Freitag, 20. Mai 2016

Behandlung (II)


„Ich würde sagen, das Leben ist wie ein Zahnarztbesuch: man muss da durch.
Sich umbringen erspart einem zwar die Qualen beim Zahnarzt - aber wer weiß schon sicher, ob es nach dem Tod wirklich angenehmer ist. Womöglich hat dann der Zahnarzt Hörner und einen Pferdefuß.“


Ich habe das Gefühl von Baustelle im Mund, zumindest auf der linken Seite. Dummerweise vergaß ich Strohhalme zu kaufen. Aber mit etwas Konzentration geht das Biertrinken auch ohne. Gleich mal zwei IBU schlucken. Ich bin der Meinung, dass man sich in manchen Situationen ruhig zudröhnen darf. Wie wir oft genug gesagt bekommen: Das Leben ist kein Ponyhof. Und ich stehe nicht auf SM… Nein, ich halte mich nicht für einen Weichling. Absolut nicht! Tapfer hielt ich auch die zweite Behandlung auf dem Zahnarztstuhl durch. Da Parodontitis eine Volkskrankheit ist, bin ich sowieso nicht der einzige, der diese Prozedur erleiden muss.
Man muss da durch und hoffen, dass die zahnmedizinischen Fachleute, denen man sich anvertraut, ihr Handwerk verstehen.

Davon abgesehen bescherten mir die zwei Behandlungstermine ein verlängertes Wochenende. Ich will mich nicht beklagen. Die Sonne lockt vor die Tür.

Donnerstag, 19. Mai 2016

Behandlung (I)


„Sieht aus wie beim Fleischer“, sagte sie.
Ich lächelte gequält, während sich der Zahnarztstuhl langsam wieder zur Sitzposition aufrichtete.
„Ich konnte einiges rausholen. Wir haben gut gearbeitet heute.“
„Sie haben gearbeitet“, sagte ich, „und ich habe die Zähne zusammengebissen.“
Sie lachte. Nach einer Stunde konzentriertem Herumgemache an meinen Zähnen und Zahnfleisch waren wir beide froh, es hinter uns zu haben. Was manche Leute für Jobs haben, dachte ich bei mir, und empfand eine gewisse Hochachtung vor der Dame. Hoffentlich machte sie ihren Job gut.
„Ich weiß, es ist nicht die erfreulichste Behandlung“, sagte sie, als wir uns verabschiedeten.
„Das war mir klar.“
„Dann bis morgen.“
„Danke.“
Mit einem speziellen Mundwasser und einer AU für zwei Tage machte ich mich mit dem Fahrrad auf den Heimweg.
Erst langsam lässt die Betäubung nach. Die ganze rechte Gesichtshälfte ist taub. Beim Biertrinken muss ich aufpassen, dass ich nichts neben raus verläppere. Ein Strohhalm wäre gut. Schreibe ich am besten gleich auf die Einkaufsliste, denn morgen ist die andere Seite dran.

Mittwoch, 18. Mai 2016

Mittwochs-Poesie

...
Geschirmt sind die Liebenden
sie finden den versteckten Schmerz der Abendsonne
auf einem Weidenzweig blutend -
und üben in den Nächten lächelnd das Sterben,
den leisen Tod
mit allen Quellen, die in Sehnsucht rinnen


(Nelly Sachs)

Dienstag, 17. Mai 2016

TV-Tipp:

"In ihren Augen", 22 Uhr 5, ServusTV

Samstag, 14. Mai 2016

Immer weiter (Blues)


Der älteste Mensch der Welt starb in einem Altenheim in Brooklyn. Susannah Mushat Jones wurde 116 Jahre alt. Ich denke, da war der Bär geschält. Muss es nicht irre sein, als Hundertjähriger an eine Kindheit zurückzudenken, als es viel weniger Menschen und Autos gab, als es noch keine Atombomben und Kernkraftwerke gab, als Hitler noch jung und unbedeutend war, an den Zweiten Weltkrieg noch niemand dachte, noch keine Raketen zum Mond flogen, es weder Fernsehen, Handys noch Computer gab… Wahrscheinlich war die Welt schon damals reichlich verrückt, vor allem in einer Stadt wie New York. Jede Generation glaubt an der Spitze zu stehen wie ein Box-Champion. Manche halten sich erstaunlich lange oben. Doch der Tag des Rücktritts kommt unweigerlich. Die Frage ist: hat man sich darauf vorbereitet, zum alten Eisen zu gehören? Wir alle müssen Platz für die Nachrückenden machen – nicht immer freiwillig. Die Einen kämpfen ums Vorankommen und die Anderen um den Erhalt ihrer Sache. Der Generationenkonflikt spiegelt dies wider. Der Lauf der Zeit schlägt uns allen ein Schnippchen.
Der älteste Mensch der Welt ist tot, es lebe der (neue) älteste Mensch der Welt!




Nelly-Sachs-Park

Mittwoch, 11. Mai 2016

Mittwochs-Zitat


"Ich nannte das Fahrrad meinen einzigen Freund. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich vermutlich mit ihm geschlafen."
Henry Miller




mit dem Faltrad in der S-Bahn auf dem Weg zur Arbeit

Montag, 9. Mai 2016

Blütenzauber, Oldtimer und Hühnergötter













Rügen - Sassnitz

Sonntag, 8. Mai 2016

Farben, Licht und Meer













Rügen - Sassnitz - Kreidefelsen

ein literarisches Tagebuch

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