Mittwoch, 8. April 2015

Eintauchen


Die dritte Woche in Berlin. Ein Stück Alltag kehrt ein. Die Wege und Orte vertraut, wo man immer wieder auftaucht – aus Zweckmäßigkeit oder Gewohnheit. Jeden Tag gewinne ich mehr Orientierung in dem Wirrwarr der Namen von Straßen und Plätzen. Der Körper der Stadt ist groß aber nicht endlos. Die Typen von Menschen, die sich überall ähneln im Aussehen und Gehabe. Auch die Häuser, Parks, Straßenecken, Kneipen und Restaurants gleichen sich vielerorts. Die Stadt als großer Irrgarten. Würde man alle Ähnlichkeiten aus Berlin herauskürzen, was bliebe übrig?
Der nie abreisende Strom der Autos auf den Straßen unterstreicht das funktionierende Tohuwabohu. Der städtische Riesenorganismus breitet sich wie ein Pilzgeflecht nach allen Seiten aus. Was machen wir Menschen hier? Alles ist Selbstzweck, um dem Dasein seine Aufwartung zu machen. Der Sinn dahinter ein Mirakel. Träumen und leben, lieben und geliebt werden. In den Millionen Augenpaaren spiegelt sich die gleiche Sehnsucht... und Traurigkeit. Immer auf der Suche nach Plätzen, die gefallen, - auf der Suche nach Bedeutung. Im Schicksal sind wir alle Brüder und Schwestern. Berlin oder nicht Berlin. Egal wo. Die ganze Welt ist ein Berlin.





Mittwochs-Weisheit

Es gibt ein Wort, das man nur in Berlin versteht. Aber auch nur in Berlin finden sich Erscheinungen, die man damit bezeichnen muß. Es ist dies der Ausdruck: Quatsch. […] Quatsch ist nicht etwa der Unsinn. Es lebe unter Umständen der Unsinn! Den Unsinn haben Ästhetiker göttlich genannt, den echten, wahren, natürlichen Unsinn, der die Hälfte z. B. des Wiener Witzes ausmacht. »Ein vollkommener Widerspruch fesselt Weise und Toren«, sagt Goethe; aber der relative Widerspruch ist das ewig Gesuchte, das niemals Zutreffende, das herren- und ziellos Herumtaumelnde und Faselnde, mit einem Wort das Quatsche.
(Karl Gutzkow, 1854)

ein literarisches Tagebuch

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