rosenherz - 25. Dez. 17, 12:56

Das Publikum darf sich an der Diskussion beteiligen?

bonanzaMARGOT - 25. Dez. 17, 13:35

Wenn du die Beteiligung an dieser Diskussion zum Thema Zeit als Zeitverschwendung ansiehst, dann habe ich freilich nichts dagegen, dass du deine Zeit lieber mit den für dich wichtigen Dingen verbringst. Das ist doch gar keine Frage.
Danke trotzdem für deine Wortmeldung, Rosenherz, denn sie macht einen Aspekt deutlich, der zurecht oft als Ärgernis betrachtet wird, dass wir nämlich in unserem Leben sehr viel Zeit mit Dingen verbringen (müssen), welche uns anöden, die wir langweilig finden oder uns sogar frustrieren und wütend machen. Muss das sein?
Warum lassen wir uns viel zu oft von Dingen/Geschichten in Bann ziehen, die wir eigentlich für Zeitverschwendung halten?
Eine Antwort kann ich darauf auf die Schnelle nicht liefern. Aber vielleicht gibt es ja jemanden im Publikum..., der uns seine Meinung dazu mitteilen möchte.
Es tut mir leid, dass ich so oft gähne. Daran muss ich echt arbeiten, wie unser ehrenwerter Gast, die Schildkröte. In der Tat rede ich in der letzten Zeit viel davon, dass mich alles nur noch langweilt bzw. anödet... Ich wollte dir, Rosenherz, damit nicht auf den Keks gehen.
Offensichtlich verbringe ich (wie du) zu viel Zeit mit Dingen, die mich nur Kraft kosten... und sinnlos sind, reine Zeitverschwendung eben - wie du es sagst.

Ich glaube, dass wir nicht die einzigen sind, die damit ein Problem haben. Danke nochmal für diese verbale Anregung, Rosenherz.
(Über deinen persönlichen Angriff, mich als Kommentar-zerfleischendes Monster hinzustellen, sehe ich hinweg. Ich weiß nicht, was in den Weihnachtsplätzchen war, die du konsumiertest...)
bonanzaMARGOT - 03. Jan. 18, 09:33

klar interpretiere ich deine worte beim lesen, wie ich alles auf der welt interpretiere... macht doch jeder, oder? sowieso in einem gespräch. da kann es freilich sein, dass das vom sender gemeinte von der interpretation des empfängers abweicht... danke für die zurechtweisung dahingehend.
david ramirer - 03. Jan. 18, 09:42

es ist sogar eines der grundprinzipien der kommunikation, dass die botschaft erst beim empfänger "gemacht" wird und in ihrer bedeutung dann erst ihre form erhält.
das gilt in hohem maße für das gesprochene wort, aber natürlich auch für das geschriebene... "deutungsmacht" hat daher der leser, niemals der schreiber.

das ist manchmal unangenehm (und schwierig umsetz- und verkraftbar) - aber anders wäre kommunikation grundsätzlich undenkbar.
bonanzaMARGOT - 03. Jan. 18, 09:46

kann man überhaupt von einer deutungs- bzw. definitionsmacht reden, und was soll man darunter verstehen?
david ramirer - 03. Jan. 18, 10:02

sicher kann man davon reden...

ich verstehe darunter den umstand, dass jeweils das, was jemand ausdrücken möchte erst beim empfänger gedeutet und daher erst dort tatsächlich definiert wird.
beispiel: wenn jemand einen brief sendet, kann er bei aller präzision der worte (etwa franz kafka...) nicht wissen, was (und wieviel in welcher form) vom inhalt des briefes tatsächlich ankommen wird, denn je nach interpretation können die ergebnisse diametral gegenüberliegen.

demgegenüber gibt es natürlich auch den gewollten inhalt, den nur der autor tatsächlich kennt, und viele schreiben ja auch nur für sich selbst.
aber kann man dann von kommunikation sprechen? wahrscheinlich schon, und dann bleibt die deutungshoheit beim autor, aber nur dann.
bonanzaMARGOT - 03. Jan. 18, 10:24

in meinen augen verliere ich die (absolute) deutungsmacht in dem moment, wo die worte meinen mund verlassen oder auf papier erscheinen. falls ich in einer kommunikation stecke, bemühe ich mich freilich, die dinge, die ich meine, derart auszudrücken, dass sie vom gesprächspartner verstanden werden (verbal wie auch schriftlich), ansonsten wäre eine unterhaltung absurd... als altenpfleger lauschte ich oft solch absurden wortwechseln zwischen dementen. dabei ging es nicht um das vordergründige verstehen, sondern einfach um aufmerksamkeit und assoziationsketten - sinnzusammenhänge waren unwichtig.

selbstverständlich verteidige ich das von mir gesagte/geschriebene vor interpretationen, die mir nicht gefallen. vielleicht habe ich mich unverständlich für mein gegenüber ausgedrückt. kann doch sein.
wenn worte wie in der literatur zu kunstobjekten werden, ist meiner meinung nach das wunderbare, dass viele unterschiedliche interpretationen nebeneinander möglich sind. man kann einen text von kafka so oder so lesen/empfinden/deuten. da wehre ich mich gegen eine deutungshoheit, und ich glaube auch nicht, dass der autor/dichter eine solche unbedingt für sich wünschen sollte.

wenn ich nur für mich schreibe, z.b. ein persönliches tagebuch, dann stellt sich die frage der deutungs-/definitionsmacht/-hoheit erst gar nicht, jedenfalls nicht solange ich lebe und das tagebuch unter verschluss halte. falls nach meinem ableben dieses tagebuch gefunden wird, kann ich mich im grabe so oft umdrehen wie ich will, die "geier" werden sich über meine zeilen stürzen... und interpretieren bis ihnen schwindlig wird.
david ramirer - 03. Jan. 18, 10:43

im prinzip genau das, was ich gesagt habe... :)

abgesehen davon, dass auch bei eigenen texten die deutungsmacht mit zunehmender zeit durchaus eine sich wandelnde rolle spielen kann - wenn man beispielsweise eigene texte liest, die man vor jahrzehnten geschrieben hat, kann die eigene interpretation durchaus eine ganz andere sein als zur zeit des verfassens eines textes; quasi ein brief an einen selbst...
bonanzaMARGOT - 03. Jan. 18, 10:56

stimmt, das ist ein interessanter aspekt.
ich bin am redigieren meiner alten sachen... leider ließ ich das in letzter zeit etwas schleifen.
ich stehe meinem selbst in der vergangenheit gegenüber. ich ändere so wenig wie möglich aus respekt vor meinen damaligen gefühlen und meiner damaligen situation. nicht immer einfach, aus der rückschau zu lesen. meist wärmt mich aber die lektüre meiner alten sachen von innen - weil ich das war und noch heute gewisserweise bin.
david ramirer - 03. Jan. 18, 11:17

ich hab vor gut drei jahren auch etliche alte eigene texte im wahrsten sinne des wortes herausgekramt und redigiert - und bin dabei ebenso vorgegangen wie du es beschreibst: ich habe meine ansichten, gefühle und provokanten rotzereien so überarbeitet, dass ich ständig das gefühl hatte, mein (viel) jüngeres ich sieht mir über die schulter. erstaunlich war dabei, wie gut ich mich trotz 25 jahren abstand an die damalige zeit erinnern konnte.
meine redigierungen waren sehr behutsam, mein jüngeres ich hat sie abgenickt... das war irgendwie so, als würde man sich selbst begegnen. strange. :)
bonanzaMARGOT - 03. Jan. 18, 11:32

ähnlich erlebe ich es auch. manchmal habe ich berührungsängste..., die aber meist unbegründet sind.

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