Die zwei Studienschwestern

... der Kinderonkologie, jede für sich gut beieinander wie meine PL, nicht auf den Mund gefallen, temperamentvoll berlinerisch. Ich darf ihnen zwei Tage lang über die Schultern schauen. Das Büro ist klein, ich finde zwischen ihnen gerade noch Platz. Die Eindrücke prasseln mannigfaltig auf mich ein. Tausend Namen und medizinische Fachbegriffe, Abkürzungen. Wieder fühle ich mich als Nichtschwimmer im tiefen Becken und halte mich am Rand. Sie beantworten meine Fragen geduldig und freundlich. Vor der Tür der ganz normale Stationsablauf: kleine, große glatzköpfige Kinder mit Infusionsständern, Pflegepersonal und Angehörige. Es ist schwül. Die Station befindet sich im Souterrain. Das Tageslicht will nicht so richtig zu uns dringen. Bald brennen meine Augen vom Kunstlicht. Auf den Computerbildschirmen die Datenbanken mit den Namen der kleinen Patienten. Die Studienschwestern erzählen mir Geschichten von unglaublichen Tumoren bei Babys, bei Neugeborenen, tennisballgroß. Sie sind bei den OPs dabei. „Was es alles gibt“ - natürlich wird auf Krebsstationen auch gestorben. Wenn sie davon reden, werden ihre Stimmen verhaltener. Mir kommt in den Sinn, wie es meine PL ausdrückt: „… die gehen tot.“

Mein Glück, dass die Studienschwestern früh Feierabend machen. Ich schwinge mich aufs Radel und fahre frohgesinnt durch die Sonnenstrahlen, erstmal weg vom Krankenhaus. Sag mir einer, er verstünde das Leben.

NBerlin - 12. Jul. 16, 23:35

Also im Krankenhaus arbeiten wäre nichts für mich, das deprimiert mich zu sehr. Viel zu viel Krankheit und Tod, das würde ich dann mit nach Hause nehmen.

bonanzaMARGOT - 13. Jul. 16, 05:55

mich interessierten immer schon die randbereiche des lebens. es wird wie die altenpflege auf dauer normalität.
du hast aber recht: ich weiß noch nicht, ob ich mich darauf beruflich einlassen will. ich begleite die studienschwestern auch nur zwei tage bei ihrer arbeit - somit ein interessanter einblick.
rosenherz - 13. Jul. 16, 14:29

... ich weiß gar nicht, ob wir das Leben jemals verstehen können in seiner Vielfältigkeit. Möglicherweise gelingt es, Bruchstücke zu begreifen.
Ich beschäftige mich wenig mit krankenhaus, sondern viel lieber damit, wie Krankheit mit alternativen, naturgemäßen Methoden tatsächlich heilen kann, anstatt allein die Symtome zu bekämpfen.

Ein Beispiel ist meine eigene Mutter, zweimal Brustkrebsdiagnose innerhalb von fünfzehn Jahren. Beim ersten Mal den schulmedizinischen Weg der operativen Entfernung gegangen. Beim zweiten Mal wendete sie sich an einen Heilpraktiker. Ergebnis: Das Verschwinden des Tumors ist ärztlich bestätigt.

bonanzaMARGOT - 13. Jul. 16, 15:18

medizin ist ein ziemlich komplexes gebiet.
die schulmedizin ist keineswegs immer der weisheit letzter schluss (und es können fehler passieren bei der diagnose und behandlung). aber wir haben momentan nichts besseres - zumindest wissenschaftlich gesehen.
krebs kann auch mal ganz von selbst verschwinden, je nach tumorart...
bei den alternativen heilmethoden tummeln sich zu viele scharlatane und geschäftemacher. ich wäre da sehr vorsichtig und würde immer einen guten mediziner zu rate ziehen.

das leben kann niemand begreifen - dazu ist es viel zu verrückt und letztlich unerklärlich. ich rätsele trotzdem herum.
Majajong - 13. Jul. 16, 16:42

Noch nie hat ein Mensch das Leben an sich verstanden. Vielleicht ist es besser so.

bonanzaMARGOT - 13. Jul. 16, 18:33

vielleicht gab es schon menschen, die das leben verstanden - nur wurden sie darum verrückt und unfähig, dies weiter zu vermitteln.

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