"Occi gegen die Welt", 22 Uhr 40, ARTE
bonanzaMARGOT
- 30. Jan. 13, 17:26
Ich komme vom Nachtdienst nach Hause und habe den Punkt erreicht, wo ich trotz Müdigkeit nicht schlafen kann. Die Konzentration fällt mir schwer. Ich fühle mich wie durch eine Wand aus Watte von der Wirklichkeit getrennt. Die Gedanken schleppen sich durch meinen Kopf, ein wenig wackelig. Wie schön wäre es, sich an einen warmen Körper zu schmiegen, ein Lächeln zu empfangen. Ich schalte den TV ein, damit ich nicht allein mit der Stille bin. Eine Dokumentation über Ausschwitz läuft. Zeitzeugen berichten von ihren Erlebnissen. Man könnte das Kotzen kriegen.
Ich öffne eine Dose Bier. Das Feierabendbier. Da sitze ich. Nach einer Nachtwache im Altenheim. Mitten im Leben und doch am Rand. Es ist ein bisschen wie Zugfahren. Ich fuhr am Einschlaf-Punkt vorbei. Ich fuhr an einer ganzen Menge vorbei. Beinahe fuhr ich mit dem Bus an meiner Haltestelle vorbei. Meine Busbegleiterin sagte: „Ich glaube, Sie müssen jetzt drücken.“ Sie ist Lehrerin in einer Behindertenschule, und wenn ich nach Hause fahre, fährt sie zur Arbeit. Meistens reden wir über unsere Arbeit. Die Problematiken ähneln sich in den sozialen Berufen. Wir sitzen etwa zwanzig Minuten nebeneinander im Bus. Dann muss ich aussteigen. „Schlafen Sie gut“, sagte sie. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag“, sagte ich.
Es tat gut, ein paar Worte gewechselt zu haben. Der Morgen dämmert. Ausschwitz ist vorbei. Eine andere Doku läuft …