Satt


Der Brückentag im Büro kommt fast gemütlich daher. Die Chefin krank und nur etwa die Hälfte der Kollegen/Kolleginnen anwesend. Fahles Licht in den Räumen – mehr gibt der Tag nicht her. Es fängt zu schiffen an, als ich 13 Uhr in die Mittagspause radele. Schnell haben sich große Pfützen auf den Gehsteigen und Straßen gebildet. Großstädte sind im Regen besonders hässlich: der Verkehr erscheint noch lauter, der Dreck noch dreckiger, die nassen Hausfassaden hässlich wie die Nacht… Ich bin der einzige Gast in der Kiezkneipe, wechsele ein paar Worte mit der Kneipenmutter, die in ihrem früheren Leben Hebamme war. Danach noch einmal aufraffen, zurück in die Büroräume, ein paar Fälle dokumentieren, teils interessiert, teils uninteressiert am sozialen Miteinander, je nach Thema mit den Quasseltanten im zwielichtigen Flur stehen. Die Stimmung lockert auf vor Feierabend. Morgen Tag der Deutschen Einheit, ein freier Tag, der die Arbeitswoche verkürzt.
Die Menschen strömen in den Supermarkt, als wäre schon wieder Wochenende. Ich reihe mich ein. Ein paar Sachen fallen einem immer ein, die man noch einkaufen könnte.
Zuhause schalte ich die Glotze an und fläze mich auf die Couch, eine Pulle Bier vor mir und Lasagne aus der Mikrowelle. Ich zappe durch die Programme, bleibe ein paar Minuten bei „The Big Bang Theory“ hängen, zappe in der Werbepause auf den Nachrichtensender und erfahre von dem Drama, das sich in Las Vegas abspielte. Ein Mann hatte aus dem 32. Stockwerk eines Hotels heraus auf die arglosen Besucher eines Country-Festivals geschossen. Über fünfzig Menschen wurden getötet, hunderte verletzt. Schließlich richtete er sich selbst. Wahrscheinlich ein Psychopath - die Hintergründe unklar. Trump hält eine Rede zu den schrecklichen Ereignissen. Er macht das besser, als ich dachte. Ich verfolge die Nachrichten noch eine Weile, bis sich alles wiederholt…, bis ich satt bin.

Treibgut - 08. Okt. 17, 23:25

Hübsch beschrieben

... dieser Arbeitstag. Meiner war ähnlich, außer, dass ich in der Mittagspause keine Kneipe aufgesucht habe. Ich bin noch dabei zu versuchen, mich daran zu erinnern, wo ich denn in der Mittagspause war? Vermutlich kaufte ich etwas in einer Bäckerei.

Und abends? Naja, Lasagne und Mikrowelle gibt es hier nicht.

bonanzaMARGOT - 09. Okt. 17, 04:54

für faule säcke, wie ich einer bin, erfüllt die mikrowelle ihren zweck. die lasagne war gar nicht übel, fast wie vom italiener, - passte irgendwie auch gut zum tv-programm.

ein literarisches Tagebuch

Kontakt



User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

alien-lösung? da ging...
alien-lösung? da ging was an mir vorbei. ist aber eh...
bonanzaMARGOT - 17. Nov, 13:08
richtig. ich dachte nur,...
richtig. ich dachte nur, dass ich es meinen lesern...
bonanzaMARGOT - 17. Nov, 13:05
Wo ist denn das Problem?...
Wo ist denn das Problem? Durch die „Alien-Lösung” von...
C. Araxe - 7. Nov, 22:06
Wenn du ohnehin eine...
Wenn du ohnehin eine neue Blogheimat gefunden hast...kann...
rosenherz - 2. Nov, 13:51
Liebe Leser(innen)
Dieser Blog ruht fortan. Leider ist die Resonanz hier...
bonanzaMARGOT - 02. Nov. 19, 13:39
Zu den Rubriken (3)
28.10.2016 - ... 2019 - Reisen Back from Greifswald Aufgefangen Let zter...
bonanzaMARGOT - 14. Sep. 19, 08:36

Archiv

Oktober 2017
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 
 1 
 5 
 6 
 9 
10
12
13
17
19
20
23
24
28
31
 
 
 
 
 
 

Neues in boMAs prosaGEDICHTE-Blog

Suche

 

Extras



prosaGEDICHTE (... die Nacht ist gut für die Tinte, der Tag druckt die Seiten ...)

↑ Grab this Headline Animator


Von Nachtwachen und dicken Titten

↑ Grab this Headline Animator



Status

Online seit 6278 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09