Als ich zum Nachtdienst kam, war das Grillfest
auf der Sonnenterrasse in
vollem Gange.
Während ich das Haus und die Bewohner hütete,
feierten sie.
Die Chefs und die, die um sie herum saßen.
Es war wie eine andere Welt.
Oder wie die andere Seite derselben Welt.
Wie der Arsch zum Gesicht.
Endlich waren die letzten verschwunden und ich hatte
die Nacht wieder ganz allein
mit den Alten, die Zimmer an Zimmer
abgelegt waren.
Ein Altenheim ist wie ein Dachboden des Lebens,
wo die Alten aufbewahrt werden - ein Hort
des Zerfalls.
Das alte Backsteingebäude würde auch bald ausgedient
haben.
Immer mehr verstand ich, dass alles ein Geschäft war.
Es ging um Zimmerbelegungen und
um Effizienz in der Pflege.
Es ging um den doppelten Boden in der Moral
der Gesellschaft.
Ich war froh, als endlich Ruhe im Haus eingekehrt war.
Im Fernsehen lief nach Mitternacht
ein guter Spielfilm:
"Die Nacht der Leguane" mit Richard Burton,
nach einem Bühnenstück von Tennessee Williams.
Der volle Mond schien zu mir herein.
Ich war allein.
Ich war das Haus.
Und ich war viel älter, als ich aussah.
(06.08.09)