Donnerstag, 10. Januar 2013

Notizen






... aus vergangenen Tagen.
Vieles liegt einfach so rum. Ich nehme ein altes Notizbuch in die Hand und schlage es willkürlich an einer Stelle auf.


TV-Tipp:

"Der Bauch des Architekten", 23 Uhr 35, MDR

Einbildung versus Einbildung


Schon mal von Cyberchondrie gehört? Es wird mal wieder deutlich, wie sehr wir Menschen von unseren Einbildungen gesteuert und gegängelt werden können. Bis hin zu physischen Symptomen wie Herzrasen, Schlaflosigkeit etc.. Und das alles nur, weil wir uns in Krankheitsängste hineinsteigern. Der Cyberchonder nährt seine Befürchtungen und Ängste mit Informationen aus dem Internet. Ansonsten kein wesentlicher Unterschied zum althergebrachten Hypochonder.
Ich glaube, dass jeder mal zu hypochondrischen Tendenzen neigt. Jedenfalls zu übertriebenen Ängsten z.B. Krankheiten gegenüber, die gerade von den Medien groß herausgebracht werden. Wie damals bei AIDS und Krebs. Oder etwas aktueller Burnout. Ich erinnere mich noch gut an den Satz meiner Mutter: „Wenn ich Brustkrebs habe, bringe ich mich um.“ Es verging damals bestimmt kein Tag, an dem sie sich nicht die Brüste abtastete.
Wie komme ich auf das Thema? Ich sah eine Doku im Fernsehen über Cyberchondrie. Und die gezeigten Probleme der Betroffenen erinnerten mich fatal an die Krankheitsgeschichte eines nahen Familienmitglieds. Aber ohne Einsicht keine Therapie, oder jedenfalls kein Therapieerfolg. So ist das allgemein vor allem bei psychischen Erkrankungen. Ich weiß nicht, ob ich viel Einsicht zeigen würde. Als Nicht-Erkrankter hat man leicht Reden. Mit rationalen Argumenten braucht man da, glaube ich, gar nicht erst zu kommen.

Wenn ein Mensch von einer wie auch immer gearteten Einbildung total überzeugt ist, dann wird er sie unter Umständen sogar mit seinem Leben verteidigen. Schwer nachzuvollziehen? Wie verhält es sich mit den Religionen, den Ideologien und der Vaterlandsliebe? Wo ist die Grenze zwischen einer „normalen“ Anhängerschaft und Fanatismus zu ziehen? An welchem Punkt setzt der Verstand aus?

Der Hypochonder sucht verzweifelt nach Anhaltspunkten, die seine Ängste vor einer Krankheit bestätigen. Oberflächlich betrachtet könnte man fast annehmen, dass er krank sein will. Dummerweise findet kein Arzt je etwas, und so rennt der Hypochonder von einem Doktor hin zum nächsten, bis er endlich womöglich bei einem Quacksalber die ersehnte Bestätigung findet …
Ich würde Hypochondrie mit Sucht nach Krankheit übersetzen.
Nun bin ich kein Psychologe und fabuliere lieber nicht weiter zu diesem Thema herum.
Auch ein Hypochonder wird irgendwann richtig erkranken. Ein einfacher Patient wird er sicherlich nie sein.

Einbildungen können von außen in uns gepflanzt werden. Sie können Ausdruck einer psychischen Erkrankung sein. Einbildungen können durch prägende Erfahrungen erzeugt werden. Oder sie entstehen einfach aus Hilflosigkeit und Ohnmacht. Jeder Mensch sieht sich mit den Verführungskräften mannigfaltiger Einbildungen konfrontiert. Die einen wollen sich größer machen, als sie sind. Die anderen kleiner. Die einen sehen sich als Helden. Die anderen als Anti-Helden. Tausend materialistischen, politischen und religiösen Einflüssen sind wir tagtäglich ausgesetzt. Es ist nur allzu verständlich, dass sich mancher nach einem einfachen Weltbild sehnt. Gut versus Böse. Verstand versus Herz. Aktiv versus Passiv.
Unsere Intelligenz macht es uns dabei keineswegs leichter, wie man annehmen könnte. Als Werkzeug dient sie lediglich unserer vorherrschenden Einbildung. Sie bringt uns keineswegs davon ab.

Die Frage ist, wann Einbildungen dem Menschen schaden. Die Einbildung der Liebe ist eine sehr schöne. Sie kann viel bewegen und Kraft schenken. Sie ist wichtig für soziales Empfinden. Ab welchem Punkt würden wir aber z.B. vom Helfersyndrom reden?
Auch unsere Ängste vor Krankheit und Gefahr sind wichtig. Sogar überlebenswichtig. Aber ab welchem Punkt wird diese Einbildung hypochondrisch?
Religionen können dem Menschen auf der Suche nach Sinn und Ethik helfen. Doch wann wird religiöser Eifer gefährlich?
Das Vaterland gibt dem Menschen das Gefühl von Zugehörigkeit und Heimat. Lohnt es sich aber für das Vaterland im Krieg zu sterben?
Die Erfindung des Geldes erleichterte den Handel. Inzwischen wird allerdings die gesamte Welt vom Geld regiert. Sind wir damit wirklich glücklich?
Die Wissenschaften setzten durch ihre Entdeckungen von Naturgesetzen eine technische und industrielle Revolution in Gang. Wir befinden uns immer noch mittendrin. Ist wirklich alles davon verheißungsvoll? Einiges doch eher verhängnisvoll – mit bis jetzt noch nicht absehbaren Auswirkungen … Ich denke z.B. an die Atomkraft. Nein, blind wissenschaftsgläubig will ich nicht sein.

Und nun? Ich brauche nicht viel Einbildungskraft, um mir vorzustellen, wie es weitergeht. Mit allem hier auf der Erde in der Zeit der Menschen.

ein literarisches Tagebuch

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