Freitag, 8. August 2014

TV-Tipp:

"Chatos Land", 22 Uhr 15, ServusTV

11 Sätze


Ich sitze wie jeden Vormittag (außer ich hatte Nachtwache oder bin im Urlaub) vor meinem Computer und überlege, was ich schreiben könnte, ob es was gäbe, das mich besonders bewegt oder bedrückt. Solche Überlegungen sind gar nicht so einfach. Oft fühle ich mich leer oder zu dicht mit allem möglichen bepackt. Ich verspüre keinen rechten Antrieb und sinniere an meinem Schreibtisch lediglich Wirrwarr. Alles erscheint mir interessant als auch uninteressant. Mein Blick schweift willkürlich umher: ich blicke aus dem Fenster auf den sich hin und her wiegenden Blätterwald – nein, eigentlich wiegt da heute kaum was hin und her, nur zwischendurch fährt eine unsichtbare Hand durch die Gräser und Bäume … einem Streicheln gleich. Ich lasse meinen Blick auch durch mein Zimmer schweifen, hinüber zu meinem Bett und dem Bücherregal. Ich war schon lange nicht mehr am Bücherregal – nur zum Abstauben. Trotzdem, die Bücher liegen mir am Herzen. Und ich habe eine Idee, keine Ahnung, woher die plötzlich auftauchte. Bei Ideen weiß man nie – vielleicht sind sie einfach nur blöd. Wie wäre es, wenn ich willkürlich ins Bücherregal greife, 11 Bücher nacheinander herausziehe, sie etwa in der Mitte aufschlage und jeweils den Satz notiere, der mir zuerst oder als zweites ins Auge springt? Und diese ziemlich zufälligen Sätze würde ich nacheinander aufschreiben. Gedacht – getan. Wer weiß, was dabei rauskommt. Ist auch wurscht. Mir wird heute wahrscheinlich nichts besseres einfallen.

Hier das Ergebnis:



11 Sätze aus meinem Bücherregal



„Yeh. Dachte mir doch, dass du das gesagt hast.“

Es war später Nachmittag, als wir vor Geralds Haus vorfuhren.

Dieser schmähliche Zusammenstoß mit einem Bauernlümmel, der seinen Vorschriften gerade entgegen gehandelt hatte und doch geheilt worden war, irritierte den Doktor mehr als alles andere und machte seinen sonst so milden Blick hinter den Brillengläsern ganz wild.

„Wenn man sich alles überlegt, so war der Plan recht gut entworfen und löste auch das schwierige Problem, wie die Leiche beseitigt werden sollte. ...“

„Ist dir je bewusst geworden“, sagte er, „dass es für uns das Beste wäre, einfach hier wegzugehen, bevor es zu spät ist, und einander nie wiederzusehen?“

Ich arbeitete für eine Gruppe, die als Islam-A.G. bekannt war und von A.J., dem berühmten Sexhibitionisten finanziert wurde.

„Sie werden es zu gegebener Zeit verstehen, aber auch das wird nur ein nächster Schritt weiter sein.“

Die Sonne und die stetige Bewegung seiner Finger hatten seine linke Hand jetzt vollständig entkrampft, und er suchte mehr Druck auf sie abzuwälzen, und er bewegte die Rückenmuskeln, um den Schmerz von der Schnur ein wenig zu verlagern.

Wenn ich über mich selbst nachdenke und mich wundern muss, dass es so gar niemanden und nichts auf der Welt gibt, was ich zu hassen, ja nicht einmal als antipathisch zu empfinden imstande wäre, außer „ihn“ und seinen Stamm – beschleicht mich oft das widerliche Gefühl: ich könnte das sein, was man einen „guten Menschen“ nennt.

Durch mein Fernglas sah ich den Hang eines Hügels mit ein paar vereinzelten Bäumen und ohne jedes Unterholz.

Auf dem Schauplatz bleiben zurück ein trauriger Emmentaler und ein kleiner Junge, der die dicken Arme zum Himmel hebt und, den Kosmos anklagend, weithinhallend ruft: „Mama! Wo kommen die Löcher im Käse her - ?“



Die Autoren in der Reihenfolge von oben nach unten:

Charles Bukowski, Henry Miller, Knut Hamsun, G.K. Chesterton, George Orwell, William S. Burroughs, Stanislaw Lem, Ernest Hemingway, Gustav Meyrink, Joseph Conrad, Kurt Tucholsky

Donnerstag, 7. August 2014

TV-Tipp:

"Schiffbruch mit verrückter Hoffnung", 21 Uhr 45, ARTE

Rosetta, Rosetta


Irgendwie witzig, eine Raumsonde „Rosetta“ zu nennen. Und die „Kacke“* wird von der ESA geleitet, die ihren „Toilettensitz“ in Darmstadt (das liegt gleich bei mir um die Ecke) hat.
Jedenfalls erreichte nun Rosetta nach 10 Jahren Reise durch den Weltraum das Zielobjekt, den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Die Wissenschaftler erhoffen sich dort neue Erkenntnisse zur Entstehung des Sonnensystems. Die „Kacke“ kostet nur schlappe eine Milliarde Euro, und der deutsche Steuerzahler muss davon lediglich 300 Millionen „zuscheißen“.
Ich wünsche der Mission Rosetta weiterhin viel Glück und Erfolg! Oder: Gut Schiss!


(* Natürlich ist das Ganze keine Kacke sondern wissenschaftlich hochinteressant!)

Mittwoch, 6. August 2014

Hoffentlich hinkt der Vergleich nicht zu sehr


Ein Blog zu führen ist ein bisschen wie Nachtwache allein. Wertschätzung darf man nicht erwarten. Ich bin über jede kleine Aufmerksamkeit froh. Was nachts abläuft, bleibt unsichtbar. Ebenso kommt es mir vor, wenn ich Beiträge in mein Blog stelle. Vielleicht schreibe ich zu viel von der Nachtseite des Lebens. Ich kämpfe mich durch die endlose Nacht, und wenn am Morgen die Kollegen zum Frühdienst erscheinen, ist es, als ob die Welt wechselt. Manchmal glaube ich selbst unsichtbar zu sein. Ich löse mich vor den Augen der Kollegen auf wie die Nacht selbst.
Nein, ich will mich nicht beklagen. Die Welt ist nun mal so. Der Autofahrer schimpft über unachtsame Fußgänger, und wenn er aus dem Auto steigt und selbst zum Fußgänger wird, schimpft er über unachtsame Autofahrer. Objektiv sind meine Sympathien immer bei den Schwächeren. Und das sind die Fußgänger im Verkehr oder die Nachtwachen im Altenheim. Ich gehe von dem moralisch naiven Ansatz aus, dass der Stärkere gefälligst auf den Schwächeren Rücksicht nehmen sollte. Der Nachtdienst nimmt meist eine Außenseiterposition in den Heimen ein. Er ist unbeliebt. Ich meine nicht die Personen sondern den Dienst selbst. Gerade wenn man ihn alleine leisten muss.
Aber ich wollte gar nicht über die Problematik des Nachtdienstes schreiben. Die ist hirnnreichlich bekannt, finde ich. Ha ha, „hirnreichlich“, ich verschrieb mich und gebar dabei dieses köstliche Wort.
Es war der Gedanke, dass ein Blog führen in mancher Hinsicht mit der Nachtwache allein vergleichbar ist. Die eigene Gedankenwelt ist anderen, fremden Menschen schwer zu vermitteln. Sowieso kann man sie in den Beiträgen nur anreißen. Oft bin ich enttäuscht von der geringen Resonanz. Daran gewöhne ich mich nie wirklich. Ebenso am Morgen, wenn der Frühdienst kommt, und ich hatte eine anstrengende Nacht und warte auf ein bisschen Mitgefühl oder ein paar freundliche Worte – meist gehe ich leer aus. Die Kollegen sehen ungern zurück in meine Nacht, sie sehen nur den Tag, den sie vor sich haben. Die Nachtwachen sind nicht nur in der Nacht alleine …

TV-Tipp:

"Die endlose Nacht", 23 Uhr 15, RBB




Mittwochs-Weisheit


Zeit ist das größte Kapital - aber auch der größte Dünnschiss.

Wir kommen nicht dazu, das Leben zu begreifen - aber die Angst müssen wir aushalten.


Dienstag, 5. August 2014

Verrückter Diamant


Ich stehe orientierungslos im Terminal … des Lebens. Die Menschen rennen kreuz und quer um mich herum. Mein Herz pocht bis zum Hals. Ich bin aufgeregt. Ich weiß nicht, wo ich bin. Verrückter Diamant. Der Himmel zieht mich zu sich, aber die Gravitation hält mich auf der Erde. Der sterbenden Frau im Altenheim wurde eine Nasensonde gelegt. Ihre Zunge hängt ausgetrocknet und aufgequollen aus dem Mund. Ich lagere sie und befeuchte Mund und Lippen. Ich frage Jesus und Mohammed gleichzeitig nach dem Sinn des Lebens. Sie haben keine Ahnung. Ihre Worte sind leer. Trotzdem folgen ihnen viele. Sie nuckeln an ihren Brüsten und saugen sich voll mit verwesendem Milch-Gesang. Das nackte Leben will niemand. Nur den Popanz. Millimeter für Millimeter taste ich mich voran und rutsche wieder ab. Der Untergrund ist glitschig. Nach Jahren kann ich nicht erkennen, wie weit ich voran kam. Meine Augen werden älter und farbloser. Verrückter Diamant. Ich halte fest. Und wenn ich selbst zu Morast werde. Und wenn ich selbst zu Luft werde. Die Sonne zeigt mir auffordernd ihren Arsch. Eine schöne Ablenkung. Sie furzt ins Weltall und ist alleine glücklich. Meine Pupillen ziehen sich zusammen. Ich lasse mich verführen. Ich bin verliebt. Zurück bei Knochen, Fleisch und Haut. Zurück bei der Musik meiner Nervenstränge. Ein ganzes Orchester spielt für mich auf. Tag für Tag. So oder so.
Die Welt ist dunkel. Eine Mördergrube. Es gibt weder Gott noch Götter. Nur die Einsamkeit. Und einen kurzen Kampf. Ein sich Festkrallen. Die Liebe eine wohltuende Injektion – und ich fliege. Ich fliege durch meine Träume. Landen muss gekonnt sein. In den Schulen kriegen wir nichts von alledem beigebracht. Wir reihen uns in die Schlangen im Terminal ein, weil es alle machen, um da oder dorthin zu kommen. Schließlich muss man irgendwohin kommen, sonst würde das Ganze keinen Sinn ergeben. Auch ich stehe in einer Reihe mit den Anderen. Aber ich spüre diese Selbstverständlichkeit schon lange nicht mehr ... Es ist ein Witz. Ich spürte es, glaube ich, noch nie, was Welt und Menschen wirklich umtreibt.

Samstag, 2. August 2014

TV-Tipp:

"Das Gelübde", 21 Uhr 45, WDR

Mittwoch, 30. Juli 2014

Mittwochs-Weisheit

"Wenn wir uns überall einmischen wollen, wo himmelschreiendes Unrecht geschieht, dann riskieren wir den Dritten Weltkrieg."
(Helmut Schmidt (*1918), dt. Politiker (SPD), 1974-82 Bundeskanzler)

Dienstag, 29. Juli 2014

TV-Tipp:

"Wahre Lügen", 20 Uhr 15, Tele 5

Sonntag, 27. Juli 2014

Wie teuer ist der Frieden?

oder Das Wort zum Sonntag


Wenn wir Frieden haben, dann nicht deswegen, weil wir gute und edle Menschen sind. Frieden wird geschlossen, wenn er für die Beteiligten zweckmäßig ist, oder wenn es nichts mehr zu erobern gibt.
Diese ganzen Friedensverhandlungen sind Mumpitz. Am ehesten ließe sich der Frieden kaufen. Nur sind die Gelder bei der Waffenindustrie und nicht bei den armen Menschen, die unter dem Krieg leiden müssen. Ganz selten sind auch die Reichen und Mächtigen Opfer der Kriege, die sie anzetteln. Dummerweise lässt sich das Volk immer wieder von den Kriegstreibern vor den Karren spannen. Warum tun sich Israelis und Palästinenser nicht zusammen und kämpfen für den Frieden? Warum erheben sie sich nicht gemeinsam gegen die Kriegshetzer von Hamas und Israel?
Nein, wir Menschen sind nicht gut und edel, nirgendwo auf der Welt. Vielleicht gibt es ein paar wenige Ausnahmen … Ich bin mir nicht mehr sicher – die Geschichte verklärt vieles.
Der jahrzehntelange Konflikt zwischen den Palästinensern und Israelis ist in meinen Augen ein Paradebeispiel dafür, dass Menschen ganz allgemein egoistisch und bösartig sind. Mitgefühl über Grenzen hinweg ist eine Randerscheinung, oder aber die Menschen schmücken sich damit … bzw. heucheln Mitgefühl, oder sie schwimmen auf einer weltweiten Welle des Mitgefühls nach z.B. einer Naturkatastrophe, die aber ebenso schnell wieder abebbt, wie sie gekommen ist.
Hass dagegen hat einen wesentlich längeren Atem, und er lässt sich leichter schüren. Da stellt sich mir die Frage: woher kommt dieser Hass? Ich verstehe nicht, wie man einen Menschen einfach darum hassen kann, weil er einen anderen Glauben hat oder eine andere Nationalität oder eine andere Hautfarbe und ethnische Herkunft. Was macht diesen Hass aus, dem so viele scheinbar wie hypnotisiert folgen? Sind wir Menschen in der Mehrzahl nur Marionetten? Können wir die Verschiedenartigkeit nicht akzeptieren?
Mit der Toleranz der Menschen ist es offensichtlich nicht weit her. Schon der kleinste Konflikt lässt alte Gräben wieder aufbrechen. Alles geht nur solange gut, solange die Menschen wohlhabend und dadurch träge sind – stumpfsinnig in die Glotze schauen oder shoppen gehen. Der Frieden steht nicht auf unseren hehren Verfassungswerten sondern auf den Säulen unserer Konsumtempel. Hier erfüllen wir unsere niederen Bedürfnisse. Ab und zu schwappt die Scheiße allerdings über. Wir kratzen uns am Arsch und brauchen den Hass, damit wir das Gefühl haben, noch am Leben zu sein. Plötzlich hassen wir uns selbst und diese ganze kaputte Gesellschaft, oder wir hassen die Ausländer, oder wir hassen die Kapitalisten oder die Priester oder einfach nur unseren Nachbarn …
Der Mensch ist ein Arschloch. Ich wusste es insgeheim schon lange. Ich kann niemanden hassen. Ich fühle mich einsam. Es wird keine bessere Welt geben. Der Zug ist abgefahren – er kam nie wirklich an. Als junger Mensch war ich noch ganz versessen darauf, die Welt zu verbessern. Ich dachte, dass man doch einfach nur sagen müsse, was alles schief läuft. Inzwischen weiß ich, dass Ignoranz und tumbe Machtgeilheit aller Vernunft und Weisheit widerstehen.

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