In der Patsche
Die Seele fühlt sich an wie eine brüchige Eisdecke, auf der ich blöd herumsitze. Sie ächzt unter mir. Bald habe ich einen nassen Arsch. Es ist meine Seele, nur meine Seele. Ich habe keine Angst einzubrechen. Eigentlich nicht. Es ist, als ob ich in einer großen Pfütze Traurigkeit sitze. Ich kann nicht einfach aufstehen und weggehen. Ich klebe fest in dieser Stimmung. Nach vier Nächten im Altenheim bin ich leer und müde. Die Alten und Verwirrten – ihre Ängste, ihre Stimmen – hallen noch nach in mir. Ihr Klammern und Anschmiegen. Ihre Verzweiflung und ihre Einsamkeit.
Am Abend scherze ich noch mit den Kollegen auf der Terrasse. Sie sind guter Dinge, weil sie Feierabend haben. Das Lachen - eine surreale Befreiung. Oder einfach nur menschlich.
Die Kollegen vom Frühdienst kommen niedergedrückter daher. Ihre Worte drehen sich im Kreis. Oft frage ich mich, wer gefangener im Altenheim ist – die Bewohner oder das Pflegepersonal?
Warum gehe ich nicht einfach fort?
Die Luftblasen unter dem Eis wirken wie lebendig und glucksen dumpf. Behäbig richte ich mich auf und schaue mich um. Es ist später Nachmittag. Unwirklich. Das Grün. Die Sonne. Ich schaue auf meine Hände auf der Computertastatur.
bonanzaMARGOT
- 22. Apr. 14, 16:42
- Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache