Die Rolle des Moralisten steht mir nicht
„… böse Menschen ändern sich nicht“, las ich auf einem Blog, den ich regelmäßig besuche. Der Satz stand dort lapidar und unverrückbar einsam. Die Kommentarfunktion ausgeschaltet. Ich hätte gern etwas dazu geschrieben. Kann man diese Aussage einfach so im Raum stehen lassen? Ich lese Verbitterung und Ohnmacht…
Ich sperrte mich immer davor, Menschen wirklich böse zu nennen. Dass Menschen sehr-sehr böse sein können, liegt dagegen auf der Hand, wenn man nicht mit Scheuklappen durch die Weltgeschichte rennt. Ich glaube, dass es keinen einzigen Menschen auf der Welt gibt, der keine Schuld auf sich lud. Ich war im Verlaufe meines Lebens jedenfalls nicht immer gut zu meinen Mitmenschen (und Mitgeschöpfen). Noch heute schmerzen mich manche Fehltritte, vor allem wenn das von mir ausgehende Unrecht Menschen betraf, die ich doch liebte. Vieles kann man einfach nicht wieder gut machen und nur hoffen, dass einem verziehen wird. Es geht mir hier nicht um strafrechtlich relevante Vergehen, sondern um die Schmerzen und das Ungemach, was wir Menschen uns tagtäglich gegenseitig zufügen, indem wir uns nicht achten, uns beleidigen und demütigen. Wir sind ständig Opfer und Täter in einer Person, obwohl freilich jeder von sich behauptet, eine saubere Weste zu haben. Es ist einfacher, wenn wir das Böse bzw. Schlechte in den Anderen und nicht in uns selbst sehen. Eigentlich eine Binsenweisheit, die wir dummerweise hartnäckig ignorieren…
Wir Menschen begehen immer wieder denselben Fehler, dass wir gleich den ganzen Menschen, der eine Missetat beging, verurteilen. Jener Mensch muss selbstverständlich für das, was er tat, geradestehen – aber niemals dürfen wir ihn insgesamt als Menschen ächten.
Sagt mir bitte, wenn ich hier Bullshit rede. Die Rolle des Moralisten steht mir nicht.
„… böse Menschen ändern sich nicht“ – ich zweifle daran, dass sich Menschen überhaupt wesentlich ändern können, egal wie böse oder gut sie in ihrem Leben sind. Jeder biegt sich die Wirklichkeit oder Wahrheit für sich zurecht. So machten es die Menschen schon immer.
Wir spielen mit unserem Leben.
bonanzaMARGOT
- 05. Okt. 16, 12:04
- Sonstiges zur Diskussion
du schreibst ganz zurecht, dass es den nur bösen oder nur guten menschen wohl nicht gibt. ich beobachte viel mehr, dass sich die gewichtungen zwischen dem einen und dem andern eben doch andauernd ändern, denn alles ändert sich fortwährend und wird durch neue ereignisse und erkenntnisse in neues licht gerückt.
dieses "in jedem moment sich verändernde" scheint die einzige konstante zu sein, und wenn das paradox klingt, dann ist das gut so ;)
da es also den bösen menschen gar nicht gibt, kann er sich auch nicht ändern. das selbe betrifft den "guten" menschen, den es natürlich genau so wenig gibt.
abgesehen davon ändert sich alles. dauernd.
so ist das leben, so ist die natur.
darum haben heute die menschenrechte zumindest mehr gewicht als im mittelalter. viele menschen kämpfen für eine gerechtere welt, gegen hunger und armut. hinzu kommen die ganzen bemühungen, z.b. im medizinischen bereich...
wir leben hier gott sei dank (heute) in einer demokratie, wo alle menschen die gleichen rechte und freiheiten genießen sollten.
kann man da keinen fortschritt vom bösen hin zum guten erkennen?
zu schaffen machen mir die ständigen rückschritte...
es geht in der tat nicht um einen kampf "gut gegen böse" sondern einfach um die bemühungen für eine welt, welche möglichst
vielen menschen freiheit, gerechtigkeit, herberge und nahrung offerieren kann.
und ebenso verhält es sich mit dem einzelnen menschen. sein bestreben kann nicht sein, ein guter mensch zu werden - aber er kann doch das ein oder andere zum besseren einsehen.
gerade der umstand, dass sich alles verändern kann, räumt ja erst die möglichkeit ein, dass es auch für uns (als menschen) besser wird. wir haben es jedenfalls in der hand. beginnen tut das bei jedem einzelnen.
am schwersten ist es wohl, angesichts all der schrecklichen umstände noch hoffnung zu haben... doch die sollte man nie verlieren.
und verändern kann sich jederzeit auch alles zum schlechten... man darf sich nie auf dem erreichten ausruhen - jedenfalls nicht zu lange.
das leben ist ein ständiger kampf, in dem man sich irgendwie positionieren muss. es ist absolut abscheulich, wenn man die vielen dummen parolen und die gewalt tagtäglich in den medien präsentiert bekommt - zu was menschen fähig sind.
die hoffnung kann ich unmöglich verlieren. sie ist wie die sonne für das leben. wir haben sie jeden tag vor augen. wir sind so furchtbar dumm...