nachtschwester - 15. Jul. 09, 00:15

Ohne deinen Arbeitgeber verteidigen zu wollen, der an deinem Fehler durch Organisationsmängel mitverantwortlich ist - ein MItarbeiter, der einmal einen Fehler gemacht hat, bei dem ein gravierender Schaden entstanden ist, ist im Unternehmen angezählt. Das ist in jeder anderen Branche auch so. Man muss entweder hinnehmen, auf lange Zeit negativ vorbelastet zu sein und unter besonderer Observation zu stehen, oder gehen. Auf Vergeben und Vergessen zu hoffen, ist in der Kürze der Zeit nicht realistisch. Eine Teilschuld an den Arbeitgeber zurückzugeben, wie du es im Gespräch versucht hast, wenn ich das richtig verstehe, tut dir in deiner angeschlagenen Situation nicht gut, auch wenn du in der Sache recht hast. Man kann dir das leicht als Ablehnung deiner eigenen Verantwortung auslegen, oder sogar als Überschreitung deiner Kompetenzen, denn nach solchen Unfällen die Organisation zu hinterfragen, ist Sache des Pflegemanagements. Ob die ihr eigenes Fehlermanagement betreiben oder nicht, ist deren Entscheidung.
Nicht falsch verstehen, ich nehme deinen Arbeitgeber nicht in Schutz, aber in einem gestörten Arbeitgeber-Arbeitnehmerverhältnis geht es leider nicht darum, wer schuld ist oder wer recht hat, sondern darum, ob du den Job behalten willst oder nicht. Du wirst aus deiner wackeligen Position heraus die Arbeitsbedingungen nicht verändern können.

Falls du keine Rechtsschutzversicherung hast, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, eine abzuschließen. Wie gesagt, du bist angezählt.
Ich weiß nicht, wie erfolgversprechend es ist, die Abmahnung unter Berufung auf das Organisationsverschulden durch einen Anwalt anfechten zu lassen. Oder wir kampflustig du in dieser Situation bist. Aussitzen oder gehen, still und leise oder mit Radau?

Die Frage, die du selbst schon gestellt hast, ist, wohin. Den Zuständen, die du beschreibst, wirst du in den meisten Heimen begegnen. Die Kostenträger nutzen überall das persönliche Verantwortungsbewusstsein von Pflegenden gegenüber Patienten/Bewohnern aus, aus dem heraus sie über Jahre immer mehr Einschränkungen auf dem eigenen Rücken ausgetragen haben. Diese emotionale Erpressbarkeit und Opferbereitschaft von Pflegekräften ist ein Wirtschaftsfaktor, der den Kostenträgern eine Menge Geld einbringt. Man kann aber nicht immer als einzelne Pflegekraft auf der untersten Hierarchieebene große Systemfehler auszubügeln versuchen, indem man immer mehr und schneller und für weniger Geld arbeitet.

Es ist eine Frage der Achtung vor sich selbst und dem Pflegeberuf, ob man sich diesen Arbeitsbedingungen immer weiter unterwirft. Und natürlich der Alternativen, die man hat oder glaubt, nicht zu haben. Wenn du mich fragst, ich würde mich nach was anderem umsehen. Ausland, Industrie, oder was ganz anderes. Alles ist besser als Altenpflege unter den Bedingungen, die wir haben.

bonanzaMARGOT - 15. Jul. 09, 12:31

na, dankeschön für den reality-check, nachtschwester.
das ist ja richtig ermutigend - aber natürlich habe ich mir all diese gedanken auch schon gemacht.
es ging mir nie darum, mein versehen zu entschuldigen. im gegenteil plagte mich sehr lange ein schlechtes gewissen.
paradox dabei ist, dass ich wahrscheinlich mit einer lüge besser abgeschnitten hätte vor meinem arbeitgeber.
ich prangerte hier die heuchelei und mangelnde menschliche handhabung an.
natürlich weiß ich um die katastrophalen arbeitsbedingungen in der altenpflege. die psychische belastung ist immens. als sensibelchen hat man schlechte karten.
es ist nicht so, dass ich die realität nicht sehe, nachtschwester. man möge mir verzeihen, dass ich mich hier auskotze. alles runterzuschlucken und totzuschweigen kann doch auch nicht der richtige weg sein, oder?

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