Mittwoch, 22. Dezember 2010

Finger weg von meiner Paranoia


Manche Tage fühle ich mich wie innerlich leer gelutscht. Die Zeiträume schrumpfen durch Eintönigkeit. Vielleicht durch die Unschärfe. Alles wird mit dem Alter unscharf. Weil alles zu viel ist. Der Schnee schmolz zu dreckigweißen Resten. Ich träume von der Freiheit, nicht mehr tun zu müssen, was ich nicht will. Darauf kann ich wohl warten, bis ich schwarz werde. Aber wer ist in diesem Sinne schon frei? Vielleicht Buddha.
In den reichen und demokratischen Ländern der Welt sind es nicht so sehr die äußeren Zwänge - wir machen uns den Stress selbst. Nehmen wir nur mal Weihnachten. Oder den Autowahn. Tausend Dinge ließen sich aufzählen, die wir (fälschlicherweise) vom Materialismus als Wichtigkeiten adoptieren. Nur um uns von dem Abgrund unter unseren Füßen abzulenken. Und weil dieser ganze Scheißdreck Teil eines globalen Monopoly-Spiels ist. Die Gehirnwäsche ist perfekt. Einige Menschen scheinen bereits völlig entseelt zu sein. Nur noch Rudimente seelischen Lebens liegen verstreut an der Oberfläche - wie diese Schneereste, wenn ich aus dem Fenster schaue. Ihre Terminkalender sind voll von selbst auferlegten Zwängen. Auch die Liebe findet ihren Eintrag und wird abgehandelt wie ein Geschäftstermin. Immerhin findet sie noch statt. Wenn auch oft verkorkst als Sexsucht.
Am Schlimmsten empfinde ich dabei die Doppelbödigkeit. Wie krampfhaft alles schön geredet wird. Ganz besonders an Weihnachten. Nach dem Motto: wenn ich schon Opfer meiner eigenen Idiotie bin, dann ist diese Idiotie eben normal. Was die Mehrheit macht, muss doch normal und richtig sein. Nur nicht zu viel darüber nachdenken. Und die Zweifel werden einfach verschwiegen. Die lähmen nur.

Was für ein milchig trüber Tag heute. Guter Stoff für Melancholiker. Zufällig läuft Musik von „Element of Crime“ - der Titel: „Finger weg von meiner Paranoia“. Da muss ich in mich hinein grinsen ...
Alles nur Einbildung. Je nachdem aus welchem Fenster man blickt.

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