Seit einigen Stunden lausche ich mehr oder weniger den Bundestagsdebatten im Fernsehen. (Auf Phoenix werden die übertragen.) Ich weiß auch nicht, warum ich mir das antue, aber abschalten kann ich auch nicht. Zwischendurch läuft ein Textband über den unteren Bildrand, um den Zuschauer über Neuigkeiten zu informieren. Positiv kam z.B. die Info, dass Bundesaußenminister Westerwelle den Waffenstillstand zwischen Palästinensern und Israelis begrüßt …; und einige Zeit später las ich die Textzeile, dass Ministerin Von der Leyen die Langzeitarbeitslosen bekämpfen will … Äh, denke ich, am Besten schickt Frau Von der Leyen alle Langzeitarbeitslosen in den Gaza Streifen, oder was?!? Ich glaub`, mein Schwein pfeift! Aber vielleicht bin ich von dieser Bundestagsdebatte auch schon zu sehr bedröhnt, so dass ich die Dingsbumse durcheinander werfe.
Ehrlich, schaltet Phoenix ein! Hört da mal eine Stunde zu! Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Ihr reagiert: Entweder schaltet Ihr ab und fickt Euch mit Eurer Frau, oder was sonst zur Verfügung steht (z.B. Haustiere, Staubsauger und ähnliches), die Seele aus dem Leib, oder Ihr werdet süchtig nach dem Scheiß (wie ich).
In Villach eröffnete der Weihnachtsmarkt bereits am letzten Wochenende. Die Kinder begaben sich aufs Eis, und wir schlappten an den Ständen am Hauptplatz und um die Kirche vorbei. Ich hasse Weihnachten, aber Weihnachtsmärkte bieten viel Genüssliches, u.a. Glühwein oder Feuerzangenbowle.
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Brasko verkürzte sich die Wartezeit im Kaffeehaus. Er kam sich vor wie Jason Statham als Transporter. Jedenfalls nach etwa dem dritten Wodka-Orange. Der Barkeeper machte ihm eine teuflische Mischung. Egal, was die Lady Gaga der Kochtöpfe mit dem Hummer in der Zwischenzeit anstellte, er führte lediglich den Auftrag aus. Er war ein ganz harter Kerl und würde das Geburtstagsgeschenk ordnungsgemäß abliefern. Sie würde doch ihrem Sohnemann dazu nicht noch eine Bombe in sein Baby legen. Brasko grinste und schaute in das leere Glas vor ihm. „Noch einen?“, fragte der Barkeeper. „Sag mal, kennst Du Mohammed, den Diskothekenbesitzer mit dem gelben Hummer?“ Brasko reichte dem Barkeeper das Glas. „Klar, den kenne ich. Hab mal bei ihm gejobbt.“ „Und wusstest Du, dass er der Sohn von Osama Bin Laden und Lady Gaga … äh … Sarah Wiener ist?“ Der Barkeeper schob ihm den nächsten Wodka-Orange hin. „Nö“, erwiderte er lakonisch. „Du glaubst mir wohl nicht?“ lallte Brasko ärgerlich und sog gierig an dem Strohhalm. „Doch, doch …, und Du bist wohl Dittsche?“
„Quark“, Brasko verfiel plötzlich in Lethargie. Er schaute sich mit leerem Blick um. Was machte er eigentlich hier? Was machten all diese spießigen Arschgeigen um ihn herum? Er durchschaute sie alle. Sie waren leer und durchsichtig. „Verschluckt euch bloß nicht an eurem Kaffee, he he he.“ „Wie?“ reagierte der Barkeeper, der vor ihm Gläser putzte.
„Äh, nichts, oder doch! Mach mir noch einen! Auf Mohammeds Geburtstag!“
„Gerne.“
„Ist dir schon mal aufgefallen, dass in Eurem Laden keine Uhr hängt?“
„Willst Du die Uhrzeit wissen?“
„Die weiß ich! Herrgott, aber hier hängt keine Uhr! Verstehst Du!?“
Einige der Kaffeehausgäste schauten zur Theke, als Brasko laut wurde.
„Keine Uhr, tz tz tz, gibt`s das?“ Brasko schüttelte immer wieder den Kopf, „Wie spät?“
Der Barkeeper blieb professionell cool: „18 Uhr.“
„Ups. Dann muss ich eh los. Irgendwann kaufe ich Euch mal `ne Uhr!“
„Klar doch.“
„Ehrlich, so wahr ich Dittsche, hahaha, äh Brasko heiße!“
Draußen war es bereits dunkel. Die letzten Einkäufe wurden gemacht, bevor die Läden schlossen. Die Welt war nicht mehr dieselbe wie vor drei Stunden. Obwohl Brasko sich zusammenriss, taumelte er. Vor seinem Blackout dachte er noch: „Dieser Barkeeper kam mir von Anfang an verdächtig vor. Er ist bestimmt ein Spitzel Mohammeds ...“