"Mr. Brooks - der Mörder in dir", 22 Uhr 15, VOX
bonanzaMARGOT
- 26. Jul. 12, 17:29
„Es wird einsam im Sattel, wenn das Pferd tot ist ...“, sagt der Moderator vom Frühstücksfernsehen.
Mir kommt es vor, als sei es gestern gewesen, dass Olivia mit Hund vor meiner Türe stand. Nun befindet sie sich wieder auf dem Rückweg – 800 Kilometer Autobahn nach Wien, wo sie ihre Eltern und Kinder vom Flughafen abholt. Die machten Urlaub in Ägypten am Roten Meer. Zwei Wochen war Olivia bei mir. Ich kann es noch gar nicht fassen: alles, was wir unternahmen: der Besuch bei meinen Eltern, die vielen Ausflüge nach Heidelberg, Weinheim, Speyer und zuletzt nach Hirschhorn, gemeinsame Einkäufe, gemeinsames Kino- und Spielfilm Schauen, Spaziergänge, Biergartensitzungen, zusammen essen, frühstücken …, schlafen, lachen, reden, küssen, kuscheln.
Eigentlich ist sie noch hier. Ich spüre sie und den Hund, der sich immer in den Weg stellte, der neben dem Bett schlief, schnaufte und über den Boden tapste. Ihre Schatten sind noch hier. Das klingt unheimlich, aber ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll. Es sind keine toten Schatten – sie leben und atmen in meiner Wohnung. Vieles erscheint mir einfach unwirklich, entzieht sich meinem Verstand, und es stellt sich die Frage nach dem Sinn; oder kann man das Ganze einfach als gegeben stehen lassen wie ein Kunstwerk, wie den Blick auf eine schöne Landschaft, ohne dass man nach irgendeinem tieferen Sinn suchen muss, - sowieso sehe ich gerade bis zu meiner Nasenspitze ...
Ich schaltete das Frühstücksfernsehen ein, weil ich die Stille verscheuchen wollte, - bzw. dieses entstandene Vakuum in mir. Vielleicht habe ich Angst, einfach loszuheulen. Ich höre ja doch nicht zu, was die da im TV quatschen. Wort- und Satzfetzen prallen an mir ab. Olympia ist das Thema. Es dringt nicht durch zu mir. Komisch – als würden die Spiele auf einem anderen Planeten stattfinden.
Heute Abend muss ich zum Nachtdienst ins Altenheim. Eine einzelne Nacht. Ich sehe mich hier sitzen: bin ich das? Ich funktioniere, ohne viel zu denken. Das Leben träumt sich mich. Die Realität ist nichts anderes als eine Hose, die man sich an- und ausziehen kann.
Ich lege mich noch mal nieder, zurück in das Bett neben Olivias Schatten, während sie auf der Autobahn Kilometer für Kilometer dahinfährt. Sie sollte inzwischen auf der Höhe von Stuttgart sein. Hoffentlich hält sich der Verkehr in Grenzen. Hoffentlich geht alles glatt.