die grenzen des guten geschmacks sind keineswegs schwammig, sondern im grunde genommen klar definiert. bereits im mittelalter wurde *geschmack*, als die fähigkeit, in allen bereichen und situationen des lebens immer die rechte wahl zu treffen und alle dinge frei von subjektiver täuschung, nach ihrem wirklichen wert zu beurteilen. die fähigkeit des verstandes zum erkennen des guten, wahren und schönen . der begriff ästhetik wird ja in unserer zeit gerne verwendet
ich wurde in einem elternhaus erzogen, in dem mir der begriff *pietät*- mit würde und respektvollem umgang mit menschen ( aber auch mit den sterblichen resten von menschen ) vermittelt wurde.
der paragraf 1 des deutschen grundgesetzes beinhaltet die völlige unanatastbarkeit der menschlichen würde, eine unantastbarkeit, die sich auch auf den toten bezieht, dem die gleichen persönlichkeitsrechte eingeräumt werden wie dem lebenden.
jenen menschen, die ihren körper freiwillig zur verfügung stellen, bleibt es natürlich unbenommen, sich nach ihrem tode plastinieren zu lassen, aber, daß g.v.h. --> z.b. in china leichen und hirnpräparate ( von hingerichteten )*gekauft* hat, seit diesem moment hat die *industrie der unsterblichkeit* einen festen platz in der modernen unterhaltungsindustrie gefunden. g.v.h. hat seit beginn seiner ausstellungen gerichte in ganz europa beschäftigt.
warum, so frage ich, müssen immer neue plastinate, dem trend entsprechend ( radfahrer, reiter, stabhochspringer, saxophonspieler etc) hergestellt werden, wenn doch der tiefere sinn seiner ausstellung, so wie g.v.h. vordergründig angibt, der wissenschaftlichen aufklärung diene. und was passiert mit jenen ausstellungsstücken, die nicht mehr verwendet werden?
g.v.h. ist ein selbstdarsteller, der den menschlichen körper zum objekt der sensationslust degradiert. Nicht ganz zufällig hat gunther von hagens ( geboren als: gunther gerhard lieblein – wozu benötigt ein anatom eigentlich einen *künstlernamen* ) bei der diesjährigen ausstellung in deutschland auf die beurteilung der ethikkommission verzichtet.
ein bißchen lang ist mein kommentar, aber ich wollte einfach nur vermitteln, warum ich so dagegen bin. habe mich schon sehr lange mit diesem thema beschäftigt.
da testsiegerin noch nicht auf deine ausführungen antwortete, presche ich nun vor.
"der gute geschmack" ist selbstverständlich kulturabhängig. es ist immer vermessen, die eigene kultur mit dem jeweiligen geschmacksempfinden über andere zu stellen. zuletzt machten dies bei uns die nazis - ziemlich rigoros. die kirche war allerdings auch immer gut dabei - vorallem im mittelalter, als es kreuzzüge, hexenverbrennungen und folter gab - eine menge schweinereien, die keineswegs von deinem gepriesenen "guten geschmack" zeugen.
bazon brock, den ich eingangs zitierte, könnte dir mit sicherheit einiges über den begriff ästhetik in der geschichte und in den kulturen lehren.
ich gestehe dir zu, dass du in einem feinen elternhaus groß geworden bist, wo manieren und anstand gelehrt wurden. deine persönliche sicht auf eine ausstellung wie körperwelten ist darum völlig legitim. nur mußt du diese deswegen nicht durch halbwissen und vorurteile verunglimpfen. jeder mensch sollte sich vorbehaltlos selbst eine meinung bilden, inwieweit sein pietätsempfinden von den plastinaten negativ berührt wird.
auch finde ich es anmaßend und nicht gerade anständig,
gunther von hagens als person in ein schlechtes licht zu rücken, ihm selbstdarstellerische ambitionen und sensationslust vorzuwerfen. ich kenne diesen menschen nicht und kann über seinen charakter nicht urteilen. er wird wie jeder mensch seine schwächen haben ...
allein wichtig ist, dass alles bei seiner ausstellung mit rechten dingen zugeht.
hier nochmal der link zur website "koerperwelten" http://www.koerperwelten-deutschland.de/, wo einiges zur ausstellung erläutert wird.
„Gottes Ruhm ist der lebendige Mensch. Der menschliche Körper ist für unsere Menschlichkeit - für unsere Persönlichkeit - von wesentlicher Bedeutung. Jede Erweiterung unseres Verständnisses von und Wissens um unseren menschlichen Köper führt zu einer größeren Wertschätzung unserer Würde als menschliche Personen."
Father Richard Benson, C.M., Ph.D. St. John’s Seminary, Roman Catholic Archdiocese of Los Angeles
„Das, was die Ausstellung so unwiderstehlich macht - der bedeutsame und umfassende Einblick in den echten menschlichen Körper - macht die Ausstellung auch gleichzeitig so umstritten. Ohne genau diese Merkmale wäre die Ausstellung nicht so eine beeindruckende Lernerfahrung."
David C. Blake, Ph.D., JD Saint John’s Health Center
„Ich war sehr stolz, dass der Vorstand des Science Center und die beteiligten Experten bereit waren, heftige Kritik um des höheren Zieles willen zu riskieren, die Öffentlichkeit über Gesundheit und den menschlichen Körper aufzuklären und zu informieren. Außerdem hilft es uns, wenn wir mit eigenen Augen den unglaublichen Aufbau des menschlichen Körpers in all seinen Einzelheiten sehen, den Schöpfer besser zu verstehen, der die Menschheit geschaffen und geformt hat."
Rabbi Morley Feinstein University Synagogue
„Der Mensch denkt ständig an seinen Körper, kennt dessen Funktionsweise aber oft nicht.
KÖRPERWELTEN verschafft den Menschen Zugang zu den Wundern des menschlichen Körpers und hilft ihnen, ihr körperliches Selbst zu verstehen. Als Ärzte freuen wir uns über das zunehmende medizinische Wissen unserer Patienten, während wir gemeinsam mit ihnen daran arbeiten, ihre Gesundheit zu optimieren.“
Dr. Stanley G. Korenman, MD. UCLA Medical Center
„Die Plastinate lehren die Einheit der Körperteile und deren Wechselwirkungen mit einander. Diese Lektion geht über die biologische Einheit hinaus und erstreckt sich auf die soziologische Gemeinschaft."
Reverend Cecil „Chip“ Murray First African Methodist Episcopal Church
„Diese Ausstellung gibt der Öffentlichkeit eine Gelegenheit, die sonst Ärzten und anderen medizinischen Fachleuten vorbehalten ist. Die Besucher haben die Möglichkeit, in ihren eigenen Körper hineinzuschauen und das Staunen darüber und den Respekt davor zu erleben, was es heißt, ein Mensch zu sein."
Prof. Dr. Hans-Martin Sass Kennedy Institute of Ethics, Georgetown University
„Jeder Arzt wird früher oder später von der reinen Eleganz und Kompliziertheit des menschlichen Körpers überwältigt. Aber nur wenige Laien bekommen die Gelegenheit, dieses Staunen zu erleben. Diese Ausstellung bietet eine der wenigen Möglichkeiten, die Laien haben, diese privilegierte Sichtweise auf unser Selbst zu teilen.“
Dr. Neil S. Wenger, MD. UCLA Medical Center
@ testsiegerin
ich wurde in einem elternhaus erzogen, in dem mir der begriff *pietät*- mit würde und respektvollem umgang mit menschen ( aber auch mit den sterblichen resten von menschen ) vermittelt wurde.
der paragraf 1 des deutschen grundgesetzes beinhaltet die völlige unanatastbarkeit der menschlichen würde, eine unantastbarkeit, die sich auch auf den toten bezieht, dem die gleichen persönlichkeitsrechte eingeräumt werden wie dem lebenden.
jenen menschen, die ihren körper freiwillig zur verfügung stellen, bleibt es natürlich unbenommen, sich nach ihrem tode plastinieren zu lassen, aber, daß g.v.h. --> z.b. in china leichen und hirnpräparate ( von hingerichteten )*gekauft* hat, seit diesem moment hat die *industrie der unsterblichkeit* einen festen platz in der modernen unterhaltungsindustrie gefunden. g.v.h. hat seit beginn seiner ausstellungen gerichte in ganz europa beschäftigt.
warum, so frage ich, müssen immer neue plastinate, dem trend entsprechend ( radfahrer, reiter, stabhochspringer, saxophonspieler etc) hergestellt werden, wenn doch der tiefere sinn seiner ausstellung, so wie g.v.h. vordergründig angibt, der wissenschaftlichen aufklärung diene. und was passiert mit jenen ausstellungsstücken, die nicht mehr verwendet werden?
g.v.h. ist ein selbstdarsteller, der den menschlichen körper zum objekt der sensationslust degradiert. Nicht ganz zufällig hat gunther von hagens ( geboren als: gunther gerhard lieblein – wozu benötigt ein anatom eigentlich einen *künstlernamen* ) bei der diesjährigen ausstellung in deutschland auf die beurteilung der ethikkommission verzichtet.
ein bißchen lang ist mein kommentar, aber ich wollte einfach nur vermitteln, warum ich so dagegen bin. habe mich schon sehr lange mit diesem thema beschäftigt.
elisabetta,
"der gute geschmack" ist selbstverständlich kulturabhängig. es ist immer vermessen, die eigene kultur mit dem jeweiligen geschmacksempfinden über andere zu stellen. zuletzt machten dies bei uns die nazis - ziemlich rigoros. die kirche war allerdings auch immer gut dabei - vorallem im mittelalter, als es kreuzzüge, hexenverbrennungen und folter gab - eine menge schweinereien, die keineswegs von deinem gepriesenen "guten geschmack" zeugen.
bazon brock, den ich eingangs zitierte, könnte dir mit sicherheit einiges über den begriff ästhetik in der geschichte und in den kulturen lehren.
ich gestehe dir zu, dass du in einem feinen elternhaus groß geworden bist, wo manieren und anstand gelehrt wurden. deine persönliche sicht auf eine ausstellung wie körperwelten ist darum völlig legitim. nur mußt du diese deswegen nicht durch halbwissen und vorurteile verunglimpfen. jeder mensch sollte sich vorbehaltlos selbst eine meinung bilden, inwieweit sein pietätsempfinden von den plastinaten negativ berührt wird.
auch finde ich es anmaßend und nicht gerade anständig,
gunther von hagens als person in ein schlechtes licht zu rücken, ihm selbstdarstellerische ambitionen und sensationslust vorzuwerfen. ich kenne diesen menschen nicht und kann über seinen charakter nicht urteilen. er wird wie jeder mensch seine schwächen haben ...
allein wichtig ist, dass alles bei seiner ausstellung mit rechten dingen zugeht.
hier nochmal der link zur website "koerperwelten"
http://www.koerperwelten-deutschland.de/, wo einiges zur ausstellung erläutert wird.
eine ethische begutachtung existiert aus den Jahren 2004/2005 in den usa.
(zur zusammenfassung: http://www.koerperwelten-deutschland.de/fileadmin/user_upload/dokumente/EthicalReview_CSC_D.pdf)
Zitate der Ethikberater:
„Gottes Ruhm ist der lebendige Mensch. Der menschliche Körper ist für unsere Menschlichkeit - für unsere Persönlichkeit - von wesentlicher Bedeutung. Jede Erweiterung unseres Verständnisses von und Wissens um unseren menschlichen Köper führt zu einer größeren Wertschätzung unserer Würde als menschliche Personen."
Father Richard Benson, C.M., Ph.D. St. John’s Seminary, Roman Catholic Archdiocese of Los Angeles
„Das, was die Ausstellung so unwiderstehlich macht - der bedeutsame und umfassende Einblick in den echten menschlichen Körper - macht die Ausstellung auch gleichzeitig so umstritten. Ohne genau diese Merkmale wäre die Ausstellung nicht so eine beeindruckende Lernerfahrung."
David C. Blake, Ph.D., JD Saint John’s Health Center
„Ich war sehr stolz, dass der Vorstand des Science Center und die beteiligten Experten bereit waren, heftige Kritik um des höheren Zieles willen zu riskieren, die Öffentlichkeit über Gesundheit und den menschlichen Körper aufzuklären und zu informieren. Außerdem hilft es uns, wenn wir mit eigenen Augen den unglaublichen Aufbau des menschlichen Körpers in all seinen Einzelheiten sehen, den Schöpfer besser zu verstehen, der die Menschheit geschaffen und geformt hat."
Rabbi Morley Feinstein University Synagogue
„Der Mensch denkt ständig an seinen Körper, kennt dessen Funktionsweise aber oft nicht.
KÖRPERWELTEN verschafft den Menschen Zugang zu den Wundern des menschlichen Körpers und hilft ihnen, ihr körperliches Selbst zu verstehen. Als Ärzte freuen wir uns über das zunehmende medizinische Wissen unserer Patienten, während wir gemeinsam mit ihnen daran arbeiten, ihre Gesundheit zu optimieren.“
Dr. Stanley G. Korenman, MD. UCLA Medical Center
„Die Plastinate lehren die Einheit der Körperteile und deren Wechselwirkungen mit einander. Diese Lektion geht über die biologische Einheit hinaus und erstreckt sich auf die soziologische Gemeinschaft."
Reverend Cecil „Chip“ Murray First African Methodist Episcopal Church
„Diese Ausstellung gibt der Öffentlichkeit eine Gelegenheit, die sonst Ärzten und anderen medizinischen Fachleuten vorbehalten ist. Die Besucher haben die Möglichkeit, in ihren eigenen Körper hineinzuschauen und das Staunen darüber und den Respekt davor zu erleben, was es heißt, ein Mensch zu sein."
Prof. Dr. Hans-Martin Sass Kennedy Institute of Ethics, Georgetown University
„Jeder Arzt wird früher oder später von der reinen Eleganz und Kompliziertheit des menschlichen Körpers überwältigt. Aber nur wenige Laien bekommen die Gelegenheit, dieses Staunen zu erleben. Diese Ausstellung bietet eine der wenigen Möglichkeiten, die Laien haben, diese privilegierte Sichtweise auf unser Selbst zu teilen.“
Dr. Neil S. Wenger, MD. UCLA Medical Center