Aus dem Archiv
fernsehdiskussion
keiner blickt durch – oder: jeder glaubt, er hat den vollen durchblick.
sitzen in anzug und kravatte da. der eine gestikuliert mit dampfender
pfeife: „das geschäft ist geschäft.“ der moderator, der beruhigt und
ordnet. der unternehmer sagt: „das ist alles unsinn ...“ zahlen und
persönliche einwürfe. keiner überzeugt keinen. wer will sich schon
überzeugen lassen? keiner blickt durch. ich auch nicht. die realität
schält sich langsam aus der zeit. wir werden sehen – solange sie
frisch ist.
zwei frauen sind auch mit von der partie. beide haben sie kurze haare.
ein einwurf: „rasenmähermethode.“ das passt. nur die eine hat blonde,
die andere dunkelbraune haare. die mit den blonden haaren hat vier
kinder. wo sind die menschen? eine anke t. spricht: „wenn sie mich
noch mal ..., und was ist mit dem überschuß?“ kürzungen. sie hat blonde,
kurze haare. „die armen werden ärmer“, sagt sie, und der politiker wirft
dazu zahlen in den raum. er ist fett und seit fünfzehn jahren abgeordneter.
„sie sind sehr einseitig“, sagt er zu der blonden, „ihren persönlichen
lebensweg wollte ich mal verfolgen. warum bekommen sie denn sozial-
hilfe?“
wer? was? wo sind arme? arme und beine und reiche und hände, die
arbeiten, furchige, globige hände mit wurstfingern.
zurückgelehnt mit überkreuzten beinen, die arme fuchteln vorne rum.
dann dreht sich der ton dazu. der moderator kratzt sich am kopf und
ordnet. nur der politiker ist fett. warum ist er fett? warum sind die armen
arm? warum sind die beine bein? warum sind die reichen reich?
jetzt kommen wir zum schlußwort:
„ich hoffe, liebe zuschauer, sie haben etwas von der diskussion gehabt.
ich danke ihnen für`s zusehen. es ist fast eins. ich wünsche ihnen eine
gute nacht.“
(1984)
keiner blickt durch – oder: jeder glaubt, er hat den vollen durchblick.
sitzen in anzug und kravatte da. der eine gestikuliert mit dampfender
pfeife: „das geschäft ist geschäft.“ der moderator, der beruhigt und
ordnet. der unternehmer sagt: „das ist alles unsinn ...“ zahlen und
persönliche einwürfe. keiner überzeugt keinen. wer will sich schon
überzeugen lassen? keiner blickt durch. ich auch nicht. die realität
schält sich langsam aus der zeit. wir werden sehen – solange sie
frisch ist.
zwei frauen sind auch mit von der partie. beide haben sie kurze haare.
ein einwurf: „rasenmähermethode.“ das passt. nur die eine hat blonde,
die andere dunkelbraune haare. die mit den blonden haaren hat vier
kinder. wo sind die menschen? eine anke t. spricht: „wenn sie mich
noch mal ..., und was ist mit dem überschuß?“ kürzungen. sie hat blonde,
kurze haare. „die armen werden ärmer“, sagt sie, und der politiker wirft
dazu zahlen in den raum. er ist fett und seit fünfzehn jahren abgeordneter.
„sie sind sehr einseitig“, sagt er zu der blonden, „ihren persönlichen
lebensweg wollte ich mal verfolgen. warum bekommen sie denn sozial-
hilfe?“
wer? was? wo sind arme? arme und beine und reiche und hände, die
arbeiten, furchige, globige hände mit wurstfingern.
zurückgelehnt mit überkreuzten beinen, die arme fuchteln vorne rum.
dann dreht sich der ton dazu. der moderator kratzt sich am kopf und
ordnet. nur der politiker ist fett. warum ist er fett? warum sind die armen
arm? warum sind die beine bein? warum sind die reichen reich?
jetzt kommen wir zum schlußwort:
„ich hoffe, liebe zuschauer, sie haben etwas von der diskussion gehabt.
ich danke ihnen für`s zusehen. es ist fast eins. ich wünsche ihnen eine
gute nacht.“
(1984)
bonanzaMARGOT
- 30. Dez. 10, 16:08
- Als Gebüsche noch Gebüsche waren