Montag, 25. August 2014

TV-Tipp:

"Der Baader Meinhof Komplex", 23 Uhr 15, NDR

...




Yes

Der beste Tag der Woche


Seltsam, dass Tage Gesichter haben, dass sich Montage wie Montage anfühlen und Sonntage wie Sonntage. Freitage, Samstage, Sonntage und Montage stechen in meinen Augen besonders hervor. Nur wenn ich Nachtdienst oder Wochenenddienst habe, komme ich manchmal durcheinander. Da kann es passieren, dass sich ein Sonntag nach Wochentag anfühlt oder ein Wochentag nach Wochenende.
Heute ist eindeutig Montag. Und gestern war eindeutig ein scheiß Sonntag.
Montage sind für mich nicht die schlechtesten Tage, vorausgesetzt ich habe frei. In ihnen liegt das Versprechen von etwas Neuem, von Aufbruch. Die Zukunft erscheint mir offener. Ich weiß nicht, ob das schon untersucht wurde, aber ich glaube, dass Depressionen an Wochenenden zunehmen.
Montag dagegen ist prima. Montag macht Laune. Montag hat Rhythmus im Blut. Montag rockt im Takt der Stadt, im Takt der Baumaschinen. Montag ist sexy. (Montag ist gut für Seetang.)
Na ja, jeder wird das anders empfinden. Vielleicht bilde ich mir`s auch nur ein, dass mir das Atmen montags leichter fällt, dass der Druck auf der Brust nicht so groß ist. Im Vergleich zum Sonntag spüre ich es jedenfalls deutlich. Also, wenn nach dem Sonntag nicht der Montag käme, würde ich echt verzweifeln.
Drum:

Montag ist prima.
Montag macht Laune.
Montag hat Rhythmus im Blut!
Montag rockt im Takt der Stadt,
im Takt der Baumaschinen.
Montag ist sexy!
...

Sonntag, 24. August 2014

TV-Tipp:

"Melancholia", 22 Uhr 40, Tele 5

Neuer Mut zur Ehrlichkeit


Das Kind hat ein natürliches Gespür für die Wahrheit. Es sagt unverblümt, was es denkt. Die Erwachsenen reagieren amüsiert oder sind manchmal von der Ehrlichkeit ihres Nachwuchses wie vor den Kopf gestoßen. Ich war ein sehr wahrheitsliebendes Kind. Meine ersten Lügen tun mir noch heute weh. Eine Lüge bleibt selten allein. Die Hemmschwelle sinkt, und die Gewissensbisse werden verdrängt. Schließlich lügen doch alle. Man darf sich dabei nur nicht ertappen lassen. Hierbei wird sehr schnell die Doppelbödigkeit der Gesellschaft erkennbar, die Moral, Tugendhaftigkeit und Ehrlichkeit plakatiert, während sie es in der Praxis damit nicht so genau nimmt. Spitzenreiter dieser Heuchelei ist die Kirche – das war mir sehr schnell klar. Doch ist diese Haltung grundlegend allen Erwachsenen eigen. Offenbar ist es ganz normal: öffentlich den Saubermann mimen und hinter dieser Fassade schmutzige Geschäfte tätigen. Politiker entwickelten darin eine regelrechte Meisterschaft. Nein, nicht alle – aber immer mehr. Wer die Wahrheit sagt, ist ein Narr. Er wird dafür geächtet oder ausgelacht.
Als ich in die Pubertät kam, erinnerte ich mich wieder meiner Wahrheitsliebe. Ich wollte sie mir zurückerobern. Ich begann zu schreiben. Meine Naivität half mir dabei. Ja, in diesem Falle ist Naivität durchaus eine vorteilhafte Eigenschaft. Als Mensch und Dichter will ich auf das klare Quellwasser des Geistes zurückgreifen und nicht im Trüben fischen. Es geht mir um die Wahrheit. Es geht mir um klare Werte. Darum mag ich auch eine klare Sprache und keine rhetorisch aufgeblasenen Wortungetüme. Mein Kampf für die Wahrheit ist vor allem eine innere Auseinandersetzung. Nur wenn ich mich selbst aktiv um Wahrheit bemühe, darf ich anderen ihre Lügen oder ihre Heuchelei unter die Nase reiben. Ansonsten ist`s Mumpitz.
Die Menschen sind allgemein sehr eingebildet. Sie legen ungern ihre Masken ab. Es hängt zu viel daran. Man könnte genau so gut gegen Windmühlen kämpfen. Nur manchmal reitet mich der Teufel, und ich mache mich unbeliebt, indem ich naiverweise sage, was ich denke. Die Reaktionen darauf fallen oft ungehalten, zickig, beleidigend und giftig aus. Die Menschen vertragen die Wahrheit nicht (tz tz tz).
Nein, ich mag eigentlich niemandem mit meiner Wahrheitsliebe auf den Geist gehen. Sowieso pflegt jeder seine ganz eigene Wahrheit. Seit meiner Pubertät gingen einige Lenze ins Land. Es blieb mir nichts anderes übrig, als meine Sicht der Dinge zu relativieren. Nichts geht über die Kunst der Diplomatie. Ohne die bleibt man in dieser Welt einsam auf der Strecke. Stellt sich nur die Frage: wo werden Anpassung und Opportunismus zum Verrat an den eigenen Werten? Wann geht dabei die Wahrheit vor die Hunde? Ich persönlich kann die Wahrheiten nicht wechseln wie Kleider.
Man muss nicht in einer Diktatur oder einem Unrechtsstaat leben, um zu erfahren, dass es Zwänge gibt, die einen die eigene Überzeugung aus Angst leugnen lassen. Das ist auch keinem Menschen vorzuwerfen. Leider gibt es immer auch eine Vielzahl Artgenossen, deren einzige Lebenswahrheit Opportunismus lautet, denen es in jedem System nur um den eigenen Vorteil geht. Ich verachte diese Zeitgenossen. Sie stehen originär für Oberflächlichkeit, Materialismus und Heuchelei. Schwer zu sagen, wie viele es sind. Eine ganze Menge, denke ich. Unter ihnen fühle ich mich unbehaglich.
Ehrlichkeit ist leider die Ausnahme von der Regel. Wir leben in einer Maskengesellschaft, in welcher die Masken zählen und nicht die Gesichter darunter.
Auch ich fügte mich gewissermaßen ein. Immerhin schreibe ich noch von dem Wahrheitssinn, den ich als Kind verlor und mir als Teenager zurückholen wollte … Heute leistete ich etwas Trauerarbeit ob dieses verlorenen Sinns. Hoffentlich ist davon noch nicht alles tot und beerdigt.



Apropos: Es gibt Wahrheiten, die offen sind - noch in der Mache sozusagen. Eine davon lautet Liebe. Und eine andere wichtige Wahrheit, die offen ist, ist die Wahrheit selbst – wie auch der Mensch in seinem Menschsein.

Freitag, 22. August 2014

Nichtstun





Nichtstun ist schön.
In den Himmel schauen ist schön.
Musik hören ist schön.
Eingebildete Zicken ärgern ist schön.
Nicht hinhören ist schön.

Zuhause sein ist schön.
Verliebt sein ist schön.

Donnerstag, 21. August 2014

TV-Tipp:

"Misery", 22 Uhr 15, VOX

Mittwoch, 20. August 2014

Mittwochs-Weisheit

Es gibt Anstrengungen, die uns mürbe machen, und Anstrengungen, die uns befriedigen. Letztere sollten wir bevorzugen.

Dienstag, 19. August 2014

Boule auf der schiefen Ebene


Ich träumte von einem Boule-Spiel an einem Hang. Ein alter Mann und eine alte Frau spielten. Zuerst dachte ich: Wie kann das sein – die Kugeln rollen den Hang doch wieder herunter? Aber nach Kurzem war mir die Kunst dieses Spieles klar. Eine grob behauene Mauer säumte den Hang. Sie schmissen ihre Kugeln derart, dass sie an der Mauer zurückrollten, bis sie an einer der vielen Unebenheiten oder an Vorsprüngen zu liegen kamen ... natürlich möglichst nah an der kleinen Kugel. Die beiden Alten waren ziemlich gut, und ich verfolgte fasziniert ihr Spiel ...

Montag, 18. August 2014

TV-Tipp:

"Mr. Brooks - Der Mörder in dir", 22 Uhr 15, ZDF

Sonntag, 17. August 2014

Brasko und die Liga der echten Buchhelden



5


Alles ging ständig weiter. Wenn man nicht am Ball blieb, lebte man am Leben vorbei. Wie ein Ersatzspieler, der vergeblich auf seinen Einsatz wartete. Oder wie eine Taube im Käfig.
Brasko dachte unwillkürlich an die versifften und nach Pisse stinkenden Toiletten der Altstadtkneipen, an die ordinären Kritzeleien an den Wänden. Wie war das eigentlich mit seinem letzten Fall ausgegangen? Man konnte doch nicht mit einer Sache anfangen, sei sie noch so verrückt, und dann kurz vor Schluss den Kopf in den Sand stecken. Nein, das wäre unschön. Brasko brachte bisher jeden Fall zu Ende. Auch wenn das Ergebnis oft bitter ausfiel. Nicht unbedingt für ihn aber für die Beteiligten. Er hatte den Auftrag der Liga der echten Buchhelden zu deren Zufriedenheit ausgeführt. Was blieb ihm auch anderes übrig – er wollte seinen Körper behalten, auch wenn der nicht gerade das Gelbe vom Ei war - aber immer noch besser, als in einem nicht näher definierten Nirwana mit anderen körperlosen Seelen seine Zeit abzusitzen. Dafür wurden fünf seiner Mitmenschen von den echten Buchhelden sozusagen gekapert, und Brasko hatte dabei wesentlich mitgeholfen.
„Ich bin zufrieden mit Ihrer Arbeit, Mr. Brasko“, sagte Harry Potter, der nun eine aufreizende Blondine war.
Sie saßen in der Destille, einer Altstadtkneipe. An den Wänden hingen Kunstwerke ansässiger Künstler. Brasko schaute sich um. Eigentlich nichts besonderes. Er wäre besser Kunstmaler geworden, dachte er. Während Brasko mit der Blondine, die Harry Potter sich zueigen gemacht hatte, an der Bar saß, hatten sich Sherlock Holmes, Kommissar Maigret, Lederstrumpf und Old Shatterhand in ihren neuen Körpern an einen runden Tisch gesetzt und zockten. Sie würfelten.
„Wollen Sie mitmachen?“ rief einer aus der illustren Runde.
„Nein danke, Mr. ...“
„Holmes.“
„Ah ja. Nein Danke, sehr freundlich, Mr. Holmes.“
„Nun seien Sie mal nicht so miesepetrig“, meinte die Blondine, die Harry Potter war, und stupste ihn in die Seite, „das Leben geht weiter.“
„Klar, aber nicht für die fünf Menschen, die ich Ihnen zuführte.“
„Glauben Sie mir doch, denen geht es gut dort, wo sie sind.“
„Das muss ich wohl so glauben.“
„Können Sie getrost. Wenn Sie wollen, bringe ich Sie auch an diesen Ort.“
„Nein Danke, Mr. Potter, äh – Fräulein Potter. Da gibt es sicher kein Bier … haha!“
„Dort brauchen Sie kein Bier mehr … haha! Sehen Sie, so gefallen Sie mir schon besser, Mr. Brasko.“
Fräulein Potter hatte ja recht. Alles war in bester Ordnung. Es gab keine Leichen. Nicht mal Kommissar Maigret oder Sherlock Holmes würden hier ein Verbrechen entdecken. Zumal sie dort am Tisch saßen, sich amüsierten und würfelten. Niemand außer Brasko wusste von dem ungeheuerlichen Vorgang, dass fünf Seelen ihre Körper für diese ominösen echten Buchhelden räumen mussten. Und niemand würde ihm diese Geschichte glauben. Am Besten hielt er die Klappe.
„Noch ein Bier, bitte! Und was trinkt das Fräulein Potter?“
„Auch ein Bier.“
„Also zwei Bier, bitte!“
„Sei doch nicht so förmlich. Du kannst mich Harry nennen. Hast Du auch einen Vornamen?“
Harry Potter schmiegte sich an Braskos Seite.
„Vornamen? Ne. Ich heiße einfach nur Brasko.“
„Okay, dann bist Du mein lieber Knurrbär. Gefällt Dir das?“
„Egal.“

Brasko trank in hastigen Zügen ein Bier nach dem anderen. Er fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut. Die Kunstwerke an den Wänden gefielen ihm jetzt immer besser. Und das Fräulein Potter gewann zunehmend an Liebreiz. Dieser Harry Potter war schon ein Teufelskerl, dass er sich einen Frauenkörper ausgesucht hatte. Das war doch mal was anderes. Brasko spürte, wie sich ein weicher Vorhang vor seinen Sinnen zuzog. Er sah sich lachen und mit einer sexy Blondine schäkern. „Darf ich vorstellen!“ rief er die Bedienung heran, „das ist Harry … Harry Potter, der Zauberlehrling! Jawohl! Sieht man ihr gar nicht an, gel? HAHA! Und ich bin Brasko, der einzig echte Detektiv! Jawohl!“ Die Bedienung lächelte gütig und fuhr mit dem Putzen der Gläser fort.

Das erste, was Brasko sah, als er wieder zu sich kam, waren die Worte „Gaddafi ist Gott*", auf die Klotür gekritzelt. Mit heruntergelassenen Hosen saß er auf der Toilette. Scharfer Uringeruch gemischt mit Chlor stieg ihm in die Nase. Er stand ächzend auf und schaute an sich herunter. Ein Kondom hing lose an seinem schlaffen Glied.
Zurück im Gastraum – war nur noch die Bedienung am werkeln, die ihn mitleidig musterte und lapidar meinte: „Wird aber auch Zeit. Feierabend.“




* Ich bitte um bessere Klospruchvorschläge. Es muss nicht zur Story passen. Am Besten ordinär und größenwahnsinnig. Jedenfalls richtig gut blöd sollten die Sprüche sein.


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