Wo wird die Reise hingehen?


Wie am Ende jeder Ausbildung und der Schulzeit fühle ich mich einerseits erleichtert aber auch angespannt in Hinsicht auf die Zukunft. Ich spüre eine große Leere. Wofür hat man all den Lernstoff gepaukt? Im Praktikum schlage ich derweil die Zeit tot, indem ich meiner PL bei der Studienkoordination über die Schulter schaue. Es gibt kaum Aufgaben für mich, an denen ich das in der Schule gelernte (EDV) anwenden könnte. Ich bemühe mich, so viel wie möglich aufzuschnappen. Aber will ich das wirklich beruflich machen? Sowieso müsste ich anschließend einen Fortbildungskurs zur Study Nurse oder in Sachen SPSS machen. Solches Spezialwissen wurde uns in der Schule nicht vermittelt. Eine andere Möglichkeit wäre, ins QM einzusteigen, wofür auch ein Zusatzlehrgang oder Studium vonnöten wäre. So oder so – die Materie ist scheiß trocken, und ich würde in einem Bereich arbeiten, der mich seit jeher mehr abstieß als interessierte. Ich hadere mit mir.
Wo wird die Reise hingehen? Der Ausguck meldet: Noch kein Land in Sicht. Seit Tagen ist Flaute. Die Mannschaft hat nur das spiegelglatte Meer vor Augen… Abwarten und Tee trinken. Die Nerven sind bis aufs Äußerste angespannt. Meuterei liegt in der Luft.
Wie es wohl meinen Mitschülerinnen in ihren Praktika ergeht? Wie viele von ihnen werden übernommen? Ich hatte schon immer das Problem, dass es mir in Schule und Beruf an Ehrgeiz und Perspektive mangelte. Danach liest sich auch mein Werdegang – ich wurschtelte mich so durch. Jeder Neuanfang eine schwere Geburt. Ich wünschte, ich täte mich leichter damit.
Trotzdem bereue ich es keinen Moment, dass ich mit der Pflege aufhörte und nach Berlin zog.
Wobei Berlin schon ein raues Pflaster ist und Nerven kosten kann. Aber wo, wenn nicht hier, hätte ich derart mannigfaltige berufliche Möglichkeiten?
Der Kapitän liegt in seiner Koje und träumt von einer Palmeninsel am Horizont… Er erwacht, richtet sich auf und schnüffelt nach der erlösenden Brise.

rosenherz - 11. Jul. 16, 16:01

Naja, den ganzen Tag lang die Zeit totzuschlagen ist auch wirklich nicht lustig. Doch um nach einer Lösung zu suchen, wo führen deine Träume dich hin? Was würdest du wirklich gerne, ja leidenschaftlich gerne machen? Vielleicht wirklich (zumindest eine zeitlang) auf einer Palmeninsel leben? Und wenn du eine minimalistische Lebensweise bevorzugst, bedarf es dazu auch wenig Geld.
Aber wir träumen oft auch von etwas Schönem wie dem Aufenthalt auf einer südlichen Insel, um unliebsamen Tätigkeiten, Empfindungen oder Gefühlen aus dem Weg zu gehen.

bonanzaMARGOT - 11. Jul. 16, 16:26

palmeninsel bleibt ein traum - manche träume braucht man nicht notwendigerweise zu verwirklichen... von was sollte man dann noch träumen?
vordergründig geht es in der nächsten zeit um meine berufliche perspektive. ich will damit nicht zu lange warten. am ende gewöhne ich mir noch das arbeiten ab. ganz ohne geld geht es aber leider nicht (auch so ein traum).
manchmal, wenn ich vor arbeitsbeginn ein paar minuten im park meinen gedanke nachhänge, und die morgendlich frische luft und die natur dort genieße, bekomme ich sehnsucht nach einer fahrradreise, wie ich sie jahrelang machte... diesen traum kann ich mir sicher noch mal erfüllen (wenn ich nicht zu lange warte).
rosenherz - 11. Jul. 16, 16:59

"Aus den Träumen des Frühlings wird im Herbst Marmelade gemacht." Dieser Satz stammt vom Pierre Jarawan, Peotry Slammer in Deutschland und erzählt davon, dass das was im Frühling erst schlummernd zu ahnen ist, im Herbst Nahrung wird.

Vielleicht solltest du Fahrradreisen anbieten und damit deinen Lebensunterhalt verdienen. So könntest du tun, was du liebst - und bekommst auch noch Geld dafür.
bonanzaMARGOT - 11. Jul. 16, 18:29

um himmels willen! fahrradreisen sind viel zu individuell. außerdem tauge ich als geschäftsmann nichts.
auch ein grund, warum ich mit der kunst oder dem schreiben kein geld verdienen kann - nicht nur, weil ich zu schlecht in dem metier bin, sondern weil sich (meiner meinung nach) die geschäftemacherei damit beißt.
bonanzaMARGOT - 11. Jul. 16, 18:32

übrigens: nicht schlecht der spruch dieses poetry slammers. (poetry slammer ist ein furchtbarer begriff!)
manche träume bleiben besser hängen, dann werden sie umso süßer.
steppenhund - 11. Jul. 16, 22:07

Ich denke auch, dass der Spruch nicht schlecht ist. Zwischen boma und mir gibt es in dieser Hinsicht ja doch große Unterschiede. Was will man machen, wie gut will man es machen, wann könnte man zufrieden sein? Im persönlichen Gespräch relativiert sich das alles wieder. Aber ich wünsche dir, Boma, dass Du etwas findest was dir beruflich auch echt Spass machen kann. Das hast Du dir verdient. Und ich denke, dass Du es schaffen kannst.
Im Übrigen. Mein Konzert lief gut, aber nur was die Begeisterung der Zuhörer angeht. Ich selbst war gar nicht so begeistert. Bis jetzt habe ich nur den Schubert ins Netz gestellt und die einführenden Worte dazu:
Einführung
https://www.youtube.com/watch?v=zhnDVSBa8mQ
Musik
https://www.youtube.com/watch?v=ldwMjJ0Qqec
C. Araxe - 11. Jul. 16, 22:10

Palmeninsel hin oder her (ja, es gibt auch nur Träume, die einfach nur Träume sind), aber die Frage, was man eigentlich will, ist durchaus interessanter über das hinaus, was man so für Träume hat. Also reflexiv in Bezug der Möglichkeiten, die man ja dann doch nur eingeschränkt hat.
bonanzaMARGOT - 12. Jul. 16, 13:55

das schiff, die mannschaft, der kapitän und sein traum von der palmeninsel dienten mir als allegorie für meine jetzige lebenssituation.

ja, genau im rahmen der vorgegebenen oder anderweitig begrenzten möglichkeiten muss man für sich das beste rausholen, was keineswegs leicht ist, kreativität und durchhaltevermögen erfordert sowie eine menge kraft und nerven kostet.
bonanzaMARGOT - 12. Jul. 16, 13:57

danke für die guten wünsche, steppenhund, und danke für die links! schaue ich in kürze rein...

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