Es bereitet mir leichtes Magengrummeln, wenn ich darüber nachdenke, wie vor einer meiner großen Radtouren. Die ersten Schritte gehe ich bereits, denn
diese Reise ist mehr als nur eine Reise. Sie bedeutet, an einem anderen Ort, bei anderen Menschen, in einer neuen Heimat anzukommen. Am Anfang sieht der Weg noch sehr weit aus mit all den Hürden, die man bewältigen muss. Zig Ungewissheiten liegen vor mir: die neue Arbeitsstelle, eine kleine Wohnung, der Umzug, die Reaktion der Eltern, das Kündigen des alten Arbeitsplatzes, das Zurechtfinden und Eingewöhnen am neuen Ort unter noch fremden Menschen … Inzwischen mache ich die ersten Schritte, indem ich
sie so oft wie möglich besuche, mich umschaue, mit ihr plane, mich mit ihr freue, ihre Kinder kennenlerne, auf gemeinsamen Unternehmungen Vertrautheit zu ihnen entwickele, auch einfach nur die Liebe genieße …, denn die Liebe ist es, die es mich wagen lässt. Ohne die Liebe würde ich nicht davon träumen. Wir wollen es. Ich fühle mich aufgenommen in ihrem Zuhause. Sie hilft mir. Auch für sie ist es ein Wagnis. Im März besuchte ich sie zum ersten Mal. Wir kennen uns noch nicht lange. Und doch ist das
Pflänzchen schon unglaublich gewachsen, - gleichsam mit der Natur im Frühling. Es füllt mich aus. Ich trage es in mir, auch wenn wir nicht zusammen sind. Wir fließen wie zwei Flüsse zusammen ... und suchen uns ein gemeinsames Bett.
Ich werde übersiedeln. Über die Alpen – in die Alpen. Ich kann es manchmal selbst nicht recht glauben. Alles erscheint noch unwirklich. Wie fernes Meeresrauschen. Ängste mischen sich in die Euphorie, aber ich kenne mich: wenn ich mal auf ein Ziel, das mir lieb ist, losgegangen bin, lasse ich mich so leicht nicht mehr beirren.
Vor uns liegen noch Monate der Planung und Vorbereitung, sowieso des gegenseitigen Abtastens und Kennenlernens. Der Alltag läuft parallel dazu. Die Sonne scheint zu mir herein, heute Vormittag, Anfang Mai. Aufbruchstimmung. Zum Wegträumen. Die Sehnsucht als Wegweiser.