Die Zukunft liegt in den Wolken


Meine Ex-Freundinnen waren eigentlich ganz nett. Sehnsüchtig blinzle ich in den Himmel. Ich schlief unruhig mit einem tonnenschweren Herz in meiner Brust. Kein Zweifel: ich vermisse die Liebe. Vielleicht ist es der nahende Frühling, der mich foppt. Die Säfte beginnen zu steigen. In meinem Zuhause fehlt das „Du“. Das Alleinsein genieße ich nur, wenn da noch das Andere ist, aus dem ich mich zurückziehe, von dem ich ab und zu Abstand brauche. Ich gebe zu, dass ich mit meinem Bedürfnis nach Rückzug und Freiraum nicht gerade ein Beziehungs-Leichtgewicht bin. Dazu meine Launen und mein Hang zu schwermütigen Gedanken. Das Alleinsein bekommt an dienstfreien Tagen ein anderes Gesicht – es wechselt zur Einsamkeit mit wehmütigen Zügen auf Stirn und um den Mund herum, und die Augen schauen verloren in den Tag. Das Alleinsein, das ich normalerweise mit persönlicher Freiheit verbinde, wird mir zunehmend zu einem persönlichen Gefängnis. Das Alleinsein vergiftet mich nach und nach. Oder bilde ich mir das nur ein? Ich kriege die ambivalenten Gefühle nicht zusammen. Ich will mir nicht mit der eigenen Miesepetrigkeit den Urlaub verderben. Noch befinde ich mich in der Umstellung. Erst drei Tage liegt der letzte Nachtwachen-Block zurück.
Die Wolken sind Wattebäusche auf einem strahlend-blauen Himmel. Der Tag leuchtet in meine vier Wände. Es sieht so aus, als hätte der Winter aufgegeben. Ich wünschte mir den Frühling – und nun habe ich ihn. Ich wünschte mir Urlaub – und habe ihn. Verflixt und zugenäht, ich sollte besser drauf sein! Möglicherweise wirst du schneller, als du denkst, wieder in einer Beziehung stecken und dir das Alleinsein zurückwünschen. Ja klar, man will immer das, was man gerade nicht hat. Scheiß Binsenweisheit.
...
Bisher kam ich als Loser ganz gut durchs Leben. Ich will mich nicht beklagen. Nein, es macht mir nichts aus, als Loser zu gelten. Die Antihelden waren mir schon immer sympathischer. Ich mag ihren Trotz und ihr nichtkonformes Denken und Auftreten. Schon als Kind fühlte ich mich in der Schule mehr zu den Außenseitern als zu den Klassenlieblingen hingezogen. Und die mochten mich auch meist. Ich wollte nie im Mittelpunkt stehen, und ich wollte nie zum Kreis derer gehören, die sich um jene sammelten, die im Mittelpunkt standen. Diese Einstellung zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Klar, dass ich damit nicht weit kommen würde; aber das ist mir egal, weil mich Hierarchien und Karriereleitern ohnehin ankotzen. Es erscheint nur konsequent, dass ich im Altenheim im Nachtdienst landete. Und dass ich nicht heiratete, lässt sich damit auch gut nachvollziehen. Ich blieb mir auf meinen Abwegen treu. Ab und zu denke ich über mein Leben nach und bin auf eigentümliche Art und Weise stolz auf mich. Wenigstens einer, der es zu würdigen weiß. Nein, ich neige nicht zu ausgeprägtem Selbstmitleid.
Muss man jeden Wahnsinn mitmachen? Dann doch lieber den eigenen pflegen.
Die Zukunft liegt in den Wolken.

Gästin (Gast) - 28. Feb. 14, 13:25

Bist eben etwas ganz Besonderes, oder?

bonanzaMARGOT - 28. Feb. 14, 13:34

jeder ist was besonderes - oder wünscht sich, was besonderes zu sein. ich weiß nicht.
ich glaube, dass es eine menge menschen gibt, die dann und wann ähnliches wie ich empfinden ... ähnliche phasen durchleben.
sich selbst in dem sammelsurium einzuordnen, ist schwer.
und egal - wichtig für mich ist, dass ich mir treu bleibe. sonst habe ich nichts im leben.

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