Brasko und die geklauten Minuten


I


Er erlebt den heißesten Sommer, an den er sich erinnern kann. Früher hätte er sich den noch gewünscht, einen Sommer, wie gemacht für die Liebe, einen Sommer, wo man jeden Tag raus an den See fuhr und erst spät abends zurückkehrte. Am Ende war man brutzel-braun gebraten und schlank vom vielen Schwimmen und Herumtoben im Freien…
Brasko schlappt gebeugt in die Küche und reißt das Fenster auf. Noch ist die Lufttemperatur morgendlich lau, das heißt, sie liegt (erst) bei 23° Celsius, 6 Uhr in der Früh. Er füllt in eine Schüssel kaltes Wasser und trägt sie an seinen Schreibtischplatz. Ein bisschen schwappt über den Rand, und er brummelt sowas in seinen Bart wie: „Warum muss man verflucht noch mal alt werden?“
Er fährt den Computer hoch und stellt seine Füße in die Schüssel. Sofort fällt sein Blick auf eine Mail, die als „Wichtig“ gekennzeichnet ist. In der Betreffzeile steht: „Ein Auftrag! Dringend!“ Die Mail war bereits am Abend hereingeflattert, aber da lag Brasko bereits schwitzend in der Heia und träumte von vergangenen Zeiten…
Natürlich kann er wegen der Kohle einen Auftrag gut brauchen. Auf der anderen Seite fühlt er sich so gar nicht nach Arbeit. Ihm ist nach… gar nichts. Genau, Brasko grinst in sich rein und paddelt ein wenig mit den Füßen im kalten Wasser – „Gar nichts, grunz. Trotzdem mal lesen, was da an mich herangetragen wird, haha.“

Sehr geehrter Mr. Brasko,

Sie wurden mir vom Weihnachtsmann empfohlen. Er meinte, Sie seien von den Fußspitzen bis zum Scheitel diskret und hätten ein Faible für ungewöhnliche Fälle. Bitte lassen Sie mich nicht hängen, ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Am Besten melden Sie sich bei mir, um zeitnah ein Treffen zu vereinbaren. Ich kann Ihnen die Problematik unmöglich per Mail erläutern. Nur so viel: Mir wurden Dinge gestohlen, die mir sehr teuer sind. Verstehen Sie?! Sehr teuer! Es soll ihr Schaden nicht sein, wenn Sie den Auftrag annehmen.

Herzlichst
Sandmann


Brasko ist solche Anfragen von leicht irren aber zahlungskräftigen Kunden gewohnt. Meist kommt er am Ende dabei gut weg. Wenn es nur nicht so heiß wäre. „Scheiß Klimawandel! scheiß Entropie!“ Er stapft mit der Wanne zurück in die Küche und entleert sie über dem Ausguss. Anstatt kaltes Wasser nachzufüllen, greift er sich ein Bier aus dem Kühlschrank.

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