Mittwochs-Gedanke

Wir müssen uns damit abfinden, dass die Welt halb schlecht ist, - und mehr als halb gut wird sie nie werden.

nömix - 04. Okt. 17, 11:16

Kein Wunder, die Welt ist ein Montagsmodell:
Als Gott die Welt erschuf, war er noch Anfänger.
Außerdem war grad Montag.

bonanzaMARGOT - 05. Okt. 17, 04:55

montag hin oder her

du sagst, gott war damals (vor 14 milliarden jahren) anfänger... okay, nobody is perfekt - man kann aus seinen fehlern lernen. aber ich merk schon, gott ist wie der mensch ein hoffnungsloser fall.

NBerlin - 05. Okt. 17, 19:31

Oh was für eine optimistische Sicht der Welt. Ich gehe von einem deutlich geringeren "Gut" Prozentsatz aus.

bonanzaMARGOT - 06. Okt. 17, 04:47

an manchen tagen neunzehntel schlecht und nur einzehntel gut.
bonanzaMARGOT - 06. Okt. 17, 07:08

ich hatte das "halb leere bzw. halb volle wasserglas" vorm auge.
ich gehöre sicher nicht zu jenen, die die "halbvoll-sichtweise" präferieren.
rosenherz - 05. Okt. 17, 20:24

Alles Projektion aus unseren Köpfen. Die Welt ist weder gut, noch schlecht.

bonanzaMARGOT - 06. Okt. 17, 04:47

rein physikalisch gesehen hast du recht.
rosenherz - 06. Okt. 17, 13:07

Ich wundere mich ein bisschen, dass gerade du mit den Begriffen "gut" und "schlecht" etwas aus deiner Lebensanschauung auszudrücken suchst in diesem Mittwochszitat. Ich wundere mich, da du dir ja keine Bezüge zu Glauben, Relgion oder Gott geschaffen hast und dich im Blog frei von religiösen Überzeugungen zeigst.

"Gut" und "schlecht" als Vorstelleungen über die Welt und ihre Menschen gehen historisch zurück auf die zoroastische Glaubenslehre, eines ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse. Der Zoroastrismus herrschte lange vor der Erfindung des Christentums. Ausgehend von Persien war es über weite Regionen des Ostens verbreitet. Gut und Böse (schlecht) wurden später im Christentum übernommen und fungiert auch dort als geeignetes Herrschaftsinstrument. Das wird nach wie vor als solches (besonders von den Klerikalen) benutzt, um zu definieren, was am menschlichen Verhalten (oder an der Welt) gut oder schlecht sei.

Nur ein kleines Beispiel: Mein Kind hat einen Tag lang die Schule geschwänzt. Ist das gut oder schlecht? Weder noch. Das Kind hat die Schule nicht besucht, das ist die konkrete Tatsache. Erst aus einem bestimmten Blickwinkel, einer bestimmten Geisteshaltung heraus, mit dem etwas (oder mit der jemand) beherrscht werden soll, wird das zu "gut" oder "schlecht" - und stellt somit ein Machtinstrumentarium dar, mit dem gefügig gemacht werden solle.
bonanzaMARGOT - 06. Okt. 17, 14:10

ich beziehe die kategorien gut und schlecht auf den menschen, nicht auf den gesamten kosmos.
in meinen augen wird der mensch mit einer moral geboren. forschungen belegen, dass bereits kleinkinder, bevor sie durch erziehung wesentlich beeinflusst sein können, zwischen guten und schlechten handlungen unterscheiden können, - also etwas wie ein gewissen oder einen gerechtigkeitssinn aufweisen*.
dies zeigt mir, dass eine grundmoral bereits im gehirn des menschen bei seiner geburt angelegt ist. was sich dann in religionen und anderen wertesystemen widerspiegelt, geht auf diese anlage zurück. vieles davon wird leider im laufe eines menschenlebens kulturell verhunzt.
das attribut menschlichkeit ist gar nicht ohne die kategorien gut und böse (schlecht) vorstellbar..., und ich fühle mich schon immer als ein lebewesen mit moral, was auch in vielen meiner texte deutlich wird. der glaube an ein höheres wesen ist nicht notwendig, damit sich eine kreatur moralisch identifiziert. ich denke eher, dass religionen und ideologien unser natürlich gegebenes wertesystem suggestiv aushebeln können - und das nicht immer zum "guten".

bei deinem beispiel kommt es auf die motive des kindes an, die schule nicht zu besuchen. allein die tatsache, dass das kind nicht in die schule geht, reicht für eine bewertung nicht aus.
wer dies ohne das wissen der hintergründe als schlecht ansieht, fällt ein vorurteil.

* - was z.b. auch bei unseren nähesten tierischen verwandten, den menschenaffen, zu beobachten ist.
rosenherz - 07. Okt. 17, 11:43

Das trifft sich gut, ich habe kürzlich Frans de Waal gelesen, der als der renommierteste Verhaltensforscher bei Primaten gilt.

Bei den Affen von einem angeborenen Gerchtigkeitssinn oder einer angeborenen Moral zu sprechen wäre zu viel, schreibt er. Wohl aber zeigen seine Beobachtungen und Studien, dass Menschenaffen mit einem elementaren Sinn für Unfairness ausgestattet sind. Ein Gefühl für Gerechtigkeit. Beim Menschen entwickelt sich dieses zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr. Die Kehrseite des Gerechtigkeitsemfpindens ist das Bedürfnis, diejenigen zu bestrafen, die dieses Gefühl verletzen.
Fraans de Waals Theorie zur Moral: Der Keim zum Guten im Menschen ist eine alte Geschichte aus dem Tierreich. Konfliktlösung steht am Anfang, Mitgefühl und Fairness kommen später dazu. Die Wurzeln der Moral liegen in Kooperation und Trösten, Dankbarkeit und Gemeinschaftssinn. Im Innersten versteckt sich, nach Ansicht Fraans de Waals, der emotionale Reflex, ausgelöst durch das Verhalten der anderen. Er findet sich nahezu überall bei höheren Tieren. In der Mitte liegt die Empathie, die Fähigkeit, die Emotionen eines anderen einzuschätzen, einschließlich ihrer Gründe. Das können die Menschenaffen ganz hervorragend.

De Waals lange Erfahrung mit Menschenaffen lässt ihn zum Schluss kommen, am Anfang der Entwicklung zur Moral steht die Intuition. Was fühlt sich sozial "richtig" oder "falsch" an? Je intelligenter Affen sind, umso komplizierter werden dabei die Spielregeln des Zusammenlebens, umso größer auch an die Anforderungen an die Intelligenz der Affen.

Bei Kindern lässt sich beobachten, mit etwa vier Jahren fangen sie an, Sätze wie "Das ist unfair" oder ähnliche zu sagen, die sich auf empfundene Fairness oder Unfairness beziehen.

Mir persönlich geht der von dir genannte Ansatz, der Mensch würde mit einer natürlichen Moral geboren werden, zu weit. Meiner Ansicht nach, wird der Mensch mit der Anlage zur moralischen Entwicklung geboren. Eine Fähigkeit, die sich in der sozialen Interaktion entwickelt.

Nach Fraans de Waal findet die Entwicklung der Moral in der Pubertät ihren Höhepunkt, wenn Jugendliche Eltern, Regeln, Normen, Werte und Weltanschaungen intensiv hinterfragen und sie ihre eigenen moralischen Haltungen formulieren und festigen.
bonanzaMARGOT - 07. Okt. 17, 13:17

ja. moral ist eine frage der entwicklungsstufe des gehirns. wir sind in der lage, sie im laufe unseres lebens intelligent je nach sachlage und egoistischem streben zu interpretieren.
es kann eine kontroverse zwischen intelligenz/eigensinn und moralischem instinkt in unseren köpfen entstehen. sieger ist dabei zu oft der eigensinn.
jedenfalls sieht die welt für mich danach aus.
ich bin diesbezüglich moralisch keinesfalls besser unterwegs. mir geht es um die wahrheit...
das verdrehen von gut und böse hat etwas mit wahrheit und lüge zu tun. immer wenn wir lügen, befinden wir uns auf einem schlechten weg...*
und nun blicke in die welt.


* dabei: die lüge/täuschung ist für lebewesen oft überlebenswichtig, und das macht die sache so verzwickt.
noch heute kann ich mich an meine erste bewusste lüge erinnern (etwa im alter von fünf jahren) - sie war so was wie ein wendepunkt in meinem leben. das schlechte hielt einzug in mein herz.

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