ich habe selbst eine Schwiegermama im Altenheim um die Ecke (Diakonie), 91 Jahre, Pflegestufe 1, etwas antriebsarm und still, aber zufrieden (welch ein Glück!) und freundlich. Alleine leben klappt nicht mehr, es fehlt einfach die Übersicht. Obwohl wir die Mutti nicht zuhause haben, kümmern wir uns sehr, vor allem mein Mann. Er besucht seine Mutter praktisch jeden Tag. In den Alltag des Altenheims und der dort Beschäftigten haben wir dadurch etwas Einblick.
Die meisten Pflegerinnen (es gibt nur einen Pfleger) sind sehr, sehr nett, bemüht und zugewandt. Echte Schätze. Die Pflegedienstleitung etwas flatterhaft und mehr an ihrem schickem Outfit interessiert, trotzdem auch freundlich.
Spürbar ist die Personalknappheit. So ziemlich jeder tut zwar was er/sie kann, trotzdem müssen manche warten – auch wenn’s dringend ist - wenn halt zweieinhalb Leute 15 Bewohnern beim waschen und anziehen helfen sollen. Derzeit soll das Richten der Medikamente „out-gesourced“ werden. Eine große Apotheke am Ort will die Tabletten kostenlos in Tages- bzw. Wochenblistern anliefern. Natürlich wird sie dann auch alle Medikamente liefern (das Geschäft war vorher auf mehrere Apotheken verteilt.)
Wir befürchten, dass das Personal (soll nicht überheblich klingen) mit der Zeit nicht mehr weiß, was sie den Bewohnern da täglich verabreicht –da wird ja auch Kompetenz ausgelagert.
Also wir finden es nicht gut – unsere Meinung.
Verkauft wird diese Idee von der Leitung mit dem Argument, wenn die Tabletten nicht mehr gerichtet werden müssen, haben die Pfleger mehr Zeit für die Bewohner.
Das wäre ja schön – wir befürchten allerdings, dass bei der nächsten Überprüfung des Personalschlüssels die dann „freie“ Zeit neu verteilt wird, d.h. de facto zur weiteren Personaleinsparung führt. Sind wir zu pessimistisch?
eure Skepsis halte ich für richtig. Natürlich kann ich nicht viel dazu sagen, da ich die Einrichtung nicht kenne, in der deine Schwiegermama wohnt.
Zu der Medikamentenvergabe: Es ist (normalerweise) geboten, dass diejenigen die Medikamente verteilen, die sie auch richteten. Topfen dürfen sowieso erst eine halbe Stunde vor der Vergabe in die kleinen Medikamentennäpfchen geträufelt werden.
Ich halte es für unbedingt notwendig, dass wir (exam.) Altenpfleger die Kompetenz für solche Aufgaben nicht abgeben, da wir die Medikamentation schließlich bei den Arztvisiten besprechen und dokumentieren müssen. Und wie sieht es mit der Bedarfsmedikamentation aus? Da kann doch nicht in jedem Einzelfall jemand aus der Apotheke kommen?
Wie ich die Sache sehe, geht es da um Einsparungen. Wenn man die medikamentöse Versorgung sozusagen subunternehmerisch abgibt, kann man wahrscheinlich Fachpersonal einsparen.
In unserem Haus wurde vor ein paar Jahren der gesamte hauswirtschaftliche Bereich, inkl. Küche, ausgelagert. Einige Stellen wurden dadurch eingespart. Negativ dabei ist mir aufgefallen, dass die Qualität der hauswirtschaftlichen Versorgung nachließ, ebenso das Eingehen auf individuelle Wünsche und Beschwerden.
Verantwortungen werden abgegeben, und alles wird unübersichtlicher. Fehler mehren sich - das ist mein Eindruck.
Was sagte denn der Heimbeirat zu dieser Entscheidung, die Medikamente von der Apotheke richten zu lassen?
Als Angehöriger würde ich meine Bedenken offen äußern.
Was meint das Personal dazu?
Dass sich deine Schwiegermama in dem Heim wohlfühlt, und ihr einen guten Eindruck vom Personal habt, ist aber das Wichtigste.
Danke für Deine Antwort. Wie uns erklärt wurde, ist das Blistern natürlich nur mit Tabletten möglich. Tropfen, Salben, Zäpfchen etc. müssen weiterhin auf Station separat vorgehalten werden, dito Bedarfsmedikation. Wir werden die Sache wohl nicht mitmachen. Es ist nämlich eine Einverständniserklärung nötig - schließlich handelt es sich um die Weitergabe personenbezogener Daten an die Apotheke. In einem anderen Altenheim, in dem eine Tante von uns wohnt, hat man schlechte Erfahrungen mit den Wochenblistern gemacht und ist wieder davon abgekommen. Ob das Personal überhaupt gefragt wurde, weiß ich nicht. Die Leute können sich ja schlecht gegen ihren "Dienstherren" wenden und ich möchte da auch niemanden in Verlegenheit bringen. Danke, dass Du auf mein Anlegen eingegangen bist - gehört ja eigentlich nicht in diesen Blog. Es grüßt - die Graugans
ich schreibe in diesem Blog über die Befindlichkeiten und Gedanken einer Nachtwache zur Altenpflege, den Themen drumrum und Allerlei.
Es gehört also schon in das Blog. Ich bin ja froh, wenn Menschen von ihren Erfahrungen und Gedanken zum großen Thema Pflege schreiben. Die Angehörigenperspektive finde ich sehr wichtig. Bewohner, die engagierte Angehörige haben, laufen weniger Gefahr, im Pflegebetrieb mit seinen teilweisen Unmenschlichkeiten zum Spielball zu werden.
Lieber Altenpfleger,
Die meisten Pflegerinnen (es gibt nur einen Pfleger) sind sehr, sehr nett, bemüht und zugewandt. Echte Schätze. Die Pflegedienstleitung etwas flatterhaft und mehr an ihrem schickem Outfit interessiert, trotzdem auch freundlich.
Spürbar ist die Personalknappheit. So ziemlich jeder tut zwar was er/sie kann, trotzdem müssen manche warten – auch wenn’s dringend ist - wenn halt zweieinhalb Leute 15 Bewohnern beim waschen und anziehen helfen sollen. Derzeit soll das Richten der Medikamente „out-gesourced“ werden. Eine große Apotheke am Ort will die Tabletten kostenlos in Tages- bzw. Wochenblistern anliefern. Natürlich wird sie dann auch alle Medikamente liefern (das Geschäft war vorher auf mehrere Apotheken verteilt.)
Wir befürchten, dass das Personal (soll nicht überheblich klingen) mit der Zeit nicht mehr weiß, was sie den Bewohnern da täglich verabreicht –da wird ja auch Kompetenz ausgelagert.
Also wir finden es nicht gut – unsere Meinung.
Verkauft wird diese Idee von der Leitung mit dem Argument, wenn die Tabletten nicht mehr gerichtet werden müssen, haben die Pfleger mehr Zeit für die Bewohner.
Das wäre ja schön – wir befürchten allerdings, dass bei der nächsten Überprüfung des Personalschlüssels die dann „freie“ Zeit neu verteilt wird, d.h. de facto zur weiteren Personaleinsparung führt. Sind wir zu pessimistisch?
Hallo Graugans,
Zu der Medikamentenvergabe: Es ist (normalerweise) geboten, dass diejenigen die Medikamente verteilen, die sie auch richteten. Topfen dürfen sowieso erst eine halbe Stunde vor der Vergabe in die kleinen Medikamentennäpfchen geträufelt werden.
Ich halte es für unbedingt notwendig, dass wir (exam.) Altenpfleger die Kompetenz für solche Aufgaben nicht abgeben, da wir die Medikamentation schließlich bei den Arztvisiten besprechen und dokumentieren müssen. Und wie sieht es mit der Bedarfsmedikamentation aus? Da kann doch nicht in jedem Einzelfall jemand aus der Apotheke kommen?
Wie ich die Sache sehe, geht es da um Einsparungen. Wenn man die medikamentöse Versorgung sozusagen subunternehmerisch abgibt, kann man wahrscheinlich Fachpersonal einsparen.
In unserem Haus wurde vor ein paar Jahren der gesamte hauswirtschaftliche Bereich, inkl. Küche, ausgelagert. Einige Stellen wurden dadurch eingespart. Negativ dabei ist mir aufgefallen, dass die Qualität der hauswirtschaftlichen Versorgung nachließ, ebenso das Eingehen auf individuelle Wünsche und Beschwerden.
Verantwortungen werden abgegeben, und alles wird unübersichtlicher. Fehler mehren sich - das ist mein Eindruck.
Was sagte denn der Heimbeirat zu dieser Entscheidung, die Medikamente von der Apotheke richten zu lassen?
Als Angehöriger würde ich meine Bedenken offen äußern.
Was meint das Personal dazu?
Dass sich deine Schwiegermama in dem Heim wohlfühlt, und ihr einen guten Eindruck vom Personal habt, ist aber das Wichtigste.
Hallo BoMa
Liebe Graugans,
Es gehört also schon in das Blog. Ich bin ja froh, wenn Menschen von ihren Erfahrungen und Gedanken zum großen Thema Pflege schreiben. Die Angehörigenperspektive finde ich sehr wichtig. Bewohner, die engagierte Angehörige haben, laufen weniger Gefahr, im Pflegebetrieb mit seinen teilweisen Unmenschlichkeiten zum Spielball zu werden.