Wenn ich ein Mann wäre und keine familiären Verpflichtungen hätte, würde ich als Tagelöhner im Hamburger Hafen arbeiten. Das fiel mir bei diesem Text ein.
Der Hamburger Hafen ist schon lange kein Ort mehr für Tagelöhner – voll automatisierte Container-Terminals erledigen die Schwerstarbeit – zur Steuerung benötigt man lediglich ein paar ausgebildete Fachkräfte. Wäre es anders, wären blümerante Versprechungen wohl trotzdem obsolet. Auch wenn auf dem Papier die Zahlen gut aussehen sollten, schwindet das Gefühl von Sicherheit, wenn man sich nur darauf verlässt. Ja, wenn man kann, dann kann man etwas vorsorgen. Was man aber eigentlich machen sollte, ist das Hier und Jetzt nicht zu vergessen. Ein Blick vorwärts oder zurück ist sicher nicht verkehrt, aber jeder Moment, den man bewusst gegenwertig erlebt, ist ungleich kostbarer.
iGing - 10. Aug. 14, 15:04
Von Sicherheit wollte ich auch ganz und gar nicht sprechen. Eher vom Hier und Jetzt. Aber was den Hamburger Hafen angeht, da gebe ich zu, dass ich vielleicht etwas romantisierend zurückblicke. Dann halt nicht. (Ich bin ja auch kein Mann ohne familiäre Verpflichtungen.)
ein wenig tagelöhner- bzw. vagabund-romantik à la jack london würde mir sicher gefallen, aber erstens sind, wie araxe es schrieb, die zeiten vorbei, und zweitens bin ich dazu schon zu alt. auch muss man skeptisch gegenüber solch romantischer vorstellungen sein.
wie kommst du außgerechnet beim lesen meines beitrages auf diese gedanken, iging?
das hier und jetzt lag mir schon immer am meisten am herzen. doch beim menschen spielen auch die gedanken an die vergangenheit und die zukunft selbstverständlich für das gegenwärtige empfinden eine rolle. man sollte sich halt nicht total wie z.b. diese leute, welche privat bunker einrichten und nahrungsmittel für den weltuntergang horten, in zukunftsängste hineinsteigern. aber nun, für diese menschen wurde es sogar lebensinhalt, und sie sind damit (vielleicht) glücklich. wie ich es im titel schrieb: es gibt "merkwürdige tiere" ...
iGing (Gast) - 10. Aug. 14, 19:17
Ach, was auch immer es war, das diese Assoziation in mir ausgelöst hat ... konkret kann ich es gar nicht benennen. Es war eine Assoziation aus der Lektüre heraus, auf dem Hintergrund der Vorstellung, sich zwischen drohender Arbeitslosigkeit und dieser nervtötenden Repressalie "Arbeitsamt" hindurchlavieren zu müssen.
solch ein "freies leben" wäre schon klasse - wenn man arbeiten geht, wann man bock hat, und abends dann die lohntüte versaufen ...
stattdessen muss man sich mit den behörden rumschlagen und tausend formulare ausfüllen, solange, bis man sich wie ein idiot vorkommt.
na, mal sehen, was die zukunft bringt ...
iGing - 11. Aug. 14, 19:11
Formulare ausfüllen lassen - das ist die Foltermethode der Neuzeit!
wie kommst du außgerechnet beim lesen meines beitrages auf diese gedanken, iging?
das hier und jetzt lag mir schon immer am meisten am herzen. doch beim menschen spielen auch die gedanken an die vergangenheit und die zukunft selbstverständlich für das gegenwärtige empfinden eine rolle. man sollte sich halt nicht total wie z.b. diese leute, welche privat bunker einrichten und nahrungsmittel für den weltuntergang horten, in zukunftsängste hineinsteigern. aber nun, für diese menschen wurde es sogar lebensinhalt, und sie sind damit (vielleicht) glücklich. wie ich es im titel schrieb: es gibt "merkwürdige tiere" ...
stattdessen muss man sich mit den behörden rumschlagen und tausend formulare ausfüllen, solange, bis man sich wie ein idiot vorkommt.
na, mal sehen, was die zukunft bringt ...
zu diesen foltermethoden gehören u.a. dienstbesprechungen, besprechungsprotokolle, qualitätssicherung, leitfäden ...