Das war ein verdammt langer Schiss!


Nun streicht also Twoday endgültig die Segel. Zum 31.05. - das ist zumindest mal eine Ansage – auch wenn dies bestimmt einige Blogger, u.a. mich, traurig stimmt. Die meisten erwarteten ein solches Ende. Unklar war nur, wann. Skydance informierte uns jetzt darüber, dass die Betreiber der Blog-Plattform mittlerweile beschlossen haben, dieser endgültig den Gar auszumachen. Lange genug ließ man uns Blogger im Ungewissen. Bukowski würde wahrscheinlich sagen: Das war ein verdammt langer Schiss!
Wenn man sich überlegt, mit wie viel Herzblut die Blogger auf Twoday unterwegs waren, über Jahre einen kahlen, vorgegebenen Raum mit ihren Inhalten auskleideten und mit Leben füllten…, da stimmt mich dieses Ende nicht nur traurig, sondern es macht mich gewissermaßen auch wütend!
Wer sind diese Blog-Betreiber? Wer steckt hinter alledem? Welche Menschen/Gesichter entscheiden über unsere Köpfe hinweg? Welche Erwägungen waren ausschlaggebend? Dazu sagt Skydance nichts. Haben wir Blogger denn nicht verdient, etwas mehr über die ganzen Umstände zu erfahren?!?
Ist die Welt wirklich so scheiße, wie sie mir oft erscheint? Die Arbeitnehmer werden von den Wirtschaftsbossen verheizt. Die Soldaten müssen auf Schlachtfeldern, die sie gar nicht wollen, ihr Leben lassen. Das Volk wird von den Mächtigen an der Nase herumgeführt. Wir Menschen werden vom System gefickt. Das Leben fickt uns. Ständig. Mal machen es die anderen, mal sind wir es selbst. Okay. Ich weiß. Ich hadere offenbar mit einem Naturgesetz… ein Naturgesetz voller Scheiße!
Kann man dagegen nichts machen? Müssen wir uns in den Wiederholungen jahrhundertelang gegenseitig die Eier abreißen??

Twoday macht also dicht. Es geht um Menschen. Es geht hier und jetzt um Menschen! Nicht mehr und nicht weniger.

Vielen Dank.

NBerlin - 10. Feb. 18, 15:28

Wütend bin ich nicht. Immerhin durfte ich hier fast 13 Jahre kostenlos und anonym bloggen, dafür muss man auch ein wenig dankbar sein. Traurig bin ich schon, sehr traurig, wieder von Null anzufangen ist ein hartes Los.

bonanzaMARGOT - 10. Feb. 18, 15:41

hast du das "vielen dank" am schluss überlesen?
das galt auch denen, die hinter den kulissen wirkten, um uns die blogplattform zu ermöglichen.
als einfacher angestellter kriege ich in meinem job nicht mit, was alles in den oberen etagen passiert. meine dankbarkeit hält sich dann in grenzen, wenn man mir kündigt... (als vergleich)
wir durften zwar ein produkt umsonst nutzen - wobei aber hier zu sagen ist, dass dies zum geschäftskonzept gehörte. ausschließlich als bezahl-plattform hätte twoday nie einen lauf bekommen. wer sollte also hier wem danken?
steppenhund - 10. Feb. 18, 16:06

Irgendwann ist twoday entstanden, um zu sehen, ob es funktionieren könnte. Es hätte ja auch nach zwei Jahren dicht machen können.
Den Betreibern kann man wohl keine Vorwürfe machen, umso weniger als hier ja Eigentümer gewechselt haben.
Ich hatte sogar einige Zeit lang gezahlt.

Dass es um Menschen geht, kann ich nicht nachvollziehen. In diesem Fall sind es nicht "die Mächtigen", oder besser: mit den Mächtigen, die hier verantwortlich sind, kann ich schon gut zurecht kommen. Da gibt es schlimmere Ausprägungen des Turbokapitalismus.

Man darf auch nicht vergessen, wie viel sich technisch in den letzten Jahren verändert hat. Heute kann man mit Videos bloggen oder Podcasts setzen. Wer weiß, was in Bälde noch alles möglich sein wird.

Ich kann für mich feststellen, dass ich nur mehr eine einstellige Zahl von Bloggern hier auf twoday verfolge. Und die werde ich hoffentlich auch irgendwo anders wiederfinden.

bonanzaMARGOT - 10. Feb. 18, 16:27

gut. selbstverständlich werde ich twoday überleben, steppenhund. aber irgendwie ärgert mich die gesamte vorgehensweise doch... bis heute.
es ist so ähnlich, wie wenn du pissen willst und nicht in das toilettenhäuschen kommst, nicht weil da schon jemand sitzt, sondern weil es ein problem mit der automatik gibt, oder weil das toilettenhäuschen vor deinen augen wegtransportiert wird... warum auch immer.
da kann man schon mal kurz ausrasten.
scheiße!
darf man nicht mal menschlich seinen ärger zeigen? danach ist es ja dann auch gut...
ich werde deswegen nicht zum terroristen.

auch hinter dem turbokapitalismus, den du erwähnst, stehen menschen mit gesichtern.
Rössle - 10. Feb. 18, 17:58

So ist das leider in der Welt im allgemeinen und im Kapitalismus im besonderen:
Was nichts einbringt, ist nichts wert und wird früher oder später sterben gelassen.
Ich glaube nicht, daß wer immer die Betreiber von twoday sind, damit jemals Geld verdient haben.
Die Massen die man dafür brauchen würde sind bei Facebook und anderen kranken Saftläden...

bonanzaMARGOT - 10. Feb. 18, 18:10

hallo rössle

für mich als arbeitnehmer oder als figur auf einem anderen schlachtfeld spielt es keine rolle, ob mit mir geld verdient, oder ein sieg errungen wird. für mich geht es nur um mein eigenes überleben - dort, wo ich meine energie und mein herz investiere.

du hast absolut recht: es gibt wesentlich größere saftläden als twoday.
skydance - 10. Feb. 18, 18:09

Tja. Dass twoday ein Projekt von knallgrau war, eine Firma die sich mehrfach gewandelt hat und nach Fusion vi knallgrau heißt, ist vermutlich allgemein bekannt. Über die Entscheidungsprozesse kann ich nichts berichten, weil ich selbst nichts darüber weiß, es wurde mir auch nur mitgeteilt.

Ich würde aber empfehlen, das Ganze als Chance zu betrachten, nicht als Niederlage. Die Technik hier ist recht veraltet, und ein Umzug ist zwar Arbeit, aber keine Hexerei.

bonanzaMARGOT - 10. Feb. 18, 18:50

das stimmt schon. ich kann deinen blickwinkel (gewissermaßen) nachvollziehen, skydance. nur kommt mir die rein menschliche komponente dabei zu kurz. und wir reden doch hier als menschen und nicht als funktionelle produkte oder maschinen (?)
die blogs, welche ich hier über viele jahre betrieb, sind/waren produkte meines geistes und meiner emotionen. sie sollten nicht etwas sein, was man so einfach ausknipsen kann. wer von den menschen, die darüber entscheiden, dies alles zu beenden, zeigt verständnis für mich? möglicherweise lacht man sich eher tot und meint, meine reaktion wäre manieriert.
diese welt "hier" ist nicht künstlich. sie gehört zur wirklichkeit wie der sternenhimmel, in den ich gucke, auch wenn ich die sterne nicht greifen kann.

ja, ich sehe das ganze, wie du es sagst, als chance. das leben geht weiter. twoday war nur eine hülle...
bonanzaMARGOT - 10. Feb. 18, 19:09

...

zumindest warst du näher dran an diesen entscheidungsprozessen als wir einfachen blogger.
wohin gehörst du also - zu denen? oder zu uns?
wen vertrittst du? deine eigenen interessen - und welche sind das?
skydance, bei allem respekt... ich kenne dich nicht. aber das, was du von dir gibst, stellt mich nicht zufrieden. überhaupt nicht.
skydance - 10. Feb. 18, 23:56

Sorry, das ist eine (verständliche) Fehlwahrnehmung. Als externe Mitarbeiterin ausschließlich für den Twoday Support war ich aber an den Entscheidungen kein bisschen näher dran. Die Entscheidung wurde mir mitgeteilt mit dem Auftrag, sie weiterzugeben.

Meine persönliche Meinung, definitiv NICHT als twoday-Vertretung zu sehen:

Nein, um Menschen geht es hier nicht. Es geht um Texte, es geht um Inhalte, es geht um Verbindungen und Inhalte. Es wäre absolut jammerschade, wenn das alles verschwindet, aber das muss es nicht: Das alles ist portierbar.
bonanzaMARGOT - 11. Feb. 18, 08:51

skydance, da hast/hattest du einen undankbaren job.
ich widerspreche, dass es hier nicht um menschen geht: ich vergleiche es mit dem verlust einer wohnung. die möbel und das ganze inventar transportiere ich zwar zur neuen unterkunft in einen anderen stadtteil, aber die neue unterkunft gestaltet sich anders, die menschen, die ich dort als nachbarn habe, sind andere... es wird eine weile brauchen, dass man sich wieder auskennt und wohlfühlt. manche menschen tun sich mit so einem umzug schwer, andere leichter.
twoday war für viele mehr als nur ein sammelsurium an texten und inhalten. es ging um eine blogheimat - die nachbarschaft und kommunikation mit den menschen, an die ich mich gewöhnte, mit denen ich mich mitunter auch stritt, und deren beiträge mich inspirierten. nachdem bereits einige gingen, wird nun diese gemeinschaft endgültig aufgelöst...
längst exportierte ich meine zwei twoday-blogs nach wordpress. schön, dass dies technisch mithilfe neonwilderness` anleitung möglich war. aber mein herz schlug trotzdem noch bei twoday, eben wegen der blogumgebung /den menschen hier.
david ramirer - 10. Feb. 18, 23:44

die kalmierenden anmerkungen sind definitiv unpassend... ein wenig so als ob man ein paar siedlern, die an einem ort ihr zuhause gefunden haben, vor dem niederbrennen des dorfes zuruft: "seht es doch als chance, diese paar hütten waren doch völlig veraltet. seid doch froh, wenn ihr anderswo unterkommt..."

wie in einem dorf auch zählte hier die gemeinschaft. ja, es hatte sich in den letzten jahren ausgedünnt; ja es hatte nicht mehr den rausch der frühen jahre, aber einige waren noch immer hier und fühlten sich wohl.
das wird jetzt alles plattgewalzt, und ob sich irgendwo etwas ähnliches finden wird, ist mehr als fraglich.
aber solche sozialen details interessieren natürlich die techniker überhaupt nicht. ähnlich wie stadtplaner einen stadtteil (oder auch nur den teil eines teils) schleifen, wird es auch hier geschehen.

völlig egal, welche dichte an liebe, kreativität, ideen und interaktionen es hier gab.
alles gleichgültig.
aber so ist, genau genommen, nicht nur das internet... so ist alles was seit dem beginn der elektronischen ära entstanden ist. da ist nichts bleibendes, nichts was überdauert.

ich kann mich noch gut an die erste generation der homecomputer erinnern: amiga, atari ST... was ich damit alles umgesetzt habe; nichts davon hat bestand... schon alleine weil es die geräte de facto heute nicht mehr gibt, kein computer lebt länger als 10 jahre.

so wird es mit all diesen rein im digitalen bereich entstehenden dingen sein... alles vergeht, und niemand tut etwas dagegen.

es gibt im internet keine häfen; kein zuhause; keine heimat.
wir alle sind nomaden, die ständig unsere dörfer verlassen müssen. immer und immer wieder.
das ist eine traurige wahrheit...

schade, dass hier niemand gegensteuert.

bonanzaMARGOT - 11. Feb. 18, 09:10

kann deinen ausführungen nur zustimmen, david.
die befürchtungen, die wir seit geraumer zeit hatten, werden nun traurige wirklichkeit. wäre auch seltsam gewesen, wenn es mit twoday anders gelaufen wäre als andernorts im www.
was meinst du: wer sollte gegensteuern?
david ramirer - 11. Feb. 18, 09:27

die kurzlebigkeit der elektronischen dinge ist ein globales problem, das kaum wer erkennen will - und der wirtschaft allgemein nützt es leider, weil es immer wieder geld und unzufriedenheit, die beiden entscheidenden motoren des kapitalismus, generiert... also wird wohl nichts geschehen.
das ist rein utopisch.
bonanzaMARGOT - 11. Feb. 18, 09:40

diese entwicklung ist ein selbstläufer. dahinter stecken naturgesetze. der kapitalismus lässt sich nicht aushebeln. er ist gleichzeitig fluch und segen für die menschheit. ein zurück gibt es nur durch den freien fall auf die entwicklungsstufe der steinzeit.
ich fühle mich wie in einer rakete, die hinauf in den himmel donnert, und ich bete, dass sie hält und nicht auseinanderplatzt. glücklich bin ich nicht mit dieser entwicklung. eine entschleunigtere welt wäre mir wesentlich lieber. man hätte mehr zeit fürs wesentliche und würde auch angstfreier leben.
tja. nur für sich selbst kann man ein wenig gegensteuern... prost!

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