One for All


Hurra, es funzt! Ich verbrachte den Morgen damit, eine neue Universalfernbedienung einzurichten. Da Hifi Anlage und Videorecorder älteren Semesters sind, war dies gar nicht so einfach. Mit der Copy-Funktion nahm ich dann aber auch die letzte Hürde. Gott sei Dank habe ich noch die alten verstaubten Fernbedienungen.
Die neue liegt gut in der Hand, und ich hoffe dass sie mindestens so lange hält wie die alte. Wenigstens drei oder vier Jahre. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich die hatte. Länger jedenfalls, als meine Liebesbeziehungen im Schnitt dauern ...
Die haltbarsten Lieben waren meine ersten. Komisch, wo man doch eher das Umgekehrte annehmen sollte. Von wegen Hörner abstoßen. Ach so, haltbar heißt bei mir zwei bis vier-fünf Jahre. Damit ihr eine ungefähre Vorstellung habt.
Bei allen Querelen durch die Wechselhaftigkeit in meinem Liebesleben bin ich stolz darauf, dass ich nie heiratete und kein Kind zeugte. Ich zog mein Ding durch. Nicht auszudenken, wenn ich Vater geworden wäre. Himmel bewahre!
Ihr nehmt mir die Worte aus dem Mund: „Das arme Kind.“
Ganz auszuschließen ist aber nicht, dass es irgendwann an meiner Haustür klingelt, und ein ausgewachsener Hosenscheisser steht vor mir und meint, ich sei sein Vater. Aber so was passiert doch nur im Fernsehen. Absurd. Ich habe schon noch den Überblick. Ich war kein Aufreisser-Typ. In gut dreißig Jahren läppert es sich trotzdem.
Nein, ich wollte gar nicht über meinen Beziehungskrampf reden. Der thematisiert sich quasi in regelmäßigen Abständen von selbst.
Uff, die Fernbedienungsprogrammiererei schlauchte mich. Ich kann ziemlich hartnäckig sein. Vor allem wenn die menschlichen Artgenossen in ihren Bewertungskommentaren schrieben, dass bei ihnen alles ruckzuck klappte. Nach zehn Minuten wären sie mit der Installation fertig gewesen. Und mit der Gebrauchsanweisung hätten sie absolut keine Schwierigkeiten gehabt. Also, ich war mindestens zwei Stunden dran gesessen. Kriegte ja niemand mit. Wahrscheinlich stellen nur Superstreber ihre Kommentare über gekaufte Produkte ins Internet. Oder die Beurteilungen werden von Ghostwritern der Firmen verfasst. Was weiß ich?! Heutzutage ist man besser skeptisch. Mit der Leichtgläubigkeit des Konsumenten wird bares Geld verdient.
Nun mal sehen, wie die neue funktioniert. Kann man wie bei einer neuen Partnerin nie wissen. Sieht man den Dingern nicht wirklich an. Eine gute Haptik sagt noch nichts über die inneren Qualitäten.
Manchmal verspricht die Verpackung mehr, als drin ist. Überall Täuschungen. Die Natur selbst ist der beste Täuschungskünstler.
Da sage ich euch nichts neues, gel? Jeder macht seine Erfahrungen. Einmal hoch und einmal runter. Von rechts nach links. Von Mutters Brust bis zur Leichenschau.

ein literarisches Tagebuch

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