Arztbesuch
Manche Tage fühle ich mich wie ein abgestandenes Bier. Oder wie eine holzige Kohlrabi. Ich komme nicht recht hoch. Der Himmel ist ein Spucknapf, und ich brüte auf dem Scheißhaus des Lebens vor mich hin. Findet Ihr das lustig? Ich komme mir vor wie in einem leeren Wartezimmer und frage mich, warum ich warten muss. Die Zeitschriften nehme ich kurz in die Hand und lege sie gleich wieder zurück. Ich bin total lustlos. Die immer wieder aufbereiteten Themen öden mich an. Ich atme und warte. Es ist vollkommen irre, dass ich hier bin. Ich bin nicht krank. Außer - das Leben ist eine Krankheit. Was meint Ihr? Ist das Leben eine Krankheit? Ich vergaß zu sagen, dass ich einen Arzttermin habe. Es muss ein Arzttermin sein. Jedenfalls sieht es hier nicht aus wie auf dem Finanzamt.
Natürlich ist das alles fiktiv wie die holzige Kohlrabi. In Wirklichkeit ist es völlig egal, wo ich gerade bin. Ich fühle mich nur so, als wäre ich bei einem Arzt wegen einer Hauterkrankung, und er erzählt mir vom Sezessionskrieg und zeigt mir ein Prospekt mit alten Repetiergewehren. "Das ist für unartige Patienten und Türken", sagt er, "raten Sie mal, was ich für diese Sitzung mit Ihnen bekomme?" Ich zucke mit den Achseln. Der Arzt zeigt mir auf dem Computerbildschirm eine Leistungsliste. "Nichts!" sagt er mit sarkastischem Unterton. Er scrollt hoch zu meinem letzten Termin - "Für den auch nichts! Ich bekomme 13 Euro 82 für Ihren ersten Besuch, egal wie oft ich Sie behandle."
"Dann komme ich doch noch ein paar Mal", sage ich süffisant lächelnd.
Mein Arzt zieht unter dem Schreibtisch eine Art Dolch hervor. "Doppelklinge, die eine Seite wie eine Säge geriffelt", sagt er, "ein echtes Notfallmesser. Es gibt nichts besseres." Ich bewundere das scharfe Messer und nicke. Er legt das Messer zurück.
"Und Sie meinen, der Hautausschlag wird nicht wieder aufblühen?" frage ich abschließend.
Er beschwichtigt: "Es kann noch ein paar Wochen dauern, bis er endgültig abgeheilt ist. Sie brauchen Geduld."
Manche Tage denke ich, dass die ganze Welt die Krätze hat, aber nur mich juckt es.
Natürlich ist das alles fiktiv wie die holzige Kohlrabi. In Wirklichkeit ist es völlig egal, wo ich gerade bin. Ich fühle mich nur so, als wäre ich bei einem Arzt wegen einer Hauterkrankung, und er erzählt mir vom Sezessionskrieg und zeigt mir ein Prospekt mit alten Repetiergewehren. "Das ist für unartige Patienten und Türken", sagt er, "raten Sie mal, was ich für diese Sitzung mit Ihnen bekomme?" Ich zucke mit den Achseln. Der Arzt zeigt mir auf dem Computerbildschirm eine Leistungsliste. "Nichts!" sagt er mit sarkastischem Unterton. Er scrollt hoch zu meinem letzten Termin - "Für den auch nichts! Ich bekomme 13 Euro 82 für Ihren ersten Besuch, egal wie oft ich Sie behandle."
"Dann komme ich doch noch ein paar Mal", sage ich süffisant lächelnd.
Mein Arzt zieht unter dem Schreibtisch eine Art Dolch hervor. "Doppelklinge, die eine Seite wie eine Säge geriffelt", sagt er, "ein echtes Notfallmesser. Es gibt nichts besseres." Ich bewundere das scharfe Messer und nicke. Er legt das Messer zurück.
"Und Sie meinen, der Hautausschlag wird nicht wieder aufblühen?" frage ich abschließend.
Er beschwichtigt: "Es kann noch ein paar Wochen dauern, bis er endgültig abgeheilt ist. Sie brauchen Geduld."
Manche Tage denke ich, dass die ganze Welt die Krätze hat, aber nur mich juckt es.
bonanzaMARGOT
- 16. Apr. 09, 11:15
- Die Arschwischmaschine hat frei
sehr schön geschildert,
wünsche dir kratzfreie stunden und baldige krätzige genesung. wobei... von diesen geschichten würde ich gern mehr lesen. aber die kannst du ja vielleicht auch "hinterher" schreiben. :-) ich wünsche dir - trotz allem - einen schönen tag.
glg s.
was meinst du mit "solchen" geschichten - auch im hinblick auf das andere, was ich so schreibe?
"c`est drôle, la vie"
wenn der mensch nicht so abartig komisch wäre, weiß ich wirklich nicht, was ich machen würde.
wahrscheinlich würde ich mich erschießen.
och schad,
was ich mit "solchen geschichten" meine? in dieser geschichte beispielsweise sehe ich gefühl und gedanken gut miteinander verflochten. es ist ein fingerabdruck eines moments, was du auch mit deinen gedichten machst. aber hier ist es ... irgendwie "runder", vielleicht, weil es auch ein gegenüber gibt (arzt). es ist ehrlich frech und "plastisch" erzählt. das gefällt mir sehr. das lyr. ich ist präsent und "fühlbar" wie auch die situation, in der es sich befindet. und das ganze fließt schön vor sich hin... :-) sind dir das antworten genug? :-)
*hust* ich hatte nur drei semester französisch - was bedeutet "drole"? :-)
ach was, warum willst du dich denn gleich erschießen? nicht doch! schön bleiben lassen. male doch lieber ein bild, oder schreib gedichte oder geschichten. oder mach dir einen schönen feldsalat mit frischen tomaten, paprika, couscous auf orangendressing. *legga* :-)
was findest du am menschen eigentlich so, wie du es nennst "abartig komisch"?
lg s.
ja klar, ich kann mich durchs leben ablenken. ich könnte auch killerspiele spielen.
den salat überlasse ich denen, die dafür ein händchen haben.
und die killerspiele sowieso.
schreiben tu ich, so gut ich kann, sehnsucht. und wenn die zeit kommt, male ich auch mal wieder.
also, du weißt nicht, was an menschen abartig komisch ist?
(komisch auch im sinne von seltsam.)
da kann ich dir nicht helfen. wenn ich etwas mehr distanz zu mir und dem leben hätte, würde ich mich über die menschen bzw. die menschheit totlachen.
ich liebe darum vorallem schwarzen humor.
erschießen werde ich mich nicht so schnell. war ja auch nur fiktiv gemeint - "kopfschuss!"
ich habe jetzt leider kein wörterbuch da. aber dieser satz "c`est drôle, la vie" prägte sich mir, warum auch immer, aus meinem französischunterricht ein.
huhu :-),
was hat essen mit ablenken vom leben zu tun? bist du denn gar kein genießer? :-) also mit killerspielen kann ich nix anfangen, verstehe auch den vergleich nicht. der hinkt und braucht ne stabile krücke. :-)
das mit dem feldsalat. ich geb dir gern das rezept. :-)
wie machst du denn normalerweise - zumindest versuchsweise - aus einem beschissenen tag einen guten? nicht über dinge, die (dir) gut tun?
lg. s.
p.s.: thx for übersetzing. :-)
ich dachte halt fälschlicherweise, dass jemand, der mich fragt, wie rinderragout gemacht wird, nicht weiß, wie es gemacht wird. (dabei wolltest du nur mein spezielles rezept wissen ...)
der vergleich zwischen feldsalat und killerspielen ist so absurd wie das leben an sich. (fragst du mich nun, was ich am leben absurd finde?)
die menschen empfinde ich als abartig komisch, weil sie sehr große gegensätzlichkeiten leben und zusammenbringen, als wäre es das normalste der welt - dass man z.b. liebender familienvater sein kann und gleichzeitig selbstmordattentäter (nur ein beispiel - die selbstmordattentäter, auf denen ständig herumgehackt wird, mögen es mir verzeihen).
haha!
nicht lustig?
welche sisyphus-aufgabe, sehnsucht.
ach ja, da fällt mir doch noch was ein:
ficken wäre gut, so richtig hart und ausdauernd und dabei die zeit vergessen.
was heißt hier empfindlich?
ja, das mit dem falschen einordnen meiner (nach-)fragen kenne ich schon. anscheinend ist keiner nachfragen gewöhnt oder ich frage missverständlich? nee, das kann ja mal gar nicht sein... :-) meine fragen sind eindeutig, ... aber wenn das gegenüber das nicht richtig versteht oder liest, kann ich doch nix dafür... :-)
genau. ich wollte wissen, was DU darunter verstehst. lustig finde ich das übrigens nicht. eher erschütternd oder aber ... tragisch.
was ich eher amüsant und lustig finde ist situationskomik. :-) diese sekunden, in denen man sehen kann, dass mit dem gegenüber etwas geschieht, für das er oder sie noch keine worte hat...
oder aber die widersprüchlichkeit zwischen dem, was man will und dem, was man kann ...
oder oder oder...
lg
s.
nochmals:
die kommunikation in schriftsprache sehe ich gar nicht so problematisch, um smilies oder erklärungen (dies war ironisch gemeint) unbedingt hinzufügen zu müssen. vielmehr glaube ich, dass wir durch solche künstlichen sprachlichen erweiterungen gegenüber der "eigentlichen" sprache abstumpfen.
ich verzichte darum weitgehendst in meinen kommentaren und beiträgen auf diese "zusätze".
falls irgendwann auch in ernsthafter literatur smilies und doofe (lach, lach) klammersetzungen auftreten sollten, werde ich kapitulieren.
ich lese die sprache eines menschen - dabei muss ich missverständnisse nun mal in kauf nehmen - kommunikation bedarf eben gegenseitigen bemühens und nicht der versimpelung.
ich bin sehr froh, wenn nachgefragt wird, weil es mich immer fordert, so dass ich mir nur nicht zu selbstsicher werde.
wie kommst du auf die abstruse idee,
ich kümmer mich jetzt mal um mein leibliches wohl.
komm gut durch den tag.
lg s.
ich hasse zitierereien. scheinbar habe ich dich völlig falsch gelesen, als du über pöbeleien und nachfragen schriebst.
da oben steht`s irgendwo.
was du denkst, ist mir egal. ich lese hier ausschließlich - und das, was ich lese, binde ich in mein spachgefühl und -vermögen ein.
ich lasse mich doch auch nicht von einem vertreter für staubsauger, einem zeugen jehovas oder einem islamischen fundamentalisten um den finger wickeln. und warum wohl? weil deren rhetorisches gewäsch total durchschaubar ist. eine gehirnwäsche greift nur bei menschen, die wenig bewußtsein zu sprache haben.
die plappern dann relativ schnell nach, was man ihnen infiltriert.
sprache ist darum so viel mehr als nur ein schlichtes werkzeug zur kommunikation - sondern sprache transportiert die wichtigsten bedeutungen für unser menschliches dasein.
wenn wir die sprache verhunzen, verhunzen wir uns damit selbst - moralisch und geistig.