Ende Sommer


Da schmilzt er dahin der Urlaub, auf den ich ein halbes Jahr wartete. Übermorgen heißt es wieder frühmorgens raus aus den Federn und acht Stunden Tumordokumentation. Mal sehen, wie sich der erste Tag zurück am Schreibtisch anfühlt. Wenigstens wird`s eine kurze Woche. Ein zusätzlicher Trost: mir bleiben noch 10 Tage Resturlaub. Vielleicht fliege ich zum Jahresende auf die kanarischen Inseln. Allein in Berlin Silvester reicht mir vom letzten Jahr.
Schön auch, dass mein Urlaub nicht verregnet ausklingt, sondern halbwegs freundlich*. Na ja, ich hoffe es. Ich trauere dem Sommer nach. Wenn`s nach mir ginge, würde ich ihm einen neuen Anlauf gestatten, denn so richtig nahm ich ihn nicht wahr. Auf jeden Fall war er zu kurz. Oder lebte ich zu schnell?
Die Fahrradreise nach Kopenhagen bildete nun einen perfekten Abschluss. Scheiße aber auch, wie viel Glück ich hatte: nur einen Regentag, keinen Plattfuß, keinen Sturz, immer einen halbwegs passablen Schlafplatz gefunden, das Bier ging nie aus (!), die Reiselektüre war gut, schöne Landschaften gesehen, das Ziel vor der Zeit erreicht, trotz Schmerzen und Anstrengungen durchgehalten…, und schließlich die Rückreise, die wie am Schnürchen lief. In Gedser wurde die Fähre gerade beladen, als ich ankam. Einer der Arbeiter winkte mich schnell durch die Absperrung – ich kam gar nicht dazu, vorher ein Ticket zu kaufen, und es fragte auch niemand danach. So fuhr ich schwarz mit Scandlines nach Rostock. An Bord lud ich mein Handy auf und kaufte mit dem übrigen dänischen Münzgeld Bier nach. Auch war mir das Wetter am Rückreisetag wohlgesonnen. Ich saß kurz am Alten Hafen in Rostock, wo ich schon auf der Hinfahrt gerastet hatte. Am Hauptbahnhof stand (welch glücklicher Zufall!) der Zug nach Berlin bereits auf dem Gleis – ich musste nur noch einsteigen. So erreichte ich Berlin am Nachmittag, viel früher, als ich erwartet hatte; stieg am Potsdamer Platz aus und radelte flugs zum Biergarten am Gleisdreieck, wo ich mein Ankommens-Bier genoss… Einziger Wermutstropfen: O. war auf Arbeit und konnte mich nicht begrüßen.
Heute vor einer Woche schlenderte ich noch durch Kopenhagen… By, By! So schnell werde ich wahrscheinlich nicht mehr nach Kopenhagen kommen.





Fahrradabstellplatz im Bauch der Fähre


(* das Wetter könnte ruhig etwas freundlicher sein)

rosenherz - 11. Sep. 17, 14:25

Gut, dass dein Fahrrad da nicht unter die Räder gekommen ist.
Ein halbes Jahr hast du auf deinen Urlaub gewartet. Erinnert mich daran, wie ich Jahr für Jahr aufs neue beinah elf Monate lang darauf warte, dass die Ess-Kastanien reif werden im Oktober und dass es für ein paar Wochen frische Kastanien gibt am Markt. Und kaum sind sie das, ist die heimische Kastanienzeit auch schon bald wieder vorbei. - Die Maroni aus Italien schmecken nur halb so gut.

bonanzaMARGOT - 12. Sep. 17, 08:10

na dann: bon appetit in der esskastanien-saison!
Treibgut - 18. Sep. 17, 23:41

Reise

Von Gedser nach Rostock ohne Ticket auf's Schiff zu kommen, hört sich wie ein besonderer Glücksfall an.

Kopenhagen gefiel dir also nicht?

bonanzaMARGOT - 19. Sep. 17, 05:14

ein glücksfall war es wahrscheinlich... ich hätte gar keine keine zeit mehr gehabt, mir vorher im scandline-büro ein ticket zu kaufen. der arbeiter am absperrzaun stellte mir eine frage - aber es war so laut, dass ich kaum was verstand. ich sagte, ich sei deutscher und wolle auf die fähre, und er winkte mich schnell durch, weil die brummis schon hinter mir warteten.

nein, kopenhagen behagte mir nicht besonders.
vielleicht waren es aber auch die umstände: ich war am ende meiner tour ziemlich groggy, und das wetter war leider auch nicht bestens. was soll man aber auch von einer solchen großstadt erwarten? zwei-drei tage reichen da nur für einen ersten eindruck.
Treibgut - 19. Sep. 17, 21:55

Eindruck

In der Tat macht es - auch für die Erinnerungen - einen riesigen Unterschied, ob man bei 5 Grad, grau und Nieselregen an einem Ort ist oder bei 15 Grad und mit Sonne. Das ist mir auch bei meinem Süd-Polen-Urlaub im April/Mai aufgefallen, als ich ich so ungefähr 12 Städte besucht habe und es am Ende richtig warm und schön wurde.
bonanzaMARGOT - 20. Sep. 17, 05:12

ja, es ist einfach herrlich, wenn man zwischen den häusern den blauen himmel sieht und sich auf den plätzen ein mäuerchen oder eine bank zum innehalten suchen kann, - das treiben der menschen betrachten, in die sonne blinzeln, und ein bier schlürfen.

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