Samstag, 23. März 2013

TV-Tipp:

"Öffne die Augen", 22 Uhr 30, ZDFkultur

Größen


Die Erde zischt schneller durchs All als eine Gewehrkugel. Überhaupt sind die Geschwindigkeiten in den unendlichen Weiten des Alls rasant. Ebenso wie wir uns die räumlichen Dimensionen nicht wirklich vorstellen können. Oder die gewaltigen Temperaturunterschiede. Und was ist ein Tag im Vergleich zum Alter des Universums? Überall werden wir mit wahnsinnigen Größenordnungen konfrontiert – im Mikro- wie im Makrokosmos. Unsere Existenz spielt sich in einem verschwindend kleinen Ausschnitt von all diesen „Größen“ ab. Wir leben in einer Nische. In einer Ritze, die so gut wie unsichtbar ist. Wir können zwar inzwischen durch moderne Technik den Blick immer weiter hinaus ins All wie auch hinein in die mikroskopisch feinen Strukturen der Materie richten, aber wir können nicht wirklich verstehen, was wir da sehen.
Mithilfe der Mathematik konnten wir Gesetzmäßigkeiten exakt formulieren. Inzwischen sprengt unser Wissen längst unser Vorstellungsvermögen. Die Quantenphysik setzte unser normales Denken außer Kraft. Kein menschliches Hirn versteht (bisher), wie etwas an zwei Orten gleichzeitig sein kann. Die Quantenwelt ist ein Sumpf für die Logik. Irrsinn und Ordnung durchdringen sich. Fraktale Muster ergeben sich …, bringen die ungeheure Vielfalt der Erscheinungen hervor, die uns gewahr wird. Und wir selbst sind Teil davon. Wir können uns nicht außerhalb stellen. Was uns hervorbrachte, sind wir selbst. Wir stellen eine Form denkender, sich selbst bewusster Materie dar, die sich nur unter sehr speziellen Bedingungen entwickeln konnte. Erst unser Denkapparat ermöglicht den fragenden Blick in unser Dasein und unsere Umgebung.
Der Mensch ist eine Größe für sich. Aber das dürfte sich relativieren, wenn wir zum ersten Mal auf außerirdische Intelligenzen treffen, die unserer Erkenntnisfähigkeit weit überlegen sind.
Ich glaube, es wäre ein ziemlicher Kultur-Schock! Wir würden für diese Aliens noch in einer Art Steinzeit leben. Vielleicht lächelten sie mitleidig ob unserer Bemühungen nach Größe und Erkenntnis.
Ich kann es nicht ändern. Bin ich halt nur eine Ameise, die in einem Gesteinsspalt auf und ab läuft und sich wundert.

Und nun werde ich mich wieder den unspektakulären, alltäglichen Dingen widmen – wie Bier trinken, Einkaufen gehen und hübschen Frauen auf den Arsch schauen.

(Ach! Wäre ich doch eine Ameise in deiner Pofalte.)

ein literarisches Tagebuch

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