Sonntag, 20. April 2014

Am Besten schlucken


Feiertage wie Ostern lassen sich unmöglich nüchtern ertragen. Eine andere Möglichkeit, dem ganz normalen Feiertags-Irrsinn zu entfliehen, ist die Arbeit. Drum arbeite ich nicht ungern an Wochenenden und Feiertagen. Die Arbeit schert sich nämlich einen Dreck darum, ob Weihnachten, Ostern oder Silvester ist. Sie muss einfach gemacht werden. Und sowieso die Nächte. Ich meine, den Nachtdienst erlebe ich ein wenig geschützt oder abgeschottet von all dem Krampf, welchen sich die Menschen tagsüber ausdenken. Es geht darum, zur Ruhe zu kommen. Ich behüte den Schlaf der Alten. An Ostern muss ich dabei so gut wie gar nicht denken. Ich kriege es nur nebenbei durch die blöde Deko in den Aufenthaltsräumen mit.
Die normalen Wochentage habe ich lieber. Da macht niemand so als ob. Schlimm genug, die Menschen ganz normal zu ertragen. Diese ganze Hirnverbranntheit.
Schon seltsam: für viele Menschen bedeutet das Tageslicht Trost, und in der Nacht kommen ihre Angstgespenster hoch – bei mir ist es eher umgekehrt. Nicht, dass ich Angst vorm Tag hätte, nein. Ich wurde nicht zum Nachtmenschen, obwohl ich seit Jahren Nachtdienst schiebe. Ich liebe die Sonne und die Farben. Aber die Nacht ist einfach darum sehr tröstlich, weil sie über dem Irrsinn nicht noch das Licht anschaltet. Außerdem können schlafende Menschen nix blödes anstellen. Dummerweise schlafen die Alten nicht die ganze Nacht … Hm, aber darauf wollte ich nicht abheben. Ich wollte erklären, warum ich Feiertage wie Ostern hasse. Möglicherweise weiß ich es selbst nicht genau. Man hat halt solche Abneigungen gewissen Dingen gegenüber und kann sie nur schwer reflektieren. Es gibt Menschen (hauptsächlich Frauen), die vor Mäusen fliehen – dabei finde ich die ganz niedlich. Ist schon komisch.
Mein Verstand sträubt sich gegen solche irrationalen Abneigungen oder gar Ängste. Ostern ist nicht einfach scheiße, es muss Gründe haben. Wahrscheinlich wirken die Feiertage wie ein Katalysator in Hinsicht auf gewisse menschliche Eigenarten. So werden Hohlheit und Idiotie irgendwie verstärkt freigesetzt.

TV-Tipp:

"Goldrausch", 21 Uhr, 3sat

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