david ramirer - 15. Nov. 17, 16:59

"die Arbeit" gibt es genau genommen gar nicht.
es gibt ungeliebte tätigkeiten, die man widerwillig macht... blöd, wenn man monetär darauf angewiesen ist.
künstlerische betätigung ist auch arbeit, und viele lieben das, oder tun es gerne (auch abseits bzw. völlig ohne jeden finanziellen nebengedanken).

ich liebe es zum beispiel, mich mit der musik von bach zu beschäftigen, was bisweilen auch in sehr erfüllende arbeit ausartet... da ist jedes schönreden nicht nur unnötig, sondern auch völlig unmöglich ;)

bonanzaMARGOT - 16. Nov. 17, 05:37

"blöd, wenn man monetär darauf angewiesen ist"

das sind dummerweise die meisten von uns.
ich meine also die arbeit, die die masse der bevölkerung leistet, und die meist nicht viel mit kreativität und kunst zu tun hat, schlichte erwerbsarbeit - ich denke dabei an den stressigen pflegedienst, supermarktkassierer(innen), büroschreibkräfte, verkäufer(innen), fabrikarbeiter(inne), kommissionierer(innen), postzusteller(innen) etc.

selbstverständlich gibt es arbeit mit tätigkeiten, die einem sogar spaß machen oder gar eine tiefe leidenschaft im bereich von kunst und gestaltung erfüllen. aber nur wenige menschen können sich damit ihren lebensunterhalt verdienen.
david ramirer - 16. Nov. 17, 07:38

ich lebe auch seit jahrzehnten von/in "so" einem job, habe allerdings das glück, dass ich diesen auch recht gerne ausübe (die ganze kunst läuft nebenher, ich konnte&wollte nie von ihr leben).

andererseits erlebe ich das von dir angesprochene "schönreden" fast gar nie: die meisten haben kein problem damit, sich über ihre tätigkeiten zu beklagen und über die arbeit abzulästern.
ich hab nur in spurenelementen erlebt, dass wer wirklich "schön" über seine arbeit geredet hätte - meist hört man gestöhne, geächze, ablehnung und beschwerden wegen überlastung. ganze generationen von witzezeichnern leben davon, das zu reflektieren (etwa der mitarbeiter, der vor dem chef wegen einer gehaltserhöhung steht; oder der mit vollem schreibtisch überlastet ist - alles keine bilder von umgebungen, die "schöngeredet" sind).
steppenhund - 17. Nov. 17, 00:48

Also gut! Das ich nicht über meine Arbeit gejammert habe, ist bekannt. Aber auch meine Frau, die in einem Pflegeberuf (!) gearbeitet hat, hat nie über die Arbeit gejammert.
Sie war höchstens niedergeschlagen, wenn sie (zwei mal in ihrer Dienstzeit) einen Selbstmord erlebt hat.
Ich war jetzt insgesamt neun Wochen im Spital. Und ich habe dort eine ausgezeichnete Kritik hinterlassen. Die Stimmung, welche die Schwestern, die Pfleger und auch die Ärzte ausgestrahlt haben, war zu 95% positiv, unabhängig vom Alter der betroffenen Personen.
Allerdings war das ein Unfallsspital, (mit besonders gutem Ruf in Europa) wo das Personal anscheinend darauf gedrillt ist, dass gute Stimmung den Heilungsprozess unterstützt. Aber bei manchen Patienten, die offensichtlich schon dement waren, war ich ob der Geduld des Personals wirklich gerstaunt.
bonanzaMARGOT - 17. Nov. 17, 04:44

@ david

man muss nur mal die zitate zu "arbeit" googeln. ich las mir ein paar seiten davon durch - 99% lobten den wert der arbeit für leib und seele, verherrlichten sie gar (meiner ansicht nach).
als quellen dienen volksweisheiten, schriftsteller, philosophen, politiker (gescheite leute eben)... die sind freilich nicht repräsentativ, aber sie spiegeln eine gewisse meinungsführerschaft in sachen gesellschaftliche ethik wider. und davon ging ich in meinen mittwochs-worten aus. mir fiel die diskrepanz zwischen diesem "schönreden" (solcherart ethischen indoktrination) und der tatsächlichen eher kritischen einstellung zur arbeit in der breiten bevölkerung auf. arbeit bedeutet doch auch noch heutezutage für sehr viele menschen unterdrückung, ausbeutung und abhängigkeit.
aber wenn es nach manchen dieser die arbeit lobpreisenden herrschaften ginge, würde das ganze liebe leben am besten nur aus arbeit bestehen - und wo bleibt dann z.b. die liebe? das war meine frage.
bonanzaMARGOT - 17. Nov. 17, 05:54

@ steppenhund

keine frage, es gibt eine menge menschen die mit viel herz und engagement bei der arbeit sind, die ihre tätigkeit mögen, für deren selbstwertgefühl die arbeit entscheidend ist, die sich sogar über ihren beruf definieren. schließlich verbringt man auf der arbeit eine menge zeit - mehr zeit als auf dem klo jedenfalls. es wäre auf dauer fatal (würde krank machen), wenn man nur mit widerwillen oder angstbehaftet zur arbeit ginge. wir menschen sind bekanntlich äußerst anpassungsfähig... wir handeln in der regel opportunistisch und eigennützig. notfalls suggerieren wir uns auch wohlgefallen.
david ramirer - 17. Nov. 17, 07:26

stimmt, ich bin der eigentlichen frage ausgewichen...

ich denke, dass wir für die dinge, die uns wichtig sind, auch die zeit finden können. dass man "keine zeit" hat, empfinde ich immer als ausrede dafür, dass man keine zeit für etwas haben will.
ich hab nun etwa 25 jahre lang nur wenig musik gemacht und in den letzten 7 monaten die zeit dafür leicht gefunden, neben der arbeit sehr viel musik zu machen. ich hätte die ganzen 25 jahre lang leicht die zeit finden können, wenn ich gewollt hätte.

zur liebe kann ich nicht viel sagen, nur: mein kater bruce, den ich sehr liebe, für den finde ich jeden tag genug zeit, und die liebe wächst jeden tag ein wenig mehr.
war auch bei meiner katze milka so... 16 jahre lang!
warum das zwischen menschen oft nicht so gut funktioniert... darauf habe ich keine antwort parat.
bonanzaMARGOT - 17. Nov. 17, 14:57

Es ist eine Frage der Prioritäten, die man für sich im Leben setzt. Wenn zwei Menschen zusammenkommen, sollten sie in etwa dieselben Prioritäten haben, in derselben verdammten Reihenfolge, sonst entstehen auf kurz oder lang Probleme.

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