wisch-wasch-wusch
Heute ist wirklich nichts los mit mir. Kein rechter Antrieb. Der alltägliche stupide Wahnsinn in den Nachrichten. Zum Einschlafen.
Also stöbere ich ein wenig durch meine Texte. Während O. den Boden wischt. Und bleibe bei einem Gedicht aus dem Jahre 2002 hängen. Holla, die Waldfee! denke ich.
Viel Spaß beim Lesen.
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Guten Morgen liebe Menschheit
ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht
die schlechte zuerst
im Jahre 2019 schlägt ein Meteorit auf der
Erde ein und vernichtet alles Leben
außer den Insekten und Krebsen
und nun die gute Nachricht
bis dahin dürft ihr genauso weitermachen
wie bisher
und ich mit euch
feiere die Illusion des Lebens
auf einer Irrsinns Party , auf einer Weltuntergangs Party
sie hat schon angefangen
das Bier ist kalt gestellt, und die Toiletten sind frisch
geputzt
willkommen liebe Gäste
macht`s euch gemütlich, Kartoffelchips gibt es an
der Bar auf der Mauer von China
Scampi bekommt ihr auf Tahiti bei meinem lieben Freund
Marlow
der Schampus steht allerorts auf Eis
alles andere entnehmt bitte beiliegendem Prospekt
ich bin heute mundfaul
ach ja, vergesst bitte nicht neue Klopapierrollen
aufzuhängen, wenn ihr das letzte Fitzelchen
verbraucht habt
und benutzt ab und zu die Klobürste
ist das ein Wahnsinn zu wissen, an welchem Tag ich
abtreten werde?!
seitdem halte ich mich am Bier
ich schlafe unruhig
habe es aufgegeben die Tage zu zählen, die mir bleiben
mein Leben ist wie ein Eisberg, der vor
Australiens Küste schmilzt
werde ich es hinkriegen zu sagen
willkommen Tod ?
warum Krebs?
warum ein doofer Meteorit?
warum dieser Auffahrunfall im Nebel?
und wenn alles Bedeutung hat und wie ein überirdisches
Puzzle seltsam zusammengesetzt ist ?
willkommen liebe Freunde
der Tod macht den Barkeeper, und er mixt die besten
Cocktails
er jongliert mit ihnen, und er hat einen Gesellen
mit dem er zusammen seine Show abliefert
diese Vorstellung dürft ihr nicht verpassen
der Tod ist ein echter Magier
seine Cocktails sind wirklich unschlagbar
liebe Menschheit
7 Milliarden mal „ich“
ich spüre eure Gesichter in den Trambahnen
ich sehe euch auf den Plätzen neben der
Taubenscheiße sitzen
ich sehe euch arm und reich, verzweifelt und glücklich
nebeneinander
jeder einzelne ist ein Universum für sich
und sucht nach dem Kontakt
dem Funkenschlag der Liebe
oder dem Strom der Solidarität
here we are
ich gebe euch meine Seele, bevor ich sterbe
nicht aus Selbstlosigkeit
und nun möchte ich weinen
lasst mich in Ruhe
„noch ein Bier bitte“
„Jever oder Karlsberg?“
„egal“
„sieht nach einem Gewitter aus“
„ja, es wird bald regnen“
„der Sommerregen ist schön, wie er auf die Markisen
prasselt in Paris, Madrid und London“
„den schönsten Regen erlebte ich in Lisboa“
„ist es wahr?“
„ich glaube schon“
„darf ich deine Hand halten?“
„warum sind wir so allein?“
„ja“
„dann ist es vorbei? mit allem?“
„es fängt bald an zu regnen“
„lasse uns Hand in Hand im Regen stehen“
„weißt du, dass ich glücklich bin?“
…
(03.08.2002)
bonanzaMARGOT
- 11. Feb. 17, 12:26
- boMAs Gedichte und Texte