Waschen in der Nacht
Seit kurzem müssen wir, die Nachtwachen, den Schreihals unterm Dach jeden Morgen und nicht nur an seinen Dialysetagen waschen und anziehen. Der Tagdienst drückte ihn uns auf die Backe. Es war abzusehen, da der Nachtdienst sowieso unter dem Generalverdacht steht, er hätte jede Menge Zeit und sich an der Aufgabenbewältigung stärker zu beteiligen. Das Stellen der Medikamente sowie das Überprüfen der Apothekenlieferungen und Einräumen der Medizin in die Bewohnerboxen wurde uns außerdem vor einiger Zeit aufgebürdet. Ich möchte kein Klagelied der Nachtwachen anstimmen, aber ich finde die Haltung einiger Kollegen und Kolleginnen gegenüber der Leistung des Nachtdienstes schlicht unverschämt und diskriminierend. Wir sind in der Nacht zu Zweit für das gesamte Haus verantwortlich - die Versorgung der Pflegefälle aufgrund von Inkontinenz (Wechseln der Windeln) und Immobilität (Lagerungen) ist kein Zuckerschlecken; zudem haben wir für die Sicherheit der altersverwirrten/dementen Bewohner zu sorgen, die zu gern die Nacht zum Tage machen. Von den möglichen Notfällen ganz zu schweigen ... . Nach etlichen Jahren im Nachtdienst sehe ich das Hin und Her zu unseren Pflichten in der Nacht etwas gelassener. Doch als mir bei der Übergabe (ganz nebenbei) gesagt wurde, dass wir Herrn LB nun jeden Tag zu waschen hätten, schwollen mir die Halsschlagadern.
Eine für mich nachvollziehbare Begründung wurde mir nicht geliefert. Nicht mal von meiner PDL.
Immerhin fügte sie hinzu, dass wir Herrn LB, falls er fest schliefe, nicht aus dem Schlaf reißen müssten.
"Das ist doch selbstverständlich", sagte ich nur. Mir ist klar, dass eine Weigerung des Nachtdienstes nur dazu führen würde, dass uns die PDL andere Arbeiten zuweisen würde (wie z.B. Rollstühle reinigen). Da wasche ich lieber den Schreihals um fünf Uhr und ärgere ihn ein bisschen damit, dass er sich selbst Gesicht und Arme waschen soll - er kann das nämlich - wir nennen das aktivierende Pflege.
Seine Faulheit amüsiert mich. Erst heute Morgen meinte er, während ich ihm den Hintern wusch: "Wie lange?" Ihm geht es nämlich nicht schnell genug. Ich antwortete: "Bis Sie sauber sind, Herr LB."
(PDL - Pflegedienstleitung)
Eine für mich nachvollziehbare Begründung wurde mir nicht geliefert. Nicht mal von meiner PDL.
Immerhin fügte sie hinzu, dass wir Herrn LB, falls er fest schliefe, nicht aus dem Schlaf reißen müssten.
"Das ist doch selbstverständlich", sagte ich nur. Mir ist klar, dass eine Weigerung des Nachtdienstes nur dazu führen würde, dass uns die PDL andere Arbeiten zuweisen würde (wie z.B. Rollstühle reinigen). Da wasche ich lieber den Schreihals um fünf Uhr und ärgere ihn ein bisschen damit, dass er sich selbst Gesicht und Arme waschen soll - er kann das nämlich - wir nennen das aktivierende Pflege.
Seine Faulheit amüsiert mich. Erst heute Morgen meinte er, während ich ihm den Hintern wusch: "Wie lange?" Ihm geht es nämlich nicht schnell genug. Ich antwortete: "Bis Sie sauber sind, Herr LB."
(PDL - Pflegedienstleitung)
bonanzaMARGOT
- 15. Okt. 07, 18:57
- Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache