Lange-Weile - 17. Jan. 13, 00:52

zerbrechlich

Hallo Bo.,

so..wie du deine Mutter geschildert hast, wirk sie zerbrechlich auf mich. Vielleicht war sie das ihr ganzes Leben. Wir Menschen sind empfindsame Seelen, die es schwerer haben, wenn die Seele so zart wie dünnes Glas ist.

Auch habe ich das Gefühl, das dieser Besuch dich deiner Mutter etwas näher gebracht hat. Die Zeit wird sie eines Tages überholen und dich dann als ihr Nachkomme zurück lassen, Du bekommst vor ihr eine Art Zepter für die Erwchasenenwelt.

LG LaWe


bonanzaMARGOT - 17. Jan. 13, 08:23

das ist wahr: meine mutter war schon immer dünnhäutig und zerbrechlich.
ich kann mich an fast keine zeit in den ca. letzten 40 jahren erinnern, wo das thema krankheit und ärzte nicht an vorderster stelle stand. das macht es für mich sehr schwer, mit dem leid(en) meiner mutter (aktuell) umzugehen.

der kh-besuch war überfällig. jedes gespräch mit - und jeder besuch bei meiner mutter kostet mich viel überwindung.
Lange-Weile - 18. Jan. 13, 14:46

Lebenskonzepte

Hallo Bo.,

ein Mensch mit einer zerbrechlichen Seele hat es schwer. Im Herzen noch ein ängstliches und schutzsuchendes Kind geblieben, verlangt das Leben Handlungen eines Erwchsenen. Das Leben schreitet ja immer vorran und bleibt nicht stehen.

So muss das ängstliche Herz ein Konzenpt entwickeln, dass die zerberchliche Seele schützt. Das kann auch Krankheit sein, denn sie bringt immer eine kurze Auszeit mit Schonung, wenn auch nicht mehr so viel, wie man es als Kind erlebt hat.

Aber es gibt auch andere Konzepte..viel Essen z.B. - der Fettgürtel ist wie ein Schutzwall um das ängstlihe Herz.

Ich hatte vor kurzen nach langer Sendepause wieder ein Gespräch mit meinem Schwager - der Mann meiner verstorbenen Schwester. Ein Großmaul...wenn man ihn flüchtig kennt. Ich kenne ihn noch aus der Schulzeit und weiß, dass er eine hyperempfindsame Seele hat. Ein falsches Wort und das war´s dann auch schon. Die große Klappe ist die eines kläffenden Hundess, an den man sich dann nicht mehr ran traut. Gestern war er am telefon scheu und schien fast auf Flucht zu sein Heute hat er mit einem großen Rand sich wieder zurück gemeldet...jedoch diesen sich erst angetrunken.

Bo...von 2000 - 2008 verbrachte ich viel Stunden an den Krankenbetten - an vier um genau sein. Fast erstarrt in den Intensivstationen und immer ging es um Leben und Tod. Ich dachte..es gibt für mich nicht anderes mehr, als in meiner Freizeit am Krankenbett zu verbringen. Ich fand es am Ende schon fast normal.

Wenn der Kranke wieder gesundet, es es ja auch toll. Aber so ist es nicht. Bei meinen Eltern z.B.konnte ich den altersbedingten Verfall nur sehr schwer ertragen. Ich raffte jedes mal meine innere Kraft zusammen, wenn ich mich zu ihnen auf den Weg machte. Wir alle wußten, ihre Zeit war gekommen und wir müssen auch das andere Ende der Wurst - das Leben - durchlaufen. Es ist erstaunlich, was man als Mensch alles ertragen kann, wenn man muss. Am letzten Krankenbett verliess mich jedoch die Kraft. Das war die Oma von Johannes. Als ich allein neben ihr auf der Intensivstation stand, merkte ich, wie mich meine Kräfte verliesen.

Ich drücke dir die Daumen, was deine Familie betrifft und hoffe für euch alle, dass allen nicht so schwer gemacht wird.

LG LaWe

bonanzaMARGOT - 18. Jan. 13, 15:08

deine theorie zur zerbrechlickeit der seele und den strategien, wie sich menschen schützen bzw. ihre sensibilität kaschieren, verdrängen, kompensieren, hat viel wahres.
für aussenstehende ist gerade "krankheit" schwer zu durchschauen und auch ein druckmittel - wenn ich auch glaube, dass es die meisten wahrscheinlich gar nicht bewusst als solches einsetzen. vielleicht auch ein motiv für hypochondrie.
krank bedeutet einfach nur: nicht im gleichgewicht mit sich selbst sein. dieses ungleichgewicht kann sich, glaube ich, verselbstständigen und dann haben wir eine chronische sache an der backe.
vor solchen psychischen krankheitsbildern (hypochondrie, angsterkrankungen) kapituliere ich. man weiß nie, woran man ist.
als kind und jugendlicher entwickelte ich regelrechte fluchttendenzen gegenüber meiner mutter, die bis heute noch da sind und den kontakt erschweren. es kommt mir fast so vor, als hätte ich damals eine allergie gegen die krankheitsgeschichte meiner mutter bekommen. es sträubt sich alles in mir dagegen. für mich bedeutet dies innere kämpfe, gewissenskonflikte, denn schließlich handelt es sich um meine mutter, und ich liebe sie doch, muss sie lieben ...

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