Mission erfüllt


Sie stellten drei Abweichungen fest. Ansonsten war das Auditoren-Team sehr zufrieden mit dem, was sie sahen. Zwei Tage lang wurden Dokumente und Stationen geprüft. Der Oberauditor war gefürchtet, ein Zahlenfuchs - ein schmächtiger, glatter Typ, dessen rechtes Auge hinter der Brille regelmäßig gefährlich zuckte. „Herr XY ist auf einer Mission“, sagte der Professor des Onkologischen Zentrums hinter vorgehaltener Hand. Und seine Frau wiederholte es. Ich fand Herrn XY gar nicht so schlimm, aber als Praktikant war ich in das Ganze auch nur sehr beschränkt involviert. Immerhin durfte ich überall dabei sein, bei den Besprechungen und Stationsbegehungen - darauf bestand meine Praktikumsleitung, die als Koordinatorin von Klinikseite munter mitmischte. Oft trafen mich irritierte Blicke der Ärzte, Pflegekräfte und Auditoren, denen ich nicht vorgestellt war - sie wussten nicht, wohin sie mich stecken sollten. Weiß der Teufel, was ich für einen Eindruck machte. Am liebsten hätte ich mich ganz klein gemacht, um niemandem im Wege zu sein. Sowieso kam ich mir zwischen diesen honorigen Medizinern und Fachleuten unbedeutend (bzw. dämlich) vor.
Es war nicht leicht bei der Vielzahl an Befragungen, Besprechungen und Vorträgen, die Konzentration hoch zu halten und ruhig auf dem Hintern sitzen zu bleiben. Meine Augen brannten, und ich sehnte mich dem Feierabend entgegen. Insgesamt aber überwogen für mich die interessanten Einblicke in die Interna des Klinikums. Ich spürte, wie gegen Ende die Anspannung bei allen Beteiligten nachließ und einer heiteren, fast familiären Stimmung Platz machte. Alle atmeten auf, zumal das Ergebnis recht positiv ausfiel. „Zwei Personen möchte ich besonders lobend erwähnen“, sagte der Professor in der Abschlussrede und dankte seiner Frau und meiner Praktikumsleiterin für ihre Arbeit im Rahmen des Audits. Der Professor mit seiner kräftigen Stimme und Statur erinnerte mich an einen Berggorilla. Man merkte, dass das Klinikum sein Zuhause war, und dementsprechend benahm er sich…; das Audit war geschafft, da kann man sich schon mal zufrieden am Arsch kratzen.

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