Samstag, 20. Oktober 2018

Zwischenstaging


Mit den Büro-Hühnern komme ich zurzeit ganz gut klar. Ich würde sogar sagen, dass ich sie ins Herz geschlossen habe – ähnlich wie damals die Alten im Altenheim. Dass ich in ihrer Mitte angekommen bin und auch in Sachen Tumordokumentation einige Fortschritte machte, sehe ich an den Neuen, die sich wie ich damals durch einen dichten Wald von Fragezeichen zu kämpfen haben, während ich die Tumorfälle mit meiner erfahrenen Kollegin inzwischen auf Augenhöhe diskutiere. Nein, ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen – ganz durchsteigen werde ich in diesem Job wohl nie. Man muss nicht alles haarklein verstehen. Sowieso kommt ein gewisses Verständnis ganz von allein. Einfach am Ball bleiben… Das größte Wissen nutzt nichts, wenn man`s nicht kapiert und daraus keine Lehren ziehen kann. Ich halte unsere überbordende Wissensgesellschaft für äußerst verwirrend und belastend für den Einzelnen. Alles wird durcheinander geschmissen. Kein Schwein blickt mehr durch. Jeder hockt auf der Insel seines seeligen Spezialwissens und spricht in Sieben Siegeln. Überhaupt wird viel zu viel gequatscht (vor allem aneinander vorbei). Unglaublich dieser tagtägliche verbale Dünnschiss!
Was ich aber sagen wollte: Auch wenn ich weit davon entfernt bin, dass mir die Arbeit Spaß macht, habe ich mich doch unleugbar ein Stück weit akklimatisiert. Viel mehr muss gar nicht sein. Wenn ich mich dann noch privat von der Trennung erhole und ein paar nette Bekanntschaften mache, kann ich mich als rettungslos glücklichen Menschen betrachten.

Mittwoch, 17. Oktober 2018

TV-Tipp

"Sieben", 22 Uhr 30, kabel eins

Mittwochs-Zitat

Die Frau, die betrügt, hat im Gegensatz zu den Männern ein Bedürfnis sich nachher, wäre es auch nur vor sich selbst, zu rechtfertigen; darum läßt sie es sich selten am Betrug genügen, sie verleugnet und verrät zugleich.
Arthur Schnitzler

Montag, 15. Oktober 2018

TV-Tipp

"Mr. Turner - Meister des Lichts", 20 Uhr 15, Arte

Sonntag, 14. Oktober 2018

Die Bayern wählen


Sehr geehrte Damen und Herren! Kommen Sie näher! Treten Sie ein! Erleben Sie nie dagewesene Sensationen! Die Bayern wählen! Aktuell für Sie in der Erstaufführung eine Horrorkomödie der CSU „Das Eis schmilzt“! Danach ein Requiem für die SPD „Wir pulverisieren uns selbst“! Neu dabei der Aufsteiger der Stunde, die AFD, mit dem Gassenhauer: „Gebt uns unseren Adolf zurück“! Für das Rahmenprogramm sorgen die Grünen, heute mit einem besonders schaurigen Lach Yoga! Meine Damen und Herren machen Sie mit! Hahaha! Weiter geht es mit der FDP und ihrer Tanztruppe! Lassen Sie sich überraschen! Die Rocky Horror Picture Show ist ein Dreck dagegen! Erleben Sie mit, wie sich Franz Josef Strauß im Grabe umdreht! Kommen Sie näher! Treten Sie ein! Bei uns sitzen Sie in der ersten Reihe! Die Bayern wählen! Nur keine Hemmungen! Wir sind für Sie da, falls es Ihnen zu gruselig wird…

Samstag, 13. Oktober 2018

Unteilbar


Unteilbar ist nichts. Soweit ich weiß, ist es nur eine Frage der Energie - man kann quasi alles zerschießen. Wir stoßen dabei in immer irrwitzigere mikrokosmische Dimensionen vor, die sich kein Schwein mehr vorstellen kann. Gespensterteilchen fliegen uns um den Kopf, und eine ominöse Dunkle Materie durchdringt alles, ohne dass wir sie zu fassen kriegen. Ich bin schon immer fasziniert von solcherlei Grundlagenforschung. Ich würde gern wissen, woher mein Arsch kommt sowie das ganze Außenherum. Gott ist als Erklärung nicht mein Ding. Wenn ich mir anschaue, wie sich die Menschen ihren Gott zerschießen…, sie sich zwar in den monotheistischen Religionen auf denselben Gott berufen, aber machtbesessen, wie sie sind, in Juden, Christen, Moslems und was weiß ich alles zerfallen. Und damit nicht genug, sie schlagen sich dabei noch gegenseitig die Köpfe ein. Vollkommen irre: Zum einen der CERN Teilchenbeschleuniger, wo Wissenschaftler die Grundlagen des Daseins erforschen, und zum anderen Horden von Idioten, die sich aufgrund unterschiedlicher Glaubensrichtungen anfeinden und bekriegen. Was ist nur in den 14 Milliarden Jahren nach dem Urknall passiert, dass ich hier in dieser bescheuerten Welt hocke und nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll? Können nicht einfach alle nur Menschen sein? Die Erde ist furchtbar winzig im kosmischen Maßstab, weniger als ein Sandkorn auf einem endlos langen Strand… Wozu dieser Heckmeck mit Religionen, Nationen und Grenzen? Einfach mal in einer sternenklaren Nacht auf eine Wiese legen und gucken… einfach nur gucken. Seht Ihr was anderes als ich?

Heute findet in Berlin die „Unteilbar-Demo“ statt. Unter dem Motto: „Solidarität statt Ausgrenzung“. Zehntausende werden kommen. Gute Sache eigentlich. Aber allein der Gedanke an die sich durch die Stadt wälzende Menschenmenge schreckt mich ab. Gut, man will ein Zeichen setzen. Es gibt politische und religiöse Kräfte, die die Menschen wiedermal auseinanderdividieren wollen. Hatten wir in der Geschichte mehrmals. Ein Ränkespiel der Kräfte. Das Spalten einer Gesellschaft scheint leichter von der Hand zu gehen als ihr Zusammenwachsen. Die Bindungskräfte der Menschen reichen bei weitem nicht an die der Materieteilchen heran. Unteilbar ist wie gesagt nichts. Aber einen Tag lang können die Demonstranten im Umfeld von (scheinbar) Gleichgesinnten von einer unteilbaren und besseren Welt träumen. Wem`s gefällt. Ich werde (bei dem tollen Herbstwetter) lieber in die Peripherie Berlins fahren und am Ufer eines Sees bei einem Bier gedankenverloren in die Sonne blinzeln.

Freitag, 12. Oktober 2018

TV-Tipp

"Cast Away - Verschollen", 20 Uhr 15, RTL II

Mittwoch, 10. Oktober 2018

Zeitmüll


Es gibt Dinge, die die Zeit überstehen. Andere fliegen weg. Als ich mich vorhin in meinen vier Wänden umguckte, fielen mir noch einige Relikte aus der Vergangenheit auf… gar nicht wenige, wenn ich mir überlege, wie viel ich zwischenzeitlich wegschmiss. Vor meinem Umzug nach Berlin mistete ich gründlich aus – was auch nötig war. Und erst vor kurzem wanderte so einiges in den Müll. Wozu etwas aufheben, mit dem man schlechte Erinnerungen verbindet. Trotz allem bleibt genug alter Kram übrig, vor allem wenn die Zweckdienlichkeit im Vordergrund steht. Es wäre ziemlich aufwendig, die gesamte Wohnungseinrichtung auszutauschen. Bloß weil wir damals nach dem Einzug diese Sachen zusammen einkauften? Nö, so krass bin ich dann doch nicht drauf. Ich würde auch nicht die Kneipe wechseln, oder bestimmte Orte nicht mehr besuchen, an denen wir mal zusammen waren… Obwohl, es war schon ein Stück traurig, als ich in Warnemünde über den Strand schlappte. Aber dann dachte ich mir, dass ich mir solche schönen Orte nicht vermiesen lassen will, bloß weil ich hier schon mal mit meiner Ex war. Ich werde die Erinnerungen daran mit neuen besseren überschreiben. Es war gut, hier zu sein, auch wenn es wehtat. Irgendwann wird mein Herz einer neuen gehören, und ich werde kaum noch daran denken, dass es einmal eine andere Frau und eine andere Zeit gab. Der Horizont und die Sonne werden den Liebenden gehören, als wäre es nie anders gewesen.
...
Könnte man doch die Zeit wie anderen Müll entsorgen. Ich stelle mir vor, dass alle paar Monate die Zeitmüllmänner an meiner Tür klingeln und mich fragen: „Haben Sie Zeitmüll?“
Wenn sie heute vorbeikämen, würde ich lächeln und antworten: „Ja, ich habe da noch einiges…“

Mittwochs-Worte

Alkohol ist gleich Alkohol ist gleich Alkohol,
aber Bier ist nicht Wein ist nicht Schnaps.


Dienstag, 9. Oktober 2018

Wiederbelebung


Unter dem Kopf sitzt das Herz, und unter dem Herz der Arsch. Normalerweise. Allerdings gerät bei nicht wenigen Menschen diese Reihenfolge durcheinander, zumindest zeitweise. Sie kann sich sogar komplett umdrehen, so dass der Arsch ganz oben sitzt. Seltsamerweise sieht man das diesen Menschen auf den ersten Blick gar nicht an. Erst mit der Zeit merkt man: irgendwas stimmt nicht mit dem. Der Arsch kann sich nämlich perfekt als Kopf tarnen. Umgekehrt ist nicht so viel Tarnung nötig... Und das Herz verschwindet bei manchen Zeitgenossen regelrecht. Womöglich verkümmert es einfach, so dass es als solches gar nicht mehr wahrzunehmen ist. Kann aber auch in den Arsch rutschen.
Unter solcherlei Prämissen fällt die Betrachtung meiner Zeitgenossen ernüchternd aus. Regelrecht erschreckend, wenn man nach und nach seine Liebste als solches Arschgesicht erkennt. Männer stehen bekanntlich auf Frauenärsche und lassen sich somit relativ leicht an der Nase herumführen. Also von Frauen, die Arsch und Kopf richtig einzusetzen wissen. Das Herz wird dabei vorgeführt. Es hängt wie eine Marionette an Fäden und wird von Kopf und Arsch dirigiert. Wobei der Arsch die Emotionen simuliert, während der Kopf das Liebesgesülze dazu dichtet. Die Inszenierung ist beinahe perfekt. Der Gelackmeierte bemerkt den Betrug erst, wenn die Verarsche nicht mehr zu ignorieren ist. Vorher hatte er zwar eine Ahnung, die er aber geflissentlich ignorierte, weil er aus Liebe seinen Kopf ausgeschaltet hatte.
Da sitze ich also und weiß selbst nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Wenigstens spüre ich durch den Schmerz mein Herz, falls es nicht mein Arsch ist, der sich als Herz ausgibt. Wer weiß das noch genau? Wir Menschen besitzen die Begabung, alles durcheinanderzubringen. Der Moralist hat Durchfall. Seine Weisheiten stinken zum Himmel. Wir vergeben uns einander nichts. Jeder ist der Beste. Am Anfang war das Wort. Danach fing es an mit dem Kopf-Arsch-Spiel. Und das Herz wurde zwischen den Beiden zerrieben, - verkam zur Kosmetik.
Es gibt Menschen, die sich im Laufe ihres Lebens erinnern, ein Herz gehabt zu haben. Ein echtes Herz. Vielleicht kann man es regenerieren. Ist aber nicht so einfach.
Es soll auch Menschen geben, die ihr Herz nie aufgaben - darum in dieser herzlosen Welt ein sehr einsames Leben führen oder mit der Zeit verrückt werden…

Ich sollte ein wenig vor die Tür gehen. Zur Wiederbelebung von Kopf, Arsch und Herz, egal wo sie gerade rumhängen.

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