Mittwoch, 3. September 2014

Mittwochs-Weisheit

Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten. Rabindranath Thakur, bengalischer Dichter

Freitag, 29. August 2014

Shine on your crazy Hamster




tz tz tz

Wie man sich mit Gedanken über das Warten die Zeit beim Warten vertreibt


Ich warte. Auf den Vermieter. Er hat seinen Vater im Schlepptau, weil der Handwerker ist. In meinem Bad leckt eine Wasserleitung leicht.
Sie sind schon seit fünfzehn Minuten überfällig.
Ich warte nicht gern, weil ich währenddessen den Kopf nicht frei kriege. Warten ist noch schlimmer als Langeweile. Bei der Langeweile warte ich eigentlich auch auf etwas – nämlich auf mich selbst bzw. auf Einfälle oder auf Antrieb oder auf ein Wunder.

Nun sind sie endlich da. Hoffentlich besetzen sie nicht zu lange mein Bad.

Ich sitze vorm Computer und warte, dass Abend wird. Ich habe Nachtdienst. Den ersten nach einer Woche Frei. Eine Art Hamsterrad dreht sich in meinem Kopf.

Im TV Angela Merkel, ihres Zeichens deutsche Bundeskanzlerin - sie spricht auf der Westbalkankonferenz. Die grüne Bluse und der beige Sakko stehen ihr. Dazu trägt sie passend eine Halskette mit grün schimmernden Halbedelsteinen.

Der graue Vorhang des Tages lässt ein paar Sonnenstrahlen durch. Angenehm berührt blicke ich auf das Farbenspiel im Blätterwald vor meinem Fenster.
Der Vermieter und sein Vater werkeln noch in meinem Bad. Ihre Stimmen dringen durch die Wand dumpf und unverständlich zu mir.

Plötzlich klopft es. Sie sind fertig! Fast fertig. Das Ganze muss noch mehrmals begutachtet werden.

Ich finde, dass das ganze Leben nichts als Warten ist. Man vergisst es nur manchmal – was ich ganz gut finde. Oft kann man es aber nicht vergessen, z.B. in Arztpraxen und Ämtern oder an Bushaltestellen oder beim Warten aufs Bier - keine Ahnung, wie viele Stunden ich schon in Kneipen, Gaststätten und Cafés auf mein Bier wartete. Da kommen bestimmt Jahre zusammen.
Irgendwann hat dann alles Warten ein Ende, was sehr sehr tröstlich ist.

Die Alten im Altenheim warten auf ihren Tod. Sie wissen, dass sie dieses letzte Wartezimmer nicht mehr verlassen werden. Die Einen haben es lieber schnell hinter sich, und die Anderen sträuben sich lange davor. Der Tod nimmt nur die, die loslassen wollen oder letztendlich müssen. Es ist ein bisschen wie eine Geburt nur vom anderen Ende aus gesehen. Wir werden sehen. Schließlich sind wir alle mal dran.

Ich verstehe nicht, dass die Menschen sich noch zusätzlich in Kriegen meucheln. Das Leben ist schnell genug vorüber. Was für einen Sinn macht es, für eine Idee, fürs Vaterland oder für einen Gott zu sterben? Vielleicht machen die Menschen Krieg, weil ihnen die Warterei im Leben auf den Geist geht - weil sie keinen Sinn darin sehen. Warum dann nicht einfach Selbstmord? Wozu auch noch die Mitmenschen ins Unglück stürzen, die damit gar nichts am Hut haben? Ach so, bei Selbstmord kommt man nicht ins Paradies … und man bekommt auch kein Heldengrab.
Nach dieser Idioten-Logik kann man freilich jeden Krieg und jedes Töten rechtfertigen. Es ist die Logik eines Amokläufers. Man versucht der eigenen Verzweiflung zu entgehen, indem man tötet und Verzweiflung sowie Leid unter seine Mitmenschen bringt. Die ideologische oder religiöse Rechtfertigung ist nur ein billiges Alibi.

Warten kann freilich auch eine schöne Spannung beherbergen, wenn ein schönes Ereignis naht - eine Erfüllung oder Befriedigung wie z.B. beim Sex. Das Warten kann sogar schöner sein als das Ereignis selbst, welches man erwartet. Wir sprechen dann von der Vorfreude.

Auch verändert sich das Warten mit der Zeit des Wartens.

Es kommt eben ganz drauf an, auf was man wartet – bewusst und drängend wartet. Mit Druck auf der Blase in einer Schlange vor einer Toilette zu stehen, ist sehr unangenehm.
Andererseits nehmen manche Menschen stundenlanges Warten in Kauf, um dem Papst oder ihrem Popidol einmal im Leben leibhaftig zu begegnen. (Idiotisch – oder?) Da warte ich doch lieber auf Godot.

Nun habe ich etwas Zeit mit Gedanken über das Warten totgeschlagen. Mal auf die Uhr schauen. Es ist bereits früher Nachmittag. Die Erde dreht sich unweigerlich unter der Sonne weg, bis Abend ist. Jeden Tag dasselbe. Für die Einen ist das schlicht beruhigend aber für die Anderen eher eine ätzende Penetranz. Das Wasserglas ist halbvoll oder halbleer. Wenn ich beim Biertrinken bin, neige ich zu der Betrachtung, dass das Glas halbleer ist …

TV-Tipp:

"Jackie Brown", 22 Uhr 15, ZDFneo

Mittwoch, 27. August 2014

Mittwochs-Weisheit

Ich habe manchmal das Gefühl, dass es etwas gibt, und wenn ich es sähe, wäre alles plötzlich sonderbar klar.

Montag, 25. August 2014

TV-Tipp:

"Der Baader Meinhof Komplex", 23 Uhr 15, NDR

...




Yes

Der beste Tag der Woche


Seltsam, dass Tage Gesichter haben, dass sich Montage wie Montage anfühlen und Sonntage wie Sonntage. Freitage, Samstage, Sonntage und Montage stechen in meinen Augen besonders hervor. Nur wenn ich Nachtdienst oder Wochenenddienst habe, komme ich manchmal durcheinander. Da kann es passieren, dass sich ein Sonntag nach Wochentag anfühlt oder ein Wochentag nach Wochenende.
Heute ist eindeutig Montag. Und gestern war eindeutig ein scheiß Sonntag.
Montage sind für mich nicht die schlechtesten Tage, vorausgesetzt ich habe frei. In ihnen liegt das Versprechen von etwas Neuem, von Aufbruch. Die Zukunft erscheint mir offener. Ich weiß nicht, ob das schon untersucht wurde, aber ich glaube, dass Depressionen an Wochenenden zunehmen.
Montag dagegen ist prima. Montag macht Laune. Montag hat Rhythmus im Blut. Montag rockt im Takt der Stadt, im Takt der Baumaschinen. Montag ist sexy. (Montag ist gut für Seetang.)
Na ja, jeder wird das anders empfinden. Vielleicht bilde ich mir`s auch nur ein, dass mir das Atmen montags leichter fällt, dass der Druck auf der Brust nicht so groß ist. Im Vergleich zum Sonntag spüre ich es jedenfalls deutlich. Also, wenn nach dem Sonntag nicht der Montag käme, würde ich echt verzweifeln.
Drum:

Montag ist prima.
Montag macht Laune.
Montag hat Rhythmus im Blut!
Montag rockt im Takt der Stadt,
im Takt der Baumaschinen.
Montag ist sexy!
...

Sonntag, 24. August 2014

TV-Tipp:

"Melancholia", 22 Uhr 40, Tele 5

Neuer Mut zur Ehrlichkeit


Das Kind hat ein natürliches Gespür für die Wahrheit. Es sagt unverblümt, was es denkt. Die Erwachsenen reagieren amüsiert oder sind manchmal von der Ehrlichkeit ihres Nachwuchses wie vor den Kopf gestoßen. Ich war ein sehr wahrheitsliebendes Kind. Meine ersten Lügen tun mir noch heute weh. Eine Lüge bleibt selten allein. Die Hemmschwelle sinkt, und die Gewissensbisse werden verdrängt. Schließlich lügen doch alle. Man darf sich dabei nur nicht ertappen lassen. Hierbei wird sehr schnell die Doppelbödigkeit der Gesellschaft erkennbar, die Moral, Tugendhaftigkeit und Ehrlichkeit plakatiert, während sie es in der Praxis damit nicht so genau nimmt. Spitzenreiter dieser Heuchelei ist die Kirche – das war mir sehr schnell klar. Doch ist diese Haltung grundlegend allen Erwachsenen eigen. Offenbar ist es ganz normal: öffentlich den Saubermann mimen und hinter dieser Fassade schmutzige Geschäfte tätigen. Politiker entwickelten darin eine regelrechte Meisterschaft. Nein, nicht alle – aber immer mehr. Wer die Wahrheit sagt, ist ein Narr. Er wird dafür geächtet oder ausgelacht.
Als ich in die Pubertät kam, erinnerte ich mich wieder meiner Wahrheitsliebe. Ich wollte sie mir zurückerobern. Ich begann zu schreiben. Meine Naivität half mir dabei. Ja, in diesem Falle ist Naivität durchaus eine vorteilhafte Eigenschaft. Als Mensch und Dichter will ich auf das klare Quellwasser des Geistes zurückgreifen und nicht im Trüben fischen. Es geht mir um die Wahrheit. Es geht mir um klare Werte. Darum mag ich auch eine klare Sprache und keine rhetorisch aufgeblasenen Wortungetüme. Mein Kampf für die Wahrheit ist vor allem eine innere Auseinandersetzung. Nur wenn ich mich selbst aktiv um Wahrheit bemühe, darf ich anderen ihre Lügen oder ihre Heuchelei unter die Nase reiben. Ansonsten ist`s Mumpitz.
Die Menschen sind allgemein sehr eingebildet. Sie legen ungern ihre Masken ab. Es hängt zu viel daran. Man könnte genau so gut gegen Windmühlen kämpfen. Nur manchmal reitet mich der Teufel, und ich mache mich unbeliebt, indem ich naiverweise sage, was ich denke. Die Reaktionen darauf fallen oft ungehalten, zickig, beleidigend und giftig aus. Die Menschen vertragen die Wahrheit nicht (tz tz tz).
Nein, ich mag eigentlich niemandem mit meiner Wahrheitsliebe auf den Geist gehen. Sowieso pflegt jeder seine ganz eigene Wahrheit. Seit meiner Pubertät gingen einige Lenze ins Land. Es blieb mir nichts anderes übrig, als meine Sicht der Dinge zu relativieren. Nichts geht über die Kunst der Diplomatie. Ohne die bleibt man in dieser Welt einsam auf der Strecke. Stellt sich nur die Frage: wo werden Anpassung und Opportunismus zum Verrat an den eigenen Werten? Wann geht dabei die Wahrheit vor die Hunde? Ich persönlich kann die Wahrheiten nicht wechseln wie Kleider.
Man muss nicht in einer Diktatur oder einem Unrechtsstaat leben, um zu erfahren, dass es Zwänge gibt, die einen die eigene Überzeugung aus Angst leugnen lassen. Das ist auch keinem Menschen vorzuwerfen. Leider gibt es immer auch eine Vielzahl Artgenossen, deren einzige Lebenswahrheit Opportunismus lautet, denen es in jedem System nur um den eigenen Vorteil geht. Ich verachte diese Zeitgenossen. Sie stehen originär für Oberflächlichkeit, Materialismus und Heuchelei. Schwer zu sagen, wie viele es sind. Eine ganze Menge, denke ich. Unter ihnen fühle ich mich unbehaglich.
Ehrlichkeit ist leider die Ausnahme von der Regel. Wir leben in einer Maskengesellschaft, in welcher die Masken zählen und nicht die Gesichter darunter.
Auch ich fügte mich gewissermaßen ein. Immerhin schreibe ich noch von dem Wahrheitssinn, den ich als Kind verlor und mir als Teenager zurückholen wollte … Heute leistete ich etwas Trauerarbeit ob dieses verlorenen Sinns. Hoffentlich ist davon noch nicht alles tot und beerdigt.



Apropos: Es gibt Wahrheiten, die offen sind - noch in der Mache sozusagen. Eine davon lautet Liebe. Und eine andere wichtige Wahrheit, die offen ist, ist die Wahrheit selbst – wie auch der Mensch in seinem Menschsein.

Freitag, 22. August 2014

Nichtstun





Nichtstun ist schön.
In den Himmel schauen ist schön.
Musik hören ist schön.
Eingebildete Zicken ärgern ist schön.
Nicht hinhören ist schön.

Zuhause sein ist schön.
Verliebt sein ist schön.

Donnerstag, 21. August 2014

TV-Tipp:

"Misery", 22 Uhr 15, VOX

Mittwoch, 20. August 2014

Mittwochs-Weisheit

Es gibt Anstrengungen, die uns mürbe machen, und Anstrengungen, die uns befriedigen. Letztere sollten wir bevorzugen.

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