Dienstag, 4. September 2018

Dicker Fuß


Alter-Alter, langsam falle ich auseinander wie ein unsaniertes Gebäude im Osten. Davon sah ich eine Menge… Die Schmerzen begannen gestern Abend, so schlimm, dass ich mit dem rechten Fuß kaum noch auftreten konnte. Scheiße, dachte ich, was soll das am Ende meines Urlaubs?! Ich fühlte mich an das Vorjahr erinnert, als ich nach der Tour nach Kopenhagen einen dicken großen Zeh bekam, allerdings am anderen Fuß, und diesmal war es nicht einer der Zehen, sondern der gesamte Vorderfuß, der höllisch wehtat. Ich kroch quasi zur Toilette in der Nacht. Gut, dass ich noch ein paar von den Schmerztabletten gegen Gicht- und Rheumaschmerzen hatte. Davon nahm ich gleich eine und machte mir einen kalten Umschlag um den Fuß. Heute Vormittag überlegte ich mir dann, wie ich vorgehen sollte. Die Schmerzen hatten nicht nachgelassen, und der Fuß war sichtbar geschwollen, die Zehen konnte ich kaum noch bewegen. Ein Arztbesuch würde sich nicht vermeiden lassen. Zwischen 12 und 14 Uhr wollte der Ablesedienst kommen, der sich so nett per Karte angekündigt hatte. Das wollte ich hinter mich bringen, um ihn nicht nochmal zu verpassen. Er kam dann Gott sei Dank auch schon kurz nach Zwölf. Der Mann, schon älteres Semester, war gut drauf, er summte die ganze Zeit vor sich hin, während ich mit hochgelegtem Fuß am Schreibtisch saß. Ich hatte Glück, dass ich noch einen Termin bei der Orthopädin bekam, die mich auch letztes Jahr behandelt hatte. Mit dem Fahrrad klappte die Fortbewegung besser als per pedes. Beim in die Pedale treten konnte ich den Druck gut auf Mittelfuß und Ferse verlagern. Ich musste mich beeilen, weil ich bis 13 Uhr dort sein sollte. Auf dem Weg überrollte mich fast ein LKW beim Rangieren. Das wäre schön blöd, wenn ich ausgerechnet jetzt zu Matsch würde. Das Absteigen an den Ampeln war der neuralgische Punkt. Wenn ich mich aus Versehen mit dem rechten Fuß abstützte, fuhr mir der Schmerz wie eine Rakete durch den Körper – dass ich hätte schreien können. Aber ich will nun auch nichts dramatisieren. Es war nur ein guter Kilometer und ich erreichte wohlbehalten die Arztpraxis. Ich erkannte die Ärztin gleich wieder, als ich vor ihr saß. Klasse Frau, gemütlich, witzig, aber zu dick für meinen Geschmack. Nach einer halben Stunde war ich mit Rezept und Krankmeldung bereits wieder entlassen. Der Biergarten lag auf dem Weg. Also legte ich eine kleine Rast ein und informierte bei dieser Gelegenheit sogleich meinen Arbeitgeber. Es ist immer gut, sowas unverzüglich zu erledigen.
Tja, wie das Leben spielt. Ich wäre wirklich lieber Arbeiten gegangen, als mit diesen Schmerzen durch die Gegend zu humpeln. Verdammter Mist aber auch! Ich weiß, die Verantwortung dafür trage ich allein, falls es wirklich ein Gichtanfall ist, und das ist sehr wahrscheinlich. Ich ernähre mich ungesund, trinke zu viel, dann die Strapazen bei der Fahrradreise und als i-Tüpfelchen obenauf mein nicht mehr ganz jugendliches Alter. Das reicht für alle möglichen Maläsen. So gesehen fuhr ich bei meinem bisherigen Lebenswandel noch ganz gut. Aber irgendwann kriegt man halt die Rechnung serviert. Ich schaue mir meinen rechten Fuß an, der immer dicker wird. Ich sollte ihn wieder hochlegen und in ein feuchtes kaltes Geschirrtuch wickeln. Scheiß Sache das.

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