Wol Ing (Gast) - 19. Mär. 11, 12:54

Supergau und Demo-Kratie

Was verbindet Supergau und demo-kratische Mächte?

Betroffenheit bei uns Allen ob gigantischer Katastrophen in Japan. Unsere Gedanken sind bei den Menschen in den betroffenen Gebieten. Aufgrund der äußerst tragischen Entwicklung in den japanischen Katastrophengebieten wird das gesamte Ausmaß sicher erst in Monaten oder gar Jahren sichtbar sein. Noch nicht absehbar im Umfang sind auch erdumspannende Folgen. Auf der ganzen Welt erinnern Blumen und Kerzen der Opfer in Japan.

Fortschritt? Zugleich ermahnen uns die Ereignisse zum richtige Umgang mit den Errungenschaften aus Wissenschaft und Technik, zum richtigen Umgang im Einzelfall ohne Mißachung der Natur und zum richtigen Umgang im globalen Maßstab im Sinne aller Menschen und nicht einzelner Mächtiger.

Folgen! Dieses Ereignis wird globale und ungeahnte Ausmaße in jeder Richtung haben, u. a. politischer , gesellschaftlicher, ökonomischer, ökologischer Art. Dass Japan als führender Hersteller elektronischer Chips und Speicher, die sehr energieintensiv auf Siliziumbasis erzeugt werden, dem weltweiten Bedarf nicht mehr nachkommen kann, wird das geringste Übel sein.

Beherrschen oder beherrscht werden? Der Mensch will alle technologischen Prozesse beherrschen. In Japan beherrschten Naturgewalten die Menschen. Versagt hat nicht die Technologie. Versagte letztendlich nicht der Mensch und sein verantwortungsloser Anspruch an die Technologie und sein ignorantes Wesen gegenüber der Natur.

Supergau? Was kann getan werden, damit aus dem Gau kein globaler Supergau wird? Das ist keine Frage des Buhlens um die Macht zu Wahlkampfzeiten – oder doch? Brauchen wir Herrscher oder kann man gerecht und vereint leben? Ich erdreiste mir aufgrund meiner umfangreichen Kenntnisse in Geschichte, Philosophie und Religionen dazu ausnahmsweise eine Meinung: “JA!” Kann man ein Beispiel schaffen für ein vereintes Gebot aller Religionen und Atheisten, das verkündet: “Wir schaffen den Menschen nach seinem Bilde“?

Die Realität – übermächtig oder objektiv? Was in seinen ganzen Auswirkungen passiert ist, haben keine Übermächte verursacht. Versagt haben Menschen und ihre Technologien. Und keine höhere Gewalt kann über die Schäden hinweg helfen, egal ob den seelischen oder den materiellen Schäden. Helfen kann sich der Mensch nur selbst. Trifft er nicht die Entscheidungen und gestaltet er nicht aktiv die Umwelt und Zukunft?

Handeln! Schaun’ wir, was zu tun ist – was auch immer! Die regierenden Mächtigen aller Genres re(a)gieren jetzt auch – mit Wahlkampf mittels Atomszenarien. Unglaublich?

Die göttliche Wahrheit oder der logische Verstand! Da sind wir wieder in der alltäglichen Wahrheit der Gegenwart eingefangen. Sie sieht so aus: Die gesellschaftliche, politische, ja die menschliche Zukunft entscheidet sich einzig und allein über der Frage, wie Machtsüchtige (oder anders ausgedrückt selbst ernannte demokratische Parteien) zu Kernmeilern stehen.

Wie man einen Blumentopf gewinnt! Andere globale Probleme, die unweigerlich existieren, bilden keine vermarktungsfähigen Sportarten mehr. Gadaffi kann fast ohne internationale Resonanz einen blutigen Krieg gegen das eigene Volk betreiben. Wird er oder sein Gefolge bald wieder salonfähig in einer Reihe der Garde internationaler Starpolitiker wie Berlusconi stehen? Gletscher und Polareis können weiter schmelzen. Die globale ökologische Katastrophe nimmt weiter seinen Lauf? Radikale Fundamentalisten aller Sparten haben freien Lauf. Das Rad globaler Kernprobleme dreht sich unbeachtet weiter? Man muss Prioritäten setzen!

Jetzt ist Wichtigeres angesagt. Mit Feuerwehrschläuchen ist Wasser gegen die Kernschmelze in Fukushima zu schleudern. Die Gefahr eines Supergaus japanischer Kernreaktoren wirbelt auf tektonische Art den Wortschatz deutscher Politiker durcheinander. Was gestern galt, wird heute neu interpretiert. Nicht die Welt verändern, ist entscheidend. Wichtig ist, die Massen mit Worten für sich zu gewinnen. Nur das Wort bringt die erhoffte Macht. Und nach dem Wort kommt das Diktat.

“Die Welt ist nicht mehr die selbe“. Diese Worte hören die Massen immer nach in ihren Ausmaßen kaum erahnten Kolateralschäden im Ergebnis menschlichen technologischen und kriegerischen Versagens. Was helfen diese Worte, wenn sich nach wenigen Monaten oder Jahren die Geschichte wiederholt.

“Je besser wir Diktatur begreifen, desto besser können wir jetzt – hier und heute – Demokratie gestalten”, sagte kürzlich der neue Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen Roland Jahn. Ich hoffe, seine Lebenserfahrung wird ihm Recht geben. Diktaturen definieren Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit. Demo-Kratien sehen das anders. Sie geben einerseits den Menschen die Möglichkeit der “Demo” und andererseits dem Finanzkapital die diktatoriscbhe Möglichkeit der “Kratie” (griech. für Herrschaft).

Diktatur und Demokratie – was ist letztlich und eigentlich der Unterschied zwischen beiden? In beiden Fällen entscheidebern Einzelne Mächtige. In keinem Fall entscheidet die Mehrheit, beispielsweise in einer Volksabstimmung. Würde man die Silben tauschen, wären die Begrifflichkeiten “DiktKratie” und “DemoAtur”. Gäbe es hier einen praktisch-inhaltlichen Unterschied? Die Macht und sein Mißbrauch besitzt in allen Fällen das Primat. Den Massen gehört die Pflicht zu Gehorsam und blindem Vertrauen gegenüber den Oberen. Ich erdreiste mich zu sagen: “UND genau diese Demokratie ist immer wieder in Frage zu stellen, sonst kann ihr Anspruch garnicht funktionieren.”

Cash in der Geldbörse? Wer über mehr oder weniger lange Kernmeiler-Laufzeiten diskutiert, spricht über mehr oder weniger Cash. Wer über alternative Energien diskutiert, spricht über technologisch Machbares, aber gleichzeitig von bestimmten Machtkomplexen nicht Gewolltem.

Alternativen? Wo bleiben die alternativen Energiequellen, an denen man seit Jahrzehnten forscht? In welcher Schublade liegt die Glühlampe, die immer leuchtet? Wo bleibt globale Einigkeit und gemeinsames “An-einem-Strang-Ziehen” bei dem hohen Ziel gefahrloserer & ausreichender Energiequellen? Sprechen hier Bestrebungen von Interessenoligarchien dagegen?

Das ist hier die Frage! Und das ist so sicher, wie das noch nicht verkündete 13. Gebot, das verkünden würde: “Du sollst versuchen, Andere zu verstehen. Lerne zuerst Menschlich und dann andere Sprachen”.

Wer soll das verstehen? Die Millionen Kinder im Raum Tokio und nördöstlich von Tokio, die die Zukunft nicht zu verantworten, dafür aber vor sich haben? Holt diese Kinder da raus (!) und lasst die Dschungel-Stars da, wo sie hingehören – in der Bedeutungs- und Pietätlosigkeit!

Wenn für diese Kinder kein Verständnis da ist, dann tickt in Zukunft noch nicht mal ein Geigerzähler.

Wol Ing

Alex H. (Gast) - 19. Mär. 11, 14:18

Jedesmal wenn jemand Benzin oder Atomkraft oder etwas ähnlich für uns und die Umwelt gefährliches preist muss ich zwingend an ein Video aus den 70gern denken, wo Jack Nicholson sein Elektroauto anpreist und jedesmal frage ich mich wie die Menschen es nur zulassen konnten, dass Konzerne den sinnvollen Fortschritt zugunsten von Profit einfach so über 30 Jahre lang blockieren durften.
bonanzaMARGOT - 20. Mär. 11, 13:19

danke, wol ing, für die lange erörterung zu dem haarigen thema.

dazu ein paar gedanken:

der größte wert einer demokratie liegt in seiner verfassungsgestützten ethik, nicht unbedingt in seinem wahlsystem. durch presse- und meinungsfreiheit werden gesellschaftliche probleme offen diskutiert. und glücklicherweise können politiker nicht dauerhaft gegen das eigene volk regieren, wenn sie nicht gestürzt oder abgewählt werden wollen.
wir erleben heute aber eine diktatur des geldes, der technik und deren lobbyisten. diese diktatur agiert weltweit. sie funktioniert über abhängigkeit.
wir menschen werden erpressbar, wenn es an unsere existentiellen grundlagen geht. z.b. klappt die erpressung mit arbeitsplätzen immer wieder ...
und würde man uns den saft abdrehen, will ich nicht wissen, wie dumm wir aus der wäsche schauen.
als konsumenten werden wir bequem und übersättigt gehalten, um möglichst wenig kritisch nachzudenken, sowie uns möglichst abhängig von allem möglichen technischen firlefanz zu machen. die "verblödungs-industrie" hat viele menschen im griff, ohne dass diese es recht merken.

ob die menschen aus fukushima nachhaltig lernen, bezweifle ich. was lernten die menschen aus tschernobyl?
offensichtlich sind solche katastrophen noch nicht katastrophal genug, damit die menschen einen einmal eingeschlagenen weg entscheidend abändern. sicherlich werden lokal und mittelfristig dinge geändert werden. aber global wird das fukushima-desaster kaum auswirkungen zeitigen.

und die globale klimakatastrophe? sie läuft für die menschliche wahrnehmung zu langsam ab. sie kommt sozusagen stückchenweise und schleichend über uns.
dadurch ist sie nicht richtig faßbar. die politisch verantwortlichen veranstalten aber schon mal klimagipfel - mit mehr als armseligen resultaten. kaum ein land will gegen seine wirtschaftlichen interessen handeln. außerdem gibt es da noch die wissenschaftler, welche die gefahren kleinrechnen und nicht den menschen als auslöser der klimakatastrophe sehen.
tja, der kurs bleibt bestehen. die titanic fährt auf den eisberg zu ..., während in den ballsälen getanzt wird.

für die menschen rund um fukushima kann man nur hoffen, dass die katastrophe nicht zum supergau wird. es ist bereits schlimm genug; und wie du es sagst, wird man die wahren ausmaße der katastrophe erst in vielen wochen bis monaten erkennen - die spätfolgen erst nach jahren ...
bonanzaMARGOT - 20. Mär. 11, 13:32

hi alex h..
diese frage stelle ich mir auch oft.
und ich habe immer dieselbe antwort: ökologische technik ist immer noch nicht das pferd, auf das die industrie magnaten setzen. nur gezwungenermaßen ändern (auch) sie ihre ausrichtung. sie sind nicht an neuen märkten interessiert, welche ihren eroberten status angreifbar machen würden.

nehmen wir an, du bist häuptling eines stammes, und alles funktioniert (aus deiner sicht) wunderbar. dann wärest du auch nicht davon begeistert, wenn plötzlich konkurrenten auftauchten, die dir mit fortschrittlichen ideen die machtstellung streitig machen wollen.

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