Ich hatte im TV ein Interview mit dem alten Konrad Lorenz gesehen und googelte nach ihm, seinen Zitaten und Büchern. Lorenz beklagte u.a. „die Verhausschweinung des Menschen“ als Folge des Wegfalls von natürlichen Selektionsmechanismen in den zivilisierten Gesellschaften:
„Die Verfallstypen durchsetzen Volk und Staat dank ihrer größeren Vermehrungsquote und ihren vergröberten Wettbewerbsmethoden dem Artgenossen gegenüber in kürzester Zeit und bringen beiden aus analogen biologischen Gründen den Untergang, aus denen die ebenfalls asozialen Zellen einer Krebsgeschwulst das Gefüge des Zellstaates zugrunde richten.“
– Konrad Lorenz: Die angeborenen Formen möglicher Erfahrung. Zeitschrift für Tierpsychologie 5, 1943, S. 294.
(
Quelle: Wikipedia)
Wenn ich mit Bus und Straßenbahn unterwegs bin, könnte mir regelmäßig der Gedanke kommen, dass die Verhausschweinung des Menschen rasant voranschreitet. Auch in der Fußgängerzone begegnen mir etliche Zeugnisse der von Lorenz (bereits 1943) kritisierten Entwicklung. Natürlich würde ich nie so weit gehen, meine Mitmenschen als Verfallstypen oder asoziale Zellen zu bezeichnen. Für asozial halte ich vor allem eine solche Herabwürdigung von Menschen. Zudem fühle ich mich bei Lorenz` Worten stark an die Naziideologie erinnert. Die Verwissenschaftlichung macht es noch schlimmer. Vieles aus dem Interview mit dem alten Lorenz fand ich allerdings immer noch brandaktuell und nachdenkenswert – womöglich seiner Altersweisheit geschuldet. Außerdem war er in der Verhaltensforschung unzweifelhaft eine wissenschaftliche Koryphäe.
Anfang März. Es geht langsam aufwärts Richtung Frühling! Ein wunderbarer Tag, um durch die Stadt zu flanieren. Die Sonne taucht die Welt in ein freundliches, heiteres Licht. Hoffentlich wird mir die Verhausschweinung des Menschen nicht die Laune verderben..., denn wenn ich ehrlich bin – es ist was Wahres dran.
(Ein Jahr vor seinem Tod gab Konrad Lorenz dem Spiegel ein Interview.
"Wir werden von Steinzeitmenschen regiert")