn Menschen, die mich nur über das Bloggen kennen, meine Person herabwürdigen, ärgert mich das. Wen würde das nicht ärgern? Als ich Steppenhunds Antwort auf meinen Kommentar auf seinem Blog las, sagte ich zu mir: „Mann, Mann, Mann, tut das Not, Steppenhund?! Es geht doch nur um diese blöden Stöckchen, und du unterstellst mir wegen einer simplen Polemik Taktlosigkeit und machst ein Fass auf. Nicht nur, dass du mir in diesem Falle Taktlosigkeit vorwirfst – nein – du schimpfst mich einen taktlosen Menschen. Ich zitiere: „... eine Eigenschaft, die Du nicht hast - nämlich Taktgefühl.“ Steppenhund, ich empfinde mich als ganz normal taktvollen Menschen. Ich würde niemals eine solche Einschätzung zu deiner Person abgeben..."
Nun gut, ich nehme es nicht persönlich. Zu oft musste ich in den Zeiten als Literaturforenmitglied und danach als Blogger solche unter die Gürtellinie gehenden Aussagen hinnehmen. Ich schwimme eben nicht gern mit dem Strom. Arschkriecherei war nie mein Fall. Ich bin froh, dass wir in einer offenen Gesellschaft leben, wo wir munter über unsere verschiedenen Meinungen streiten können – möglichst, ohne persönlich zu werden oder uns gegenseitig in die Luft zu sprengen.

mac38 (Gast) - 03. Feb. 15, 12:17

so ganz unrecht hat er ja nicht,

der steppenhund.
vielleicht kannst du einmal nach gemeinsamkeiten suchen, warum du als literaturforen- und bloggermitglied schwierigkeiten hast.
möglicherweise bist du im persönlichen umgang wirklich sympathisch.
"kritik" kommt persönlich auch ganz anders als schriftlich rüber, weil dann auch mimik dabei ist.
und möglicherweise bist du auch nur neidisch, weil dich niemand so weit schätzt, dass er dir ein stöckchen schickt. ;)

mac38 (Gast) - 03. Feb. 15, 12:30

nachtrag

für ein gedeihliches miteinander finde ich folgende richtline nützlich "du musst nicht alles sagen, was wahr ist, aber alles was du sagst, muss wahr sein".
bonanzaMARGOT - 03. Feb. 15, 12:43

quark, ich blogge seit 2006, und ich bin sicher nicht neidisch, dass mir kein stöckchen geschickt wird. jessas! auch habe ich keine schwierigkeiten als blogger. ich blogge nicht, um mich in einer bloggergemeinde beliebt zu machen sondern um als mensch mit meinen meinungen, meinen interessen und meiner kreativität offen aufzutreten. dass ich nicht von allen gemocht werde, nehme ich in kauf.

zu deinem nachtrag: ich halte mich gern an die wahrheit.
bonanzaMARGOT - 03. Feb. 15, 13:14

nachtrag

in den literaturforen gingen mir die sogenannten blümchendichter auf den keks und diejenigen, die meinten zu wissen, was lyrik ist, weil sie sie wahrscheinlich selbst erfanden.
ausserdem ging mir dieses gegenseitige honig ums maul geschmiere gründlich auf den senkel: alle hocken im arsch des anderen und huldigen einem obermufti.
KarenS - 03. Feb. 15, 12:36

Ich kannte dieses "Stöckchen" nicht, und habe mal gegoogelt. Hat etwas von "Stiller Post" für mich. Haben wir gerne als Kinder und Jugendliche gespielt. Heute wäre es nichts mehr für mich. Aber jeder wie er mag. Hier ein Link:

http://stefan.waidele.info/2009/04/27/was-ist-ein-blogstockchen-definition/

bonanzaMARGOT - 03. Feb. 15, 12:54

"stiller post" kenne ich nicht. ich kann mich nicht an dieses spiel erinnern.
ich finde es halt albern, wenn erwachsene stöckchen spielen... aber okay - wie du es sagst: leben und leben lassen. jeder nach seinem gusto.

in meinem beitrag hier geht es vordergründig jedoch nicht um die stöckchen sondern um die streitkultur.
KarenS - 03. Feb. 15, 13:58

Eine Streit „Kultur“ kann es im Netz nicht geben. Nur ein Gezanke, welches zu nichts führt. Zu einer „guten“ Streitkultur gehören: Gestik, Mimik, Stimmlage, also der Ton eines Menschen um sich überhaupt (einigermaßen) verständlich zu machen. Und vor allem, ihm oder ihr dabei ins Gesicht zu schauen, in die Augen vor allem. Das geht im Netz nicht. Habe mich einmal in einem anderen Forum darauf eingelassen, seitdem nie wieder!

Und jemanden per Ferndiagnose einzuschätzen ist für mich sowieso Schwachsinn. Geht gar nicht! Es fehlen auch hier (übertriebene rechtfertigende) Millionen Hintergründe eines Menschen, und selbst wenn man/frau sie kennt, kennt er einen Menschen noch lange nicht.

bonanzaMARGOT - 03. Feb. 15, 14:10

gerade in einem medium wie dem internet muss es eine streitkultur geben.
vielleicht müssen wir alle noch mal lesen lernen. wir lesen doch auch bücher und verstehen die...
und briefe schreiben wir uns doch auch schon seit hunderten jahren. ich kapiere nicht, dass wir da nun seit der erfindung des internets wie sprachliche neandertaler auftreten und z.b. mit smilies rumhantieren oder mit stöckchen.

selbstverständlich hast du recht, dass mimik und gestik wichtig in der vis à vis kommunikation sind. missverständnisse kann es immer geben. auch die mimik und gestik kann zu missverständnissen führen - aber dafür haben wir verstand und sprache, um diese wieder auszuräumen.
lovehunter - 03. Feb. 15, 14:05

Stöckchen ist was für die Hündchen :)

bonanzaMARGOT - 03. Feb. 15, 14:15

wobei nicht immer klar ist, wer wen dirigiert.
ich meine: wer das stöckchen wirft, ist unter umständen primitiver als der, der dem stöckchen nachjagt.
KarenS - 03. Feb. 15, 14:32

Klar lesen und verstehen? wir Bücher, aber jeder mit SEINEN Augen und SEINEN Gedanken. Was der eine SO interpretiert, bedeutet doch noch lange nicht, dass ein anderer es ebenfalls SO sieht. Und das ist auch gut so.

Für mich, und dabei bleibe ich, KANN es im Netz keine Streitkultur geben.

Diskutieren ist eine feine Sache. Für mich aber nur mit einem oder mehreren Gegenüber.

Schönen Tag noch.

P.S. "Stöckchen" finde ich auch Scheiße. Gruppen bilden und bejubeln sich gegenseitig. Aber wie gesagt: Jeder wie er mag.

bonanzaMARGOT - 03. Feb. 15, 14:48

ich bin eben der meinung, dass kultur bedeutet, dass man einen freien raum, der z.b das internet ist, mit werten ausfüllt. dazu gehört die streitkultur. als die sprache erfunden wurde, haben unsere steinzeit-vorfahren ja auch nicht gesagt: lassen wir das lieber sein, bringt doch nichts; das bringt nur missverständnisse und am ende mord und totschlag...
okay. nun ist es eh zu spät. wir haben die sprache und die unterschiedlichen medien, die sich durch die technik stetig weiterentwickeln. wir als menschen müssen dabei aufpassen, dass wir uns nicht sprachlich und intellektuell zurückentwickeln. leider erkenne ich eine solche tendenz im netz...
womöglich halluziniere ich aber nur.
bonanzaMARGOT - 03. Feb. 15, 14:54

p.s.

diese grüppchenbildung ist ausserdem eine ziemlich ätzende erscheinung... aber nicht nur im netz. ist wahrscheinlich genetisch bedingt. mir scheint das entscheidende gen dazu zu fehlen.
KarenS - 03. Feb. 15, 15:17

Noch einen letzten Kommentar. Auch mir scheint jenes Gen zu fehlen. Bin darüber aber eher froh als "traurig" ...

habe noch nie mit den Wölfen geheult. So, jetzt muss ich aber raus. Tschüssi.

bonanzaMARGOT - 03. Feb. 15, 15:25

okay, tschüss!

ich fragte mich schon in meiner grundschulzeit, warum sich viele meiner mitschüler um den einen mit der großen klappe versammelten und sich von ihm sogar demütigen ließen.
mein gerechtigkeitssinn ist einfach viel zu groß... ich unterstütze darum immer die, die eher aussenseiter sind oder von den anderen gehänselt werden.
das machte mich zwischendurch, als ich selbst ziemlich viele probleme hatte, zum opfer von mobbingattacken der meute.
sie spüren nämlich genau, wenn man anfällig dafür ist.

(momentan bin ich nicht anfällig.)
Lange-Weile - 07. Feb. 15, 00:57

am Stock gehen ;-)

Hallo Bo.,

hab mich rundrum belesen, was die Stöckchenwirtschaft ausgelöst hat. Ich nehme an, du bist den Herrn Steppenhund bei dem besagten Kommentar oder schon vorher mal auf den Schlips getreten. Sowas kann passieren.

"Der Empfänger bestimmt die Botschaft", heißt es, d.h. man weiß nie, was der andere aus den Worten und Sätzen heraus liest oder hört.

Ich kann mir gut vorstellen, das die Stöckchengeschichte auch von Blogbetreibern in die Internetwelt gesetzt wurde, damit ihre Mitglieder immer wieder Impulse bekommen, ihren Blog zu pflegen und weiter am Ball zu bleiben.

Auf der anderen Seite gibt es für die, die diese Stöckchen bearbeiten und weitere Blogger einladen - nach Schnellball - oder Kettenbriefprinzip - entsprechend der Fragen auch Impulse für das Nachdenken über sich selbst. Erfahrungsgemäß sind Blogs besonders beliebt, wenn viel persönliches von einem mit rüber kommt.

Das das Stöckchen für dich nichts ist, kann ich gut nachvollziehen, denn du magst keinerlei Vorgaben und ein Stückchen ist klare Vorgabe.

Jetzt ist es aber spät geworden ;-)

LG La We


bonanzaMARGOT - 07. Feb. 15, 08:24

ich verstehe steppenhunds verhalten nicht. vielleicht sein beschützerinstinkt. er deutet meine meinung als angriff gegen die blogger (meist frauen), welche diese stöckchen aufnehmen oder anleiern und meint mich zurechtweisen zu müssen.
was soll`s, das thema ist abgehandelt.

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