rosenherz - 06. Dez. 17, 09:05

Ah, heute ein Eintauchen in die Psyche, das Leiden und die Hoffnungen von Franz Kafka, wobei er mit dem Tier den Vergleich mit dem Menschenaffen meinte. Einem damals üblichen und häufiger gebrauchten literarischen Vergleich.

Das Zitat erinnert mich an die skurilen Figuren und Situationen in John Irvings Roman "Laßt die Bären los!". Worin er davon erzählt, wie zwei Wärter des Tiergartens Schönbrunn zwei Bären retten wollen und dabei wachsame Tanten, Parkwächter und wütende Bienen zu überlisten suchen - im Hintergrund des zweiten Weltkriegs.

bonanzaMARGOT - 07. Dez. 17, 05:12

ich sehe in dem zitat eine metapher zwischen knecht/sklave (tier) und herrn - auf alle möglichen machtverhältnisse übertragbar.
der sklave wird eins mit dem herrn und mit dem system der sklaverei, was zur selbstausbeutung/selbstknechtung führt...
bonanzaMARGOT - 07. Dez. 17, 06:45

bestimmt ein unterhaltsames buch.
ich mag irvings mitunter skurrilen einfälle und figuren.
rosenherz - 07. Dez. 17, 23:25

Ja, Irving liest sich wunderbar. Seltsamerweise hat mir das genannte Buch beim ersten Lesen weit besser gefallen, als beim zweiten Mal nach drei Jahren. Als hätte jemand inzwischen die Witzigkeiten aus den Seiten gestohlen.
bonanzaMARGOT - 08. Dez. 17, 05:03

ging mir auch schon so bei büchern. kann einem auch bei menschen so gehen.
rosenherz - 08. Dez. 17, 09:39

Das Phänomen gibts auch umgekehrt. Menschen oder Bücher finde ich auf den zweiten Blick noch sympathischer, als bei der ersten Begegnung. Zum Beispiel Andre Sterns Haltung, seine Kinder niemals zur Schule zu schicken (in Frankreich gibts keine Schulpflicht), sondern frei entfalten zu lassen.
bonanzaMARGOT - 08. Dez. 17, 09:52

Das soll's auch geben.
rosenherz - 08. Dez. 17, 10:01

Doch seltsamerweise sind zwar viele Menschen im deutschprachigen Raum vom herrkömmlichen Schulsystem frustiert, doch kritisieren aufs heftigste Andre Sterns Haltung. Dabei ist Andre selbst das beste Beipsiel dafür, dass wir Menschen alles lernen, was wir für unser Leben brauchen, wenn wir uns ohne Zwang und Druck entwickeln dürfen.
steppenhund - 08. Dez. 17, 11:23

Wenn die richtigen Lehrer unterrichten, ist die Schule schon ok.
Zwei Dinge muss ein Lehrer nur können.
A) er muss die Schüler für ein Fach neugierig machen können.
B) er muss Ihnen beibringen können, wie man lernt.
Den Rest macht das Kind von selbst und aus eigenem Antrieb.
bonanzaMARGOT - 08. Dez. 17, 15:31

Eine generelle Schulpflicht halte ich für Unsinn. Selbstverständlich muss trotzdem eine grundlegende Bildung für den Nachwuchs gewährleistet sein. Wenn die Eltern dies leisten können, sollte man ihnen keine Steine in den Weg legen.
steppenhund - 08. Dez. 17, 16:16

Die Schulpflicht würde zu GUNSTEN DER Kinder eingeführt. Denn die vertrottelten Erwachsenen, die die Schulpflicht abgelehnt habe, haben gesagt, die Kinder sollen lieber am Feld arbeiten, montags bis samstags. Was brauchen die a Schule?

Ein sehr guter Freund von mir stammte aus einer Familie mit sechs Kindern. Er durfte nur ins Gymnasium und später auf die Uni, weil der Pfarrer die Mutter gegen seinen Vater unterstützt hat. er hat mir erzählt, dass sein Bruder, obwohl er gescheiter war, nicht diese Vergünstigung bekommen hat. mein Freund ist noch heute auf seinen Vater wütend, weil er dem Bruder den Weg versperrt hat.
Nein, man muss die Kinder nicht in die Schule schicken und sie brauchen auch keinen Abschluss. Wir sehen ja, was die Kurzens und Schultzens für großartige Staatsmänner werden. Aber genau richtig für eine Bevölkerung, die die Schule als unnötig ansieht!
Das was mich allerdings freut, ist die Tatsache, dass unsere Blau- und Schwarzwähler die Rechnung präsentiert bekommen werden. Und das sind die Leute, die in der Schule nichts gelernt haben.
Wie es in Deutschland weitergeht, geht mich nichts an. Dass die Deutschen aber weder einen Flughafen fertig bauen können, noch eine Regierungsbildung vernünftig zusammenbringen,könnte schon damit zusammenhängen, dass die Menschen weder Schule wollen noch aus der Geschichte etwas gelernt haben.
Und ich markiere hier meinen Eintrag weder mit Sarkasmus noch mit Ironie, allenfalls mit einer gewissen wütenden Trauer.
bonanzaMARGOT - 09. Dez. 17, 05:13

@ steppenhund

zu gunsten der kinder? ich fand die schule ätzend... sie geht mir bis heute nach. und ich bin nicht der einzige, der viele ungute erfahrungen mit der schule und seinen paukern machte.
selbstverständlich ist bildung ungeheuer wichtig für den lebensweg eines menschen. aber ich denke, schule ist schon eine gute weile nicht mehr der einzige gangbare weg, um dieses ziel zu erreichen. der staat sollte es also nicht so verkniffen mit der schulpflicht nehmen und andere alternativen zulassen... außerdem sollten schulen besser ausgestattet und das lern- sowie lehrkonzept überdacht werden. es ist doch erstaunlich, wie viele analphabeten und schlecht gebildete menschen wir trotz dieser wissensmühlen haben. ich erlebte die schule als platz von unlust, lern- und notendruck, und daran hat sich, glaube ich, an vielen schulen bis heute nichts geändert.
mein plädoyer geht nicht dahin, die schulen abzuschaffen, sondern flexibler und kindgerechter zu sein.
die verblödung der gesellschaft, die du ansprichst, hat außer mit der schule noch mit anderen faktoren zu tun. bildung schützt vor dieser verblödung nicht - also herkömmliche bildung. es fehlt in der gesellschaft vielmehr an herzensbildung...
bonanzaMARGOT - 09. Dez. 17, 05:51

beispiele schildbürgerhaften verhaltens in politik und wirtschaft finden sich in jedem land der erde - vorallem durch eine mischung von bürokratie und kapitalismus (gier) verursacht.
dabei auf andere zu zeigen, halte ich für kurzsichtig.
diefrogg - 09. Dez. 17, 18:39

Ich stehe da für einmal ...

ganz auf der Seite von Herrn Steppenhund. Gute Schulen, vor allem gute öffentliche Schulen, sind vielleicht nicht für jedes Kind ideal, aber immer noch das kleinste aller möglichen Bildungsübel in einer Demokratie.

War ein kluger Mann, dieser Kafka. Ganz egal, ob das Tier ein Affe ist oder der innere Schweinerhund - der Mechanismus der Selbstkasteiung als eingebildete Befreiung ist offensichtlich.
david ramirer - 09. Dez. 17, 19:40

auch meine schulzeit war, sagen wir mal, durchwachsen... und auch wenn ich nur die, wie es in österreich genannt wird 9 jahre pflichtschule absolviert habe - bevor ich dann mich privat auf künstlerischem felde ausbilden konnte - sind doch viele erfahrungen und erkenntnisse aus den volks- und hauptschuljahren als bildungsbasis für mich oft sehr wesentlich. bis heute.
so hab ich zum beispiel damals schreibmaschinen schreiben gelernt, mit einem system das es mir bis heute ermöglicht, fast blind nicht nur mit zwei fingern zu tippen.
sicher, einige themenbereiche haben sich mir nicht erschlossen, aber das lag wohl auch an meinen anlagen; dennoch hab ich auch in diesen bereichen wenigstens ein grundwissen, und das ist auch ein gutes gefühl.

ich kam vielleicht auch deswegen mit der schulzeit gut zurecht, weil ich diesen "druck" nach guten noten nie verspürte, keinerlei konkurrenzdenken kannte, und überhaupt abseits all dieser gruppendynamiken stand, aber das können die wenigsten behaupten, daher verstehe ich auch, dass die schule für viele traumatischer sein kann.
bonanzaMARGOT - 10. Dez. 17, 09:46

wie sind wir überhaupt auf diese schul-dikussion gekommen? egal.
ich habe eben ein problem mit den vom staat aufdoktrinierten geschichten - dazu gehör(t)en: steuern, die wehrpflicht und auch die schulpflicht. die wehrpflicht wurde endlich abgeschafft, bzw. sie ruht erstmal. prima sache, wie ich finde. allerdings musste ich damals noch in den sauren apfel beißen...
steuern müssen wohl erhoben werden, um für das gemeinwohl wichtige dinge auf den weg zu bringen. okay. aber muss man als geringverdiener fast die hälfte seines gehaltes abgeben? es fuchst mich, dass ich nicht beeinflussen kann, wofür ich steuern zahle. warum muss ich z.b. für waffen bzw. aufrüstung mein sauerverdientes geld hinlegen, während es in altenheimen weiterhin einen pflegenotstand gibt?
aber gut, das sind eigene gewaltige themen, die abendfüllend diskutiert werden können.
was die schulpflicht angeht: ich meine nur, dass man sie nicht zu streng auslegen sollte. was lerne ich in der schule, das ich nicht auch in einem anderen z.b. privaten rahmen (möglicherweise effektiver) lernen könnte? ich will die schulen nicht abschaffen. für mich gab es keine alternative. allerdings wünschte ich mir bessere schulen und lehrer.

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