Samstag, 20. Januar 2018

Der Rückzug des Sinnlichen

...ist im Zeitalter der Digitalisierung in vielen Lebensbereichen zu beobachten. Da ist z.B. der E-Reader, welcher das Buch ersetzt. David Ramirer machte mich (in seinem letzten Kommentar) darauf aufmerksam, wie sinnlich wir doch mit den herkömmlichen Büchern verbunden sind:
„…das zieht sich hin von haptischen und olfaktorischen Streichel- und Schmuseeinheiten, versunkenen Leseorgien, exzessivem ins Buch schreiben und Eselsohren als Lesezeichen machen bis hin zu in die Ecke knallen, wenn der Mist nicht auszuhalten ist.“ *
Ich füge hinzu, dass sie oft auch dekorativen Zwecken dienen. In der Schrankwand stehen ordentlich aufgereiht die Deutschen Klassiker, schön eingebunden, sowie sämtliche Bände von Brockhaus. Aus ihnen duftet der Geist der deutschen Dichter und der Aufklärung. War das noch echte Wohnzimmerkultur!? Zusätzlich das Hirsch- oder Auerhahngemälde an der Wand über der Couchgarnitur – welch Augenschmaus beim abendlichen Zusammenklönen in der Familie oder unter Bekannten…, - welch wunderbares spießiges Absurdistan, schon immer geschmacklos und muffig – und als solches Spiegelbild menschlicher Einfältigkeit, verkrampft sinnlich zwecklos dumm.
Und heute? Wir sitzen inmitten einer Technikkultur, die nichts als öden Funktionalismus ausstrahlt, - wenn überhaupt, denn vieles ist einfach nur Schnickschnack. Worin liegt der Unterschied zu damals? Äußerlich hat sich unleugbar einiges getan. Aber Mief und Geschmacklosigkeit blieben. Es passierte nichts anderes als eine Übersetzung in unsere mehr und mehr technisierte und digitalisierte Welt.
Doch einen Rückzug des Sinnlichen gibt es wirklich auf vielen Gebieten. Ich nannte das Beispiel des Buches. Wir erlebten es auch, als die alte Schallplatte durch die CD und andere Speichermedien ersetzt wurde. Es gehörte damals dazu, der neuen Freundin seine Schallplattensammlung zu zeigen, und anschließend beäugte sie das Bücherregal… Was damals Usus war und von der Entwicklung überrollt wurde, ist heute wieder angesagt. Vinyl ist in. So läuft der Hase. Alles wird wieder und wieder durchgekaut. Heute kommen die E-Reader, und morgen sind Bücher wieder schick, zumindest als Deko.
Nichts ändert sich wirklich. Am Besten merken wir es am Sex. Er wird niemals besser, bloß weil man ein paar Stellungen wechselt.



* dabei denke ich vor allem an meine alten Schulbücher - Gott habe sie selig...

Costa Calma
















Weite

Freitag, 19. Januar 2018

TV-Tipp

"Shutter Island", 20 Uhr 15, RTL II

Donnerstag, 18. Januar 2018

Guten Morgen


Im Halbschlaf sah ich mich im Büro vorm Computer sitzen. Ich kam zur Arbeit und lief die Büros ab, um alle Kolleginnen und Kollegen zu begrüßen. Das ist bei uns Usus. Bereits um Sieben sind einige da. Überall kurz die unausgeschlafene Rübe reinhalten und „Guten Morgen“ sagen. Plötzlich hatte ich die Vorstellung, ich würde mich selbst schon dort sitzen sehen. So sehen mich also die anderen, dachte ich.
„Guten Morgen – was machst du denn hier“, sagte ich zu mir selbst.
„Weiß auch nicht.“
„Bist du`s wirklich?“
„Du solltest mich kennen. Nichts Genaues weiß man nicht.“
„Ganz schön scheiße, sich selbst zu sehen. Ich kann`s immer noch nicht glauben, was ich hier mache. Acht Stunden Tumordokumentation, fünf Tage die Woche. Wie bin ich hier nur reingeraten?“
„Dann geh doch wieder.“
Ich hielt kurz inne – „Wenn`s so einfach wäre.“

In einer Stunde halte ich den Transponder an meine Bürotür, schalte das Licht ein und schlüpfe aus meinem Mantel. Schon trudeln die nächsten ein und sagen „Guten Morgen“, von Tür zu Tür.

Mittwoch, 17. Januar 2018

Mittwochs-Spruch

Stell dir vor, es wäre immer Dienstag.

Montag, 15. Januar 2018

TV-Tipp

"Letters from Iwo Jima", 20 Uhr 15, Arte

Sonntag, 14. Januar 2018

Hunter S. Thompson - "Angst und Schrecken in Las Vegas"


… Das war der fatale Fehler an Tim Learys Trip. Er tobte durch Amerika und verhökerte „Bewusstseinserweiterung“, ohne je einen Gedanken an die grimmigen Fleischerhaken-Realitäten zu verschwenden, die auf alle Leute lauerten, die ihn zu ernst nahmen…

… Zweifellos haben sie alle nur bekommen, was sie verdienten. All diese bemitleidenswert eifrigen Acid-Freaks, die glaubten, für drei Dollar den Kick Frieden und Verständnis kaufen zu können… Was Leary mit sich selbst in den Abgrund riss, war die zentrale Illusion eines ganzen Lebensstils, den er mitgeschaffen hatte…

… Das ist derselbe grausame und paradoxerweise gleichzeitig wohlmeinende Scheißdreck, der die katholische Kirche so lange am Leben erhielt. Es ist überdies auch die Ethik des Militärs… ein blinder Glaube an irgendeine höhere und weisere „Autorität“. Der Papst, der General, der Premierminister… bis hinauf zu „Gott“.
Einer der entscheidenden Augenblicke der sechziger Jahre war jener Tag, als die Beatles sich mit dem Maharishi einließen. Es war, als hätte Bob Dylan die Wallfahrt zum Vatikan angetreten, um den Ring des Papstes zu küssen…
(Hunter S. Thompson)

Duell




Taube - Streifenhörnchen

Samstag, 13. Januar 2018

Lektüre, Safari Bar und schlaue Mücken


Wenn ich gewusst hätte, dass Miguel de Unamuno 1924 während seiner Verbannung vier Monate in Puerto del Rosario verweilte, hätte ich als Reiselektüre ein Buch von ihm mitgenommen.
So begnügte ich mich mit Hunter S. Thompson, „Angst und Schrecken in Las Vegas", - auch nicht schlecht. Ich trug das Buch immer mit mir rum, las dann aber meist erst am Abend, wenn ich alleine nach dem Sonnenuntergang in meinem Appartement verweilte. Der Lesestoff reichte nicht ganz für die Woche. Gegen Ende meines Aufenthalts war ich genötigt, einen Spiegel zu kaufen. Es hatte ganz gutgetan, ein paar Tage nichts vom Weltgeschehen und dem ganzen Zinnober mitzukriegen. Falls die Welt unterginge, würde ich es schon merken.

Für den Abend gab es die Safari Bar, die recht einladend wirkte, aber seltsamerweise verweilte ich dort nur für ein Bier oder einen Cocktail nach der Rückkehr von meinen Tagesausflügen.
Die meisten Touristen waren Deutsche, hauptsächlich Rentner, einige Familien und ein paar jüngere Pärchen, die wenigsten Alleinreisende. Mir war die Anonymität ganz lieb. Es gab unter diesen Leuten niemanden, der mich interessierte, der hervorstach. Small Talk finde ich außerdem eher lästig. Aus Höflichkeit freilich… Man kann sich nicht allem entziehen.
Die Kneipenmutter der Safari Bar war die auffälligste Person in der Ferienanlage, eine temperamentvolle Spanierin um die Fünfzig. Sie kleidete sich betont sexy mit Minirock und schwarzen Nylons, bewegte sich demgemäß aufreizend und war ständig am Quasseln und Turteln. Für die alten Säcke, die da größtenteils rumsaßen, sicher eine Aufmunterung. Mir ging ihr Gehabe nach Kurzem auf den Keks. Sowieso: wer mich ewig auf mein Bier warten lässt, sammelt Minuspunkte.
Während meiner täglichen Ausflüge hatte ich in den Strandbars genug getrunken, so dass ich abends kaum noch das Bedürfnis nach mehr hatte. Von der Safari Bar schlappte ich hoch zu meinem Appartement, wo ich mir auf dem Balkon ein Glas Rotwein und einen Imbiss genehmigte, bis es mich in die Heia zu Hunter S. Thompson zog.

In der Nacht sorgten schließlich die Mücken für Abwechslung. Ich hatte sie, da ich aus dem deutschen Winter kam, gar nicht auf dem Schirm gehabt. Ihr ätzendes Summen weckte mich mehrmals. Genervt knipste ich das Licht an und suchte wie ein Luchs die gekalkten Zimmerwände und die Decke ab… Ich jagte diese Teufelsviecher regelrecht und brachte auch einige zur Strecke (der Spiegel erwies sich als ideale Fliegenklatsche). Sie machten es mir schwer, - verbargen sich schließlich im Vorhang, wo ich sie kaum ausmachen und schlecht erschlagen konnte. Wer die Mücken beherrscht, wird auch die Welt beherrschen, sinnierte ich schlaftrunken.





Blick vom Balkon





Safari Bar





Strandbar

Freitag, 12. Januar 2018

Freedom



.

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