Unwetter in der Nacht, unruhig geschlafen, alles mögliche durcheinander geträumt. Es regnet noch immer. Das Grün explodiert ...
In Klagenfurt findet ein
Ironman statt. Olivias kleiner Bruder macht mit. Sie wird ihn mit ihren Kindern an der Strecke begleiten, so weit möglich. Unvorstellbar für mich – solch eine Tortur. Die Athleten sind den ganzen Tag unterwegs: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und zu guter Letzt ein Marathon. Eine übermenschliche Leistung. Körper und Geist werden an ihre absoluten Grenzen (und vielleicht auch darüber hinaus) gebracht. Natürlich ist das ohne eine lange und intensive Vorbereitung gar nicht machbar. Allein schon der Marathon … Ich kriege beim bloßen Gedanken daran Herzklopfen. Respekt vor dieser Leistung! Hoffentlich kommt der kleine Bruder, ein Zweimeter-Bursche, gesund ins Ziel.
Bleischwer fällt mein Blick auf den
tropfenden Urwald. Das Fenster ist gekippt, und das Rauschen der befahrenen Straße tönt zu mir ins Zimmer. Die Nässe scheint die Geräuschkulisse zu verstärken. Nebenher läuft der TV: Galileo Galilei, „Big Pictures“ - Skurriles, allerlei besondere Begebenheiten aus aller Welt. Was es nicht alles gibt, denke ich. Gerade wird die Herstellung des
Mückenburgers gezeigt, irgendwo in Afrika. Mit angefeuchteten Töpfen bewaffnet tauchen Kinder und Erwachsene mitten in einen immensen Mückenschwarm und fischen die kleinen Viecher aus der Luft, bis sie klumpenweise in den Töpfen hängen. Dann wird der "Mückenmatsch" zu Burgern geformt und gebraten. Wie sagt man so schön: In der Not frisst der Teufel Fliegen. Jedenfalls sind die
Mückenburger eine sehr eiweißreiche Kost.
Gerade saugte ich ein paar Weberknechte von der Wand ab – dasselbe sollte doch auch mit ihnen zu machen sein … (
Spinnenburger)
Ich verbringe den Tag mit Warten auf den Nachtdienst. Ein paar Sonnenstrahlen würden meinem Gemüt ganz gut tun. Gestern teilte mir meine Mutter am Telefon mit, dass mit ihrem Blut etwas nicht stimmt. Verdacht auf
Blutkrebs. Ich wollte nie daran denken, dass meine Eltern alt und krank werden. Nun sind sie es beide.
Der Wurm ist drin. Verflixt. Oder: Ich glaube, ich steh im Wald …, vielleicht auch mitten in einem Mückenschwarm, und ich erkenne nichts mehr um mich herum. Wie soll es weitergehen? Wo geht die Reise hin? Was kommt auf mich zu? Das darf ich doch fragen, ohne egoistisch zu erscheinen?
Natürlich ist es auch spannend, wenn man durch die Gegend irrt und nicht weiß, wo man raus kommt (z.B. Venedig). Das hat seinen Reiz. Eigentlich warte ich mehr, als dass ich herumirre. Ist das ein großer Unterschied? Was das Leben angeht, kommt jeder ins Ziel, egal ob er sich besonders anstrengt oder nicht. Vielleicht ist deswegen so ein
Ironman nicht das schlechteste, was man für sich machen kann. Um zurückzufinden … , das scheinbar Unmögliche anzupacken und sogar abzuschließen. (Drum ja auch meine Fahrradreisen quer durch Deutschland.)
Olivia steht an der Strecke am Wörthersee und feuert ihren kleinen Bruder an. Ich werde inzwischen mich selbst anfeuern, damit ich einfach durch diesen Sonntag und die nächste Nacht komme.