Stadt der Untoten
Ein Zombiefilm sollte unbedingt in Berlin gedreht werden. Eine bessere Kulisse kann ich mir nicht vorstellen. Schmelztiegel der Wahnsinnigen, der Besessenen, der Idioten, der Bettler, der Verlorenen und Einsamen, der Alten und Kranken, der Hundebesitzer, der Nutten, der Geschäftsleute, der Bonzen …
Die Sonne geht nie unter in Berlin. Die Nacht ist eine Einbildung. Labyrinth der Straßen und U-Bahntunnel. Die Sonne geht nie auf in Berlin. Der Tag ist eine Einbildung. Das Leben ist Einbildung. Wer noch keinen Dachschaden hat, bekommt hier einen. Trotzdem muss man diese Stadt lieben. Mal ist sie eine Nummer zu groß und mal eine Nummer zu klein. Ich wachse hinein, anonym, zusammen mit Millionen fremder Augenpaare. Endloses Buffet der Eitelkeiten.
Ich sitze in der Bierbar am Alex. Eine Horde abgesoffener Fußballfans grölt. Ein Tumult entsteht. Neugierig blicken wir Kneipengäste auf die Szene. Leiber werden auseinander gerissen. Blut spritzt gegen das Fenster, läuft aus Mäulern. Der Barkeeper kommentiert in bestem Berlinerisch: „Die treiben`s heute wieder ganz schön bunt.“
bonanzaMARGOT
- 29. Okt. 14, 11:04
- boMAs Gedichte und Texte